schwartzen Bande zu der Schäferischen Liebes- Grille? Jndem mir aber das fernere Nachsinnen durch meines Gegners Anrennen unterbrochen wurde, empfing ich ihn mit meiner hurtig eingeleg- ten Lantze zum ersten mahle dermassen, daß er auf beyden Seiten Bügel loß wurde, und sich kaum mit Ergreiffung seines Pferdes Mähne im Sattel er- halten konte. Dem ohngeacht versuchte er das andere Rennen, wurde aber von meinen hefftigen Lantzen-Stosse so gewaltig aus dem Sattel geho- ben, daß er halb ohnmächtig vom Platze getragen werden muste. Solchergestalt war der verliebte Feuerfarbene Schäfer vor dieses mahl abgefertiget, und weil ich mich die übrige Zeit gegen andere noch ziemlich hurtig hielt, wurde mir bey Endigung des Turniers von den Kampf-Richtern der andere Preiß zu erkannt, welches ein vortrefflicher Mauri- scher Säbel war, dessen güldenes Gefässe mit den kostbarsten Edel-Steinen prangete. Die Prin- ceßin Johanna hielt mir denselben mit einer lächlen- den Geberde schon entgegen, da ich noch wohl 20. Schritte biß zu ihrem auferbauten Throne zu thun hatte, indem ich aber auf der untersten Staffel des- selben nieder kniete, und meinen Helm abnahm, mit hin mein blosses Gesichte zeigte, stutzte nicht allein die Princeßin nebst ihren andern Frauenzimmer gewaltig, sondern Dero liebstes Fräulein, die Don- na Eleonora de Sylva, sanck gar in einer Ohn- macht darnieder. Die Wenigsten mochten wohl errathen können, woher ihr dieser jählinge Zufall kam, und ich selbst wusten nicht, was es eigentlich zu bedeuten hatte, machte mich aber in noch währen-
den
J i 2
ſchwartzen Bande zu der Schaͤferiſchen Liebes- Grille? Jndem mir aber das fernere Nachſinnen durch meines Gegners Anrennen unterbrochen wurde, empfing ich ihn mit meiner hurtig eingeleg- ten Lantze zum erſten mahle dermaſſen, daß er auf beyden Seiten Buͤgel loß wurde, und ſich kaum mit Ergreiffung ſeines Pferdes Maͤhne im Sattel er- halten konte. Dem ohngeacht verſuchte er das andere Rennen, wurde aber von meinen hefftigen Lantzen-Stoſſe ſo gewaltig aus dem Sattel geho- ben, daß er halb ohnmaͤchtig vom Platze getragen werden muſte. Solchergeſtalt war der verliebte Feuerfarbene Schaͤfer vor dieſes mahl abgefertiget, und weil ich mich die uͤbrige Zeit gegen andere noch ziemlich hurtig hielt, wurde mir bey Endigung des Turniers von den Kampf-Richtern der andere Preiß zu erkannt, welches ein vortrefflicher Mauri- ſcher Saͤbel war, deſſen guͤldenes Gefaͤſſe mit den koſtbarſten Edel-Steinen prangete. Die Prin- ceßin Johanna hielt mir denſelben mit einer laͤchlen- den Geberde ſchon entgegen, da ich noch wohl 20. Schritte biß zu ihrem auferbauten Throne zu thun hatte, indem ich aber auf der unterſten Staffel deſ- ſelben nieder kniete, und meinen Helm abnahm, mit hin mein bloſſes Geſichte zeigte, ſtutzte nicht allein die Princeßin nebſt ihren andern Frauenzimmer gewaltig, ſondern Dero liebſtes Fraͤulein, die Don- na Eleonora de Sylva, ſanck gar in einer Ohn- macht darnieder. Die Wenigſten mochten wohl errathen koͤnnen, woher ihr dieſer jaͤhlinge Zufall kam, und ich ſelbſt wuſten nicht, was es eigentlich zu bedeuten hatte, machte mich aber in noch waͤhren-
den
J i 2
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0513"n="499"/>ſchwartzen Bande zu der Schaͤferiſchen Liebes-<lb/>
Grille? Jndem mir aber das fernere Nachſinnen<lb/>
durch meines Gegners Anrennen unterbrochen<lb/>
