mein Hertze kennet, wird mir Zeugniß geben, daß ich nicht um zeitlichen Gewinstes willen in seinem Wein- berge zu dienen suche, weil ich demnach dergleichen Beruff, als itzo an mich gelanget, vor etwas sonder- bares, ja Göttliches erkenne, so will nicht weigern, demselben gehorsame Folge zu leisten, jedoch nicht eher, als biß ich durch ein behöriges Examen darzu tüchtig besunden, und dem heiligen Gebrauche nach zum Priester geweyhet worden.
Es traten unter diesen Reden mir und ihm die Thränen in die Augen, derowegen reichte ich ihm die Hand, und sagte weiter nichts als dieses: Es ist genung, mein Herr! GOtt hat Sie und mich berathen, derowegen bitte, nur mit mir in mein Logis zu folgen, allwo wir von dieser Sache um- ständlicher mit einander sprechen wollen. So bald wir demnach in selbigen angelanget, nahm ich mir kein Bedencken, ihm einen wahrhafften und hin- länglichen Bericht von dem Zustande der Felsen- burgischen Einwohner abzustatten, welchen er mit gröster Verwunderung anhörete, und betheurete, daß er bey so gestallten Sachen die Reise in be- sagtes Land desto vergnügter unternehmen, auch sich gar nicht beschweren wolte, wenn er gleich Zeit Lebens daselbst verbleiben müste, daserne er nur das Glück hätte, dem dort versammleten Christen- Häuflein das Heil ihrer Seelen zu befördern. Hier- auf, da er mir eine kurtze Erzehlung seiner Lebens- Geschicht gethan, nahm ich Gelegenheit, ihn we- gen des Kauffmanns, Frantz Martin Julii, und des- sen Familie ein und anderes zu besragen, und er-
fuhr
mein Hertze kennet, wird mir Zeugniß geben, daß ich nicht um zeitlichen Gewinſtes willen in ſeinem Wein- berge zu dienen ſuche, weil ich demnach dergleichen Beruff, als itzo an mich gelanget, vor etwas ſonder- bares, ja Goͤttliches erkenne, ſo will nicht weigern, demſelben gehorſame Folge zu leiſten, jedoch nicht eher, als biß ich durch ein behoͤriges Examen darzu tuͤchtig beſunden, und dem heiligen Gebrauche nach zum Prieſter geweyhet worden.
Es traten unter dieſen Reden mir und ihm die Thraͤnen in die Augen, derowegen reichte ich ihm die Hand, und ſagte weiter nichts als dieſes: Es iſt genung, mein Herr! GOtt hat Sie und mich berathen, derowegen bitte, nur mit mir in mein Logis zu folgen, allwo wir von dieſer Sache um- ſtaͤndlicher mit einander ſprechen wollen. So bald wir demnach in ſelbigen angelanget, nahm ich mir kein Bedencken, ihm einen wahrhafften und hin- laͤnglichen Bericht von dem Zuſtande der Felſen- burgiſchen Einwohner abzuſtatten, welchen er mit groͤſter Verwunderung anhoͤrete, und betheurete, daß er bey ſo geſtallten Sachen die Reiſe in be- ſagtes Land deſto vergnuͤgter unternehmen, auch ſich gar nicht beſchweren wolte, wenn er gleich Zeit Lebens daſelbſt verbleiben muͤſte, daſerne er nur das Gluͤck haͤtte, dem dort verſammleten Chriſten- Haͤuflein das Heil ihrer Seelen zu befoͤrdern. Hier- auf, da er mir eine kurtze Erzehlung ſeiner Lebens- Geſchicht gethan, nahm ich Gelegenheit, ihn we- gen des Kauffmanns, Frantz Martin Julii, und deſ- ſen Familie ein und anderes zu beſragen, und er-
fuhr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0470"n="456"/>
mein Hertze kennet, wird mir Zeugniß geben, daß ich<lb/>
nicht um zeitlichen Gewinſtes willen in ſeinem Wein-<lb/>
berge zu dienen ſuche, weil ich demnach dergleichen<lb/>
Beruff, als itzo an mich gelanget, vor etwas ſonder-<lb/>
