Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Uberbringer dieses wolte durch aus nicht be-
kennen, wie sein Herr mit Nahmen hiesse, derowe-
gen gab ihm nur an denselben folgende wenige Zei-
len zurück:

Frecher Ritter!

WOferne ihr nur halb so viel Verstand
und Klugheit, als Prahlerey und Hoch-
muth besässet, würder ihr rechtschaffenen
Leuten wenigstens nur etwas glimpflicher
zu begegnen wissen. Doch weil ich mich
viel lieber mit dem Schwerdt, als der Feder
gegen euch verantworten, und solcherge-
stalt keine Ursach geben will, mich vor einen
zaghafften Schäfer-
Courtisan zu halten, so
verspreche Morgen die bestimmte Zeit und
Ort in acht zu nehmen, daselbst soll sich zei-
gen, daß mein abgesagter Feind ein Lügner,
ich aber sey

Don Cyrillo de Valaro.

Demnach begab ich mich noch selbigen Abend
nebst dem Don Alphonso de Cordua, meiner Mut-
ter Bruders Sohne, den ich zum Beystande er-
wählet hatte, aus Madrit in das allernächst der
grossen Wiefe gelegene Dorff, allwo wir über
Nacht verblieben, und noch vor Aufgang der Son-
nen die grosse Wiese betraten. Mein Gegner, den
ich an seinen Feuerfarbenen Harnisch erkannte, er-
schien zu bestimmter Zeit, und konte mich ebenfalls
um so viel desto eher erkennen, weil ich das grüne
Band, nebst dem Bilde der Schäferin, ihm zum
Trotz abermahls wieder auf den Helm gebunden

hatte.
J i 3

Der Uberbringer dieſes wolte durch aus nicht be-
kennen, wie ſein Herr mit Nahmen hieſſe, derowe-
gen gab ihm nur an denſelben folgende wenige Zei-
len zuruͤck:

Frecher Ritter!

WOferne ihr nur halb ſo viel Verſtand
und Klugheit, als Prahlerey und Hoch-
muth beſaͤſſet, wuͤrder ihr rechtſchaffenen
Leuten wenigſtens nur etwas glimpflicher
zu begegnen wiſſen. Doch weil ich mich
viel lieber mit dem Schwerdt, als der Feder
gegen euch verantworten, und ſolcherge-
ſtalt keine Urſach geben will, mich vor einen
zaghafften Schaͤfer-
Courtiſan zu halten, ſo
verſpreche Morgen die beſtimmte Zeit und
Ort in acht zu nehmen, daſelbſt ſoll ſich zei-
gen, daß mein abgeſagter Feind ein Luͤgner,
ich aber ſey

Don Cyrillo de Valaro.

Demnach begab ich mich noch ſelbigen Abend
nebſt dem Don Alphonſo de Cordua, meiner Mut-
ter Bruders Sohne, den ich zum Beyſtande er-
waͤhlet hatte, aus Madrit in das allernaͤchſt der
groſſen Wiefe gelegene Dorff, allwo wir uͤber
Nacht verblieben, und noch vor Aufgang der Son-
nen die groſſe Wieſe betraten. Mein Gegner, den
ich an ſeinen Feuerfarbenen Harniſch erkannte, er-
ſchien zu beſtimmter Zeit, und konte mich ebenfalls
um ſo viel deſto eher erkennen, weil ich das gruͤne
Band, nebſt dem Bilde der Schaͤferin, ihm zum
Trotz abermahls wieder auf den Helm gebunden

