Der Uberbringer dieses wolte durch aus nicht be- kennen, wie sein Herr mit Nahmen hiesse, derowe- gen gab ihm nur an denselben folgende wenige Zei- len zurück:
Frecher Ritter!
WOferne ihr nur halb so viel Verstand und Klugheit, als Prahlerey und Hoch- muth besässet, würder ihr rechtschaffenen Leuten wenigstens nur etwas glimpflicher zu begegnen wissen. Doch weil ich mich viel lieber mit dem Schwerdt, als der Feder gegen euch verantworten, und solcherge- stalt keine Ursach geben will, mich vor einen zaghafften Schäfer-Courtisanzu halten, so verspreche Morgen die bestimmte Zeit und Ort in acht zu nehmen, daselbst soll sich zei- gen, daß mein abgesagter Feind ein Lügner, ich aber sey
Don Cyrillo de Valaro.
Demnach begab ich mich noch selbigen Abend nebst dem Don Alphonso de Cordua, meiner Mut- ter Bruders Sohne, den ich zum Beystande er- wählet hatte, aus Madrit in das allernächst der grossen Wiefe gelegene Dorff, allwo wir über Nacht verblieben, und noch vor Aufgang der Son- nen die grosse Wiese betraten. Mein Gegner, den ich an seinen Feuerfarbenen Harnisch erkannte, er- schien zu bestimmter Zeit, und konte mich ebenfalls um so viel desto eher erkennen, weil ich das grüne Band, nebst dem Bilde der Schäferin, ihm zum Trotz abermahls wieder auf den Helm gebunden
hatte.
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Der Uberbringer dieſes wolte durch aus nicht be- kennen, wie ſein Herr mit Nahmen hieſſe, derowe- gen gab ihm nur an denſelben folgende wenige Zei- len zuruͤck:
Frecher Ritter!
WOferne ihr nur halb ſo viel Verſtand und Klugheit, als Prahlerey und Hoch- muth beſaͤſſet, wuͤrder ihr rechtſchaffenen Leuten wenigſtens nur etwas glimpflicher zu begegnen wiſſen. Doch weil ich mich viel lieber mit dem Schwerdt, als der Feder gegen euch verantworten, und ſolcherge- ſtalt keine Urſach geben will, mich vor einen zaghafften Schaͤfer-Courtiſanzu halten, ſo verſpreche Morgen die beſtimmte Zeit und Ort in acht zu nehmen, daſelbſt ſoll ſich zei- gen, daß mein abgeſagter Feind ein Luͤgner, ich aber ſey
Don Cyrillo de Valaro.
Demnach begab ich mich noch ſelbigen Abend nebſt dem Don Alphonſo de Cordua, meiner Mut- ter Bruders Sohne, den ich zum Beyſtande er- waͤhlet hatte, aus Madrit in das allernaͤchſt der groſſen Wiefe gelegene Dorff, allwo wir uͤber Nacht verblieben, und noch vor Aufgang der Son- nen die groſſe Wieſe betraten. Mein Gegner, den ich an ſeinen Feuerfarbenen Harniſch erkannte, er- ſchien zu beſtimmter Zeit, und konte mich ebenfalls um ſo viel deſto eher erkennen, weil ich das gruͤne Band, nebſt dem Bilde der Schaͤferin, ihm zum Trotz abermahls wieder auf den Helm gebunden
hatte.
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Der Uberbringer dieſes wolte durch aus nicht be-
kennen, wie ſein Herr mit Nahmen hieſſe, derowe-
gen gab ihm nur an denſelben folgende wenige Zei-
len zuruͤck:
Frecher Ritter!
WOferne ihr nur halb ſo viel Verſtand
und Klugheit, als Prahlerey und Hoch-
muth beſaͤſſet, wuͤrder ihr rechtſchaffenen
Leuten wenigſtens nur etwas glimpflicher
zu begegnen wiſſen. Doch weil ich mich
viel lieber mit dem Schwerdt, als der Feder
gegen euch verantworten, und ſolcherge-
ſtalt keine Urſach geben will, mich vor einen
zaghafften Schaͤfer-Courtiſan zu halten, ſo
verſpreche Morgen die beſtimmte Zeit und
Ort in acht zu nehmen, daſelbſt ſoll ſich zei-
gen, daß mein abgeſagter Feind ein Luͤgner,
ich aber ſey
Don Cyrillo de Valaro.
Demnach begab ich mich noch ſelbigen Abend
nebſt dem Don Alphonſo de Cordua, meiner Mut-
ter Bruders Sohne, den ich zum Beyſtande er-
waͤhlet hatte, aus Madrit in das allernaͤchſt der
groſſen Wiefe gelegene Dorff, allwo wir uͤber
Nacht verblieben, und noch vor Aufgang der Son-
nen die groſſe Wieſe betraten. Mein Gegner, den
ich an ſeinen Feuerfarbenen Harniſch erkannte, er-
ſchien zu beſtimmter Zeit, und konte mich ebenfalls
um ſo viel deſto eher erkennen, weil ich das gruͤne
Band, nebſt dem Bilde der Schaͤferin, ihm zum
Trotz abermahls wieder auf den Helm gebunden
hatte.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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