ihn zuvor niemahls gesehen, sagte mir doch mein Her- tze so gleich, daß er ein Theologus seyn müste. Wir grüsseten einander freundlich, und ich nahm mir die Freyheit, ihn zu sragen: Ob er ein Theologus sey. Er bejahete solches, und setzte hinzu, daß er in dieser Stadt zu einer Condition verschrieben worden, durch einen gehabten Unglücks-Fall aber zu späte ge- kommen sey. Hierauf fragte ich weiter: Ob er nicht einen feinen Menschen zuweisen könne, der da Lust habe, als Prediger mit mir zu Schiffe zu gehen. Er verfärbte sich deßwegen ungemein, und konte mir nicht so gleich antworten, endlich aber sagte er gantz bestürtzt: Mein Herr! Jch kan ihnen bey GOtt ver- sichern, daß ich voritzo allhier keinen eintzigen Can- didatum Ministerii Theologici kenne, denn ich habe zwar vor einigen Jahren bey einem hiesigen Kauffmanne, Julius genannt, die Information sei- nes Sohnes gehabt, da aber nach der Zeit mich wie- derum an andern Orten aufgehalten, und nunmehro erstlich vor 2. Tagen, wiewohl vergebens, alhier an- gekommen bin, ist mir unbewust, was sich anitzo von dergleichen Personen allhier befindet.
Jch gewann den werthen Herrn Mag. Schmel- tzer unter währenden diesen Reden, und zwar we- gen der wunderbaren Schickung GOttes, dermas- sen lieb, daß ich mich nicht entbrechen konte, ferner zu fragen: Ob er nicht selbsten Belieben bey sich verspürete, die Station eines Schiffs-Predigers anzunehmen, zumahlen da ich ihm dasienige, was sonst andere zu geniessen hätten, gedoppelt zahlen wolte? Hierauf gab er zur Antwort: GOtt, der,
mein
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ihn zuvor niemahls geſehen, ſagte mir doch mein Her- tze ſo gleich, daß er ein Theologus ſeyn muͤſte. Wir gruͤſſeten einander freundlich, und ich nahm mir die Freyheit, ihn zu ſragen: Ob er ein Theologus ſey. Er bejahete ſolches, und ſetzte hinzu, daß er in dieſer Stadt zu einer Condition verſchrieben worden, durch einen gehabten Ungluͤcks-Fall aber zu ſpaͤte ge- kommen ſey. Hierauf fragte ich weiter: Ob er nicht einen feinen Menſchen zuweiſen koͤnne, der da Luſt habe, als Prediger mit mir zu Schiffe zu gehen. Er verfaͤrbte ſich deßwegen ungemein, und konte mir nicht ſo gleich antworten, endlich aber ſagte er gantz beſtuͤrtzt: Mein Herr! Jch kan ihnen bey GOtt ver- ſichern, daß ich voritzo allhier keinen eintzigen Can- didatum Miniſterii Theologici kenne, denn ich habe zwar vor einigen Jahren bey einem hieſigen Kauffmanne, Julius genannt, die Information ſei- nes Sohnes gehabt, da aber nach der Zeit mich wie- derum an andern Orten aufgehalten, und nunmehro erſtlich vor 2. Tagen, wiewohl vergebens, alhier an- gekommen bin, iſt mir unbewuſt, was ſich anitzo von dergleichen Perſonen allhier befindet.
Jch gewann den werthen Herrn Mag. Schmel- tzer unter waͤhrenden dieſen Reden, und zwar we- gen der wunderbaren Schickung GOttes, dermaſ- ſen lieb, daß ich mich nicht entbrechen konte, ferner zu fragen: Ob er nicht ſelbſten Belieben bey ſich verſpuͤrete, die Station eines Schiffs-Predigers anzunehmen, zumahlen da ich ihm dasienige, was ſonſt andere zu genieſſen haͤtten, gedoppelt zahlen wolte? Hierauf gab er zur Antwort: GOtt, der,
mein
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ihn zuvor niemahls geſehen, ſagte mir doch mein Her-
tze ſo gleich, daß er ein Theologus ſeyn muͤſte. Wir
gruͤſſeten einander freundlich, und ich nahm mir die
Freyheit, ihn zu ſragen: Ob er ein Theologus ſey.
Er bejahete ſolches, und ſetzte hinzu, daß er in dieſer
Stadt zu einer Condition verſchrieben worden,
durch einen gehabten Ungluͤcks-Fall aber zu ſpaͤte ge-
kommen ſey. Hierauf fragte ich weiter: Ob er nicht
einen feinen Menſchen zuweiſen koͤnne, der da Luſt
habe, als Prediger mit mir zu Schiffe zu gehen. Er
verfaͤrbte ſich deßwegen ungemein, und konte mir
nicht ſo gleich antworten, endlich aber ſagte er gantz
beſtuͤrtzt: Mein Herr! Jch kan ihnen bey GOtt ver-
ſichern, daß ich voritzo allhier keinen eintzigen Can-
didatum Miniſterii Theologici kenne, denn ich
habe zwar vor einigen Jahren bey einem hieſigen
Kauffmanne, Julius genannt, die Information ſei-
nes Sohnes gehabt, da aber nach der Zeit mich wie-
derum an andern Orten aufgehalten, und nunmehro
erſtlich vor 2. Tagen, wiewohl vergebens, alhier an-
gekommen bin, iſt mir unbewuſt, was ſich anitzo von
dergleichen Perſonen allhier befindet.
Jch gewann den werthen Herrn Mag. Schmel-
tzer unter waͤhrenden dieſen Reden, und zwar we-
gen der wunderbaren Schickung GOttes, dermaſ-
ſen lieb, daß ich mich nicht entbrechen konte, ferner
zu fragen: Ob er nicht ſelbſten Belieben bey ſich
verſpuͤrete, die Station eines Schiffs-Predigers
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/469>, abgerufen am 22.11.2024.
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