wurde, empfing ich ihn mit meiner hurtig eingeleg-<lb/>
ten Lantze zum erſten mahle dermaſſen, daß er auf<lb/>
beyden Seiten Buͤgel loß wurde, und ſich kaum mit<lb/>
Ergreiffung ſeines Pferdes Maͤhne im Sattel er-<lb/>
halten konte. Dem ohngeacht verſuchte er das<lb/>
andere Rennen, wurde aber von meinen hefftigen<lb/>
Lantzen-Stoſſe ſo gewaltig aus dem Sattel geho-<lb/>
ben, daß er halb ohnmaͤchtig vom Platze getragen<lb/>
werden muſte. Solchergeſtalt war der verliebte<lb/>
Feuerfarbene Schaͤfer vor dieſes mahl abgefertiget,<lb/>
und weil ich mich die uͤbrige Zeit gegen andere noch<lb/>
ziemlich hurtig hielt, wurde mir bey Endigung des<lb/><hirendition="#aq">Turniers</hi> von den Kampf-Richtern der andere<lb/>
Preiß zu erkannt, welches ein vortrefflicher <hirendition="#aq">Mauri-</hi><lb/>ſcher Saͤbel war, deſſen guͤldenes Gefaͤſſe mit den<lb/>
koſtbarſten Edel-Steinen prangete. Die Prin-<lb/>
ceßin <hirendition="#aq">Johanna</hi> hielt mir denſelben mit einer laͤchlen-<lb/>
den Geberde ſchon entgegen, da ich noch wohl 20.<lb/>
Schritte biß zu ihrem auferbauten Throne zu thun<lb/>
hatte, indem ich aber auf der unterſten Staffel deſ-<lb/>ſelben nieder kniete, und meinen Helm abnahm, mit<lb/>
hin mein bloſſes Geſichte zeigte, ſtutzte nicht allein<lb/>
die Princeßin nebſt ihren andern Frauenzimmer<lb/>
gewaltig, ſondern Dero liebſtes Fraͤulein, die <hirendition="#aq">Don-<lb/>
na Eleonora de Sylva,</hi>ſanck gar in einer Ohn-<lb/>
macht darnieder. Die Wenigſten mochten wohl<lb/>
errathen koͤnnen, woher ihr dieſer jaͤhlinge Zufall<lb/>
kam, und ich ſelbſt wuſten nicht, was es eigentlich zu<lb/>
bedeuten hatte, machte mich aber in noch waͤhren-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[499/0513]
ſchwartzen Bande zu der Schaͤferiſchen Liebes-
Grille? Jndem mir aber das fernere Nachſinnen
durch meines Gegners Anrennen unterbrochen
wurde, empfing ich ihn mit meiner hurtig eingeleg-
ten Lantze zum erſten mahle dermaſſen, daß er auf
beyden Seiten Buͤgel loß wurde, und ſich kaum mit
Ergreiffung ſeines Pferdes Maͤhne im Sattel er-
halten konte. Dem ohngeacht verſuchte er das
andere Rennen, wurde aber von meinen hefftigen
Lantzen-Stoſſe ſo gewaltig aus dem Sattel geho-
ben, daß er halb ohnmaͤchtig vom Platze getragen
werden muſte. Solchergeſtalt war der verliebte
Feuerfarbene Schaͤfer vor dieſes mahl abgefertiget,
und weil ich mich die uͤbrige Zeit gegen andere noch
ziemlich hurtig hielt, wurde mir bey Endigung des
Turniers von den Kampf-Richtern der andere
Preiß zu erkannt, welches ein vortrefflicher Mauri-
ſcher Saͤbel war, deſſen guͤldenes Gefaͤſſe mit den
koſtbarſten Edel-Steinen prangete. Die Prin-
ceßin Johanna hielt mir denſelben mit einer laͤchlen-
den Geberde ſchon entgegen, da ich noch wohl 20.
Schritte biß zu ihrem auferbauten Throne zu thun
hatte, indem ich aber auf der unterſten Staffel deſ-
ſelben nieder kniete, und meinen Helm abnahm, mit
hin mein bloſſes Geſichte zeigte, ſtutzte nicht allein
die Princeßin nebſt ihren andern Frauenzimmer
gewaltig, ſondern Dero liebſtes Fraͤulein, die Don-
na Eleonora de Sylva, ſanck gar in einer Ohn-
macht darnieder. Die Wenigſten mochten wohl
errathen koͤnnen, woher ihr dieſer jaͤhlinge Zufall
kam, und ich ſelbſt wuſten nicht, was es eigentlich zu
bedeuten hatte, machte mich aber in noch waͤhren-
den
J i 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/513>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.