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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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sich auf 800 Holländ. fl. selbiges legte meistens an
lauter solche Waaren, womit man sich auf der
Reise nach Ost-Jndien öffters 10. biß 20. fachen
Profit machen kan, fieng also an ein rechter, wiewol
annoch gantz kleiner, Kauffmann zu werden.

Jmmittelst führte mich so wohl auf dem Schif-
fe, als auch an andern Orten, dermassen sparsam
und heimlich auf, daß ein jeder glauben muste: ich
hätte nicht 10. fl. in meinem gantzen Leben, an mei-
ner Hertzhafftigkeit und freyen Wesen aber hatte
Niemand das geringste auszusetzen; weil ich mir von
keinem, er mochte seyn wer er wolte, auf den Mun-
de trommeln ließ. Auf den Cap de bonne espe-
rence,
allwo wir genöthiget waren, etliche Wochen
zu verweilen, hatte ich eine verzweiffelte Recontre,
und zwar durch folgende Veranlassung: Jch gieng
eines Tages von dem Cap zum Zeitvertreib etwas
tieffer ins Land hinein, um mit meiner mitgenom-
menen Flinte ein anständiges Stückgen Wildpret zu
schiessen, und gerieth von ohngefähr an ein, nach da-
siger Arth, gantz zierlich erbauetes Lust-Hauß, so mit
feinen Gärten und Weinbergen umgeben war, es
schien mir würdig genung zu seyn, solches von aus-
sen rings herum zu betrachten, gelangete also an ei-
ne halb offenstehende kleine Garten-Thür, trat hin-
nein, und sahe ein gewiß recht schön gebildet, und
wohl gekleydetes Frauenzimmer, nach den Klange
einer kleinen Trommel, die ein anderes Frauen-
zimmer ziemlich Tact-mäßig spielete, recht zierlich
tantzen.

Jch merckte, daß sie meiner gewahr wurde, jeden-
noch ließ sie sich gar nicht stöhren, sondern tantzte

noch
C 2

ſich auf 800 Hollaͤnd. fl. ſelbiges legte meiſtens an
lauter ſolche Waaren, womit man ſich auf der
Reiſe nach Oſt-Jndien oͤffters 10. biß 20. fachen
Profit machen kan, fieng alſo an ein rechter, wiewol
annoch gantz kleiner, Kauffmann zu werden.

Jmmittelſt fuͤhrte mich ſo wohl auf dem Schif-
fe, als auch an andern Orten, dermaſſen ſparſam
und heimlich auf, daß ein jeder glauben muſte: ich
haͤtte nicht 10. fl. in meinem gantzen Leben, an mei-
ner Hertzhafftigkeit und freyen Weſen aber hatte
Niemand das geringſte auszuſetzen; weil ich mir von
keinem, er mochte ſeyn wer er wolte, auf den Mun-
de trommeln ließ. Auf den Cap de bonne eſpe-
rence,
allwo wir genoͤthiget waren, etliche Wochen
zu verweilen, hatte ich eine verzweiffelte Recontre,
und zwar durch folgende Veranlaſſung: Jch gieng
eines Tages von dem Cap zum Zeitvertreib etwas
tieffer ins Land hinein, um mit meiner mitgenom-
menen Flinte ein anſtaͤndiges Stuͤckgen Wildpret zu
ſchieſſen, und gerieth von ohngefaͤhr an ein, nach da-
ſiger Arth, gantz zierlich erbauetes Luſt-Hauß, ſo mit
feinen Gaͤrten und Weinbergen umgeben war, es
ſchien mir wuͤrdig genung zu ſeyn, ſolches von auſ-
ſen rings herum zu betrachten, gelangete alſo an ei-
ne halb offenſtehende kleine Garten-Thuͤr, trat hin-
nein, und ſahe ein gewiß recht ſchoͤn gebildet, und
wohl gekleydetes Frauenzimmer, nach den Klange
einer kleinen Trommel, die ein anderes Frauen-
zimmer ziemlich Tact-maͤßig ſpielete, recht zierlich
tantzen.

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noch ließ ſie ſich gar nicht ſtoͤhren, ſondern tantzte

noch
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[35/0047] ſich auf 800 Hollaͤnd. fl. ſelbiges legte meiſtens an lauter ſolche Waaren, womit man ſich auf der Reiſe nach Oſt-Jndien oͤffters 10. biß 20. fachen Profit machen kan, fieng alſo an ein rechter, wiewol annoch gantz kleiner, Kauffmann zu werden. Jmmittelſt fuͤhrte mich ſo wohl auf dem Schif- fe, als auch an andern Orten, dermaſſen ſparſam und heimlich auf, daß ein jeder glauben muſte: ich haͤtte nicht 10. fl. in meinem gantzen Leben, an mei- ner Hertzhafftigkeit und freyen Weſen aber hatte Niemand das geringſte auszuſetzen; weil ich mir von keinem, er mochte ſeyn wer er wolte, auf den Mun- de trommeln ließ. Auf den Cap de bonne eſpe- rence, allwo wir genoͤthiget waren, etliche Wochen zu verweilen, hatte ich eine verzweiffelte Recontre, und zwar durch folgende Veranlaſſung: Jch gieng eines Tages von dem Cap zum Zeitvertreib etwas tieffer ins Land hinein, um mit meiner mitgenom- menen Flinte ein anſtaͤndiges Stuͤckgen Wildpret zu ſchieſſen, und gerieth von ohngefaͤhr an ein, nach da- ſiger Arth, gantz zierlich erbauetes Luſt-Hauß, ſo mit feinen Gaͤrten und Weinbergen umgeben war, es ſchien mir wuͤrdig genung zu ſeyn, ſolches von auſ- ſen rings herum zu betrachten, gelangete alſo an ei- ne halb offenſtehende kleine Garten-Thuͤr, trat hin- nein, und ſahe ein gewiß recht ſchoͤn gebildet, und wohl gekleydetes Frauenzimmer, nach den Klange einer kleinen Trommel, die ein anderes Frauen- zimmer ziemlich Tact-maͤßig ſpielete, recht zierlich tantzen. Jch merckte, daß ſie meiner gewahr wurde, jeden- noch ließ ſie ſich gar nicht ſtoͤhren, ſondern tantzte noch C 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/47>, abgerufen am 21.11.2024.