hatte.
J i 3
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0515" n="501"/>
          <p>Der Uberbringer die&#x017F;es wolte durch aus nicht be-<lb/>
kennen, wie &#x017F;ein Herr mit Nahmen hie&#x017F;&#x017F;e, derowe-<lb/>
gen gab ihm nur an den&#x017F;elben folgende wenige Zei-<lb/>
len zuru&#x0364;ck:</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <opener>
                  <salute> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Frecher Ritter!</hi> </hi> </salute>
                </opener><lb/>
                <p> <hi rendition="#in">W</hi> <hi rendition="#fr">Oferne ihr nur halb &#x017F;o viel Ver&#x017F;tand<lb/>
und Klugheit, als Prahlerey und Hoch-<lb/>
muth be&#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, wu&#x0364;rder ihr recht&#x017F;chaffenen<lb/>
Leuten wenig&#x017F;tens nur etwas glimpflicher<lb/>
zu begegnen wi&#x017F;&#x017F;en. Doch weil ich mich<lb/>
viel lieber mit dem Schwerdt, als der Feder<lb/>
gegen euch verantworten, und &#x017F;olcherge-<lb/>
&#x017F;talt keine Ur&#x017F;ach geben will, mich vor einen<lb/>
zaghafften Scha&#x0364;fer-</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Courti&#x017F;an</hi> </hi> <hi rendition="#fr">zu halten, &#x017F;o<lb/>
ver&#x017F;preche Morgen die be&#x017F;timmte Zeit und<lb/>
Ort in acht zu nehmen, da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;oll &#x017F;ich zei-<lb/>
gen, daß mein abge&#x017F;agter Feind ein Lu&#x0364;gner,<lb/>
ich aber &#x017F;ey</hi> </p><lb/>
                <closer>
                  <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Don Cyrillo de Valaro.</hi> </hi> </salute>
                </closer>
              </div>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Demnach begab ich mich noch &#x017F;elbigen Abend<lb/>
neb&#x017F;t dem <hi rendition="#aq">Don Alphon&#x017F;o de Cordua,</hi> meiner Mut-<lb/>
ter Bruders Sohne, den ich zum Bey&#x017F;tande er-<lb/>
wa&#x0364;hlet hatte, aus <hi rendition="#aq">Madrit</hi> in das allerna&#x0364;ch&#x017F;t der<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Wiefe gelegene Dorff, allwo wir u&#x0364;ber<lb/>
Nacht verblieben, und noch vor Aufgang der Son-<lb/>
nen die gro&#x017F;&#x017F;e Wie&#x017F;e betraten. Mein Gegner, den<lb/>
ich an &#x017F;einen Feuerfarbenen Harni&#x017F;ch erkannte, er-<lb/>
&#x017F;chien zu be&#x017F;timmter Zeit, und konte mich ebenfalls<lb/>
um &#x017F;o viel de&#x017F;to eher erkennen, weil ich das gru&#x0364;ne<lb/>
Band, neb&#x017F;t dem Bilde der Scha&#x0364;ferin, ihm zum<lb/>
Trotz abermahls wieder auf den Helm gebunden<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">hatte.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[501/0515] Der Uberbringer dieſes wolte durch aus nicht be- kennen, wie ſein Herr mit Nahmen hieſſe, derowe- gen gab ihm nur an denſelben folgende wenige Zei- len zuruͤck: Frecher Ritter! WOferne ihr nur halb ſo viel Verſtand und Klugheit, als Prahlerey und Hoch- muth beſaͤſſet, wuͤrder ihr rechtſchaffenen Leuten wenigſtens nur etwas glimpflicher zu begegnen wiſſen. Doch weil ich mich viel lieber mit dem Schwerdt, als der Feder gegen euch verantworten, und ſolcherge- ſtalt keine Urſach geben will, mich vor einen zaghafften Schaͤfer-Courtiſan zu halten, ſo verſpreche Morgen die beſtimmte Zeit und Ort in acht zu nehmen, daſelbſt ſoll ſich zei- gen, daß mein abgeſagter Feind ein Luͤgner, ich aber ſey Don Cyrillo de Valaro. Demnach begab ich mich noch ſelbigen Abend nebſt dem Don Alphonſo de Cordua, meiner Mut- ter Bruders Sohne, den ich zum Beyſtande er- waͤhlet hatte, aus Madrit in das allernaͤchſt der groſſen Wiefe gelegene Dorff, allwo wir uͤber Nacht verblieben, und noch vor Aufgang der Son- nen die groſſe Wieſe betraten. Mein Gegner, den ich an ſeinen Feuerfarbenen Harniſch erkannte, er- ſchien zu beſtimmter Zeit, und konte mich ebenfalls um ſo viel deſto eher erkennen, weil ich das gruͤne Band, nebſt dem Bilde der Schaͤferin, ihm zum Trotz abermahls wieder auf den Helm gebunden hatte. J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/515
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/515>, abgerufen am 22.11.2024.