bares, ja Goͤttliches erkenne, ſo will nicht weigern,<lb/>
demſelben gehorſame Folge zu leiſten, jedoch nicht<lb/>
eher, als biß ich durch ein behoͤriges <hirendition="#aq">Examen</hi> darzu<lb/>
tuͤchtig beſunden, und dem heiligen Gebrauche nach<lb/>
zum Prieſter geweyhet worden.</p><lb/><p>Es traten unter dieſen Reden mir und ihm die<lb/>
Thraͤnen in die Augen, derowegen reichte ich ihm<lb/>
die Hand, und ſagte weiter nichts als dieſes: Es<lb/>
iſt genung, mein Herr! GOtt hat Sie und mich<lb/>
berathen, derowegen bitte, nur mit mir in mein<lb/><hirendition="#aq">Logis</hi> zu folgen, allwo wir von dieſer Sache um-<lb/>ſtaͤndlicher mit einander ſprechen wollen. So bald<lb/>
wir demnach in ſelbigen angelanget, nahm ich mir<lb/>
kein Bedencken, ihm einen wahrhafften und hin-<lb/>
laͤnglichen Bericht von dem Zuſtande der Felſen-<lb/>
burgiſchen Einwohner abzuſtatten, welchen er mit<lb/>
groͤſter Verwunderung anhoͤrete, und betheurete,<lb/>
daß er bey ſo geſtallten Sachen die Reiſe in be-<lb/>ſagtes Land deſto vergnuͤgter unternehmen, auch<lb/>ſich gar nicht beſchweren wolte, wenn er gleich Zeit<lb/>
Lebens daſelbſt verbleiben muͤſte, daſerne er nur<lb/>
das Gluͤck haͤtte, dem dort verſammleten Chriſten-<lb/>
Haͤuflein das Heil ihrer Seelen zu befoͤrdern. Hier-<lb/>
auf, da er mir eine kurtze Erzehlung ſeiner Lebens-<lb/>
Geſchicht gethan, nahm ich Gelegenheit, ihn we-<lb/>
gen des Kauffmanns, <hirendition="#aq">Frantz Martin Julii,</hi> und deſ-<lb/>ſen <hirendition="#aq">Familie</hi> ein und anderes zu beſragen, und er-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fuhr</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[456/0470]
mein Hertze kennet, wird mir Zeugniß geben, daß ich
nicht um zeitlichen Gewinſtes willen in ſeinem Wein-
berge zu dienen ſuche, weil ich demnach dergleichen
Beruff, als itzo an mich gelanget, vor etwas ſonder-
bares, ja Goͤttliches erkenne, ſo will nicht weigern,
demſelben gehorſame Folge zu leiſten, jedoch nicht
eher, als biß ich durch ein behoͤriges Examen darzu
tuͤchtig beſunden, und dem heiligen Gebrauche nach
zum Prieſter geweyhet worden.
Es traten unter dieſen Reden mir und ihm die
Thraͤnen in die Augen, derowegen reichte ich ihm
die Hand, und ſagte weiter nichts als dieſes: Es
iſt genung, mein Herr! GOtt hat Sie und mich
berathen, derowegen bitte, nur mit mir in mein
Logis zu folgen, allwo wir von dieſer Sache um-
ſtaͤndlicher mit einander ſprechen wollen. So bald
wir demnach in ſelbigen angelanget, nahm ich mir
kein Bedencken, ihm einen wahrhafften und hin-
laͤnglichen Bericht von dem Zuſtande der Felſen-
burgiſchen Einwohner abzuſtatten, welchen er mit
groͤſter Verwunderung anhoͤrete, und betheurete,
daß er bey ſo geſtallten Sachen die Reiſe in be-
ſagtes Land deſto vergnuͤgter unternehmen, auch
ſich gar nicht beſchweren wolte, wenn er gleich Zeit
Lebens daſelbſt verbleiben muͤſte, daſerne er nur
das Gluͤck haͤtte, dem dort verſammleten Chriſten-
Haͤuflein das Heil ihrer Seelen zu befoͤrdern. Hier-
auf, da er mir eine kurtze Erzehlung ſeiner Lebens-
Geſchicht gethan, nahm ich Gelegenheit, ihn we-
gen des Kauffmanns, Frantz Martin Julii, und deſ-
ſen Familie ein und anderes zu beſragen, und er-
fuhr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/470>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.