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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Gefechte leichtsinniger weise zurück zu las-
sen. Uberleget wohl, auf was vor Art ihr
euch redlicher Weise verantworten wollet,
und wisset, daß dennoch mit euren itzigen
schmertzhafften Zustande einiges Mittleyden
hat

Donna Eleonora de Sylva.

Jch wuste erstlich nicht zu begreiffen, was dieses
Fräulein vor Ursach hätte, mich meiner Aufführung
wegen zur Rede zu setzen; biß mir endlich mein Leib-
Diener aus dem Traume halff. Denn dieser hatte
von der Donna Eleonora vertrauten Aufwärterin
so viel vernommen, daß Don Sebastian de Urrez
bey selbigen Fräulein bißhero in ziemlich guten Cre-
dit
gestanden, nunmehro aber denselben auf einmal
gäntzlich verlohren hätte, indem er sie wahnsinniger
weise einer groben Untreue und Falschheit beschul-
digte. Also könte ich mir leichtlich die Rechnung
machen, daß Eleonora, um sich rechtschaffen an
ihm zu rächen, mit meiner Person entweder eine
schertz- oder ernsthaffte Liebes-Intrigue anzuspinnen
suchte.

Diese Muthmassungen schlugen keinesweges
fehl/ denn da ich nach völlig erlangter Gesundheit im
Königlichen Lust-Garten zu Buen-Retiro Gelegen-
heit nahm mit der Eleonora ohne Beyseyn anderer
Leute zu sprechen, wolte sie sich zwar anfänglich
ziemlich kaltsinnig und verdrießlich stellen, daß ich
mir ohne ihre Erlaubniß die Freyheit genommen,
Dero Liberey und Bildniß zu führen; Jedoch so
bald ich nur einige trifftige Entschuldigungen nebst

der

Gefechte leichtſinniger weiſe zuruͤck zu laſ-
ſen. Uberleget wohl, auf was vor Art ihr
euch redlicher Weiſe verantworten wollet,
und wiſſet, daß dennoch mit euren itzigen
ſchmertzhafften Zuſtande einiges Mittleyden
hat

Donna Eleonora de Sylva.

Jch wuſte erſtlich nicht zu begreiffen, was dieſes
Fraͤulein vor Urſach haͤtte, mich meiner Auffuͤhrung
wegen zur Rede zu ſetzen; biß mir endlich mein Leib-
Diener aus dem Traume halff. Denn dieſer hatte
von der Donna Eleonora vertrauten Aufwaͤrterin
ſo viel vernommen, daß Don Sebaſtian de Urrez
bey ſelbigen Fraͤulein bißhero in ziemlich guten Cre-
dit
geſtanden, nunmehro aber denſelben auf einmal
gaͤntzlich verlohren haͤtte, indem er ſie wahnſinniger
weiſe einer groben Untreue und Falſchheit beſchul-
digte. Alſo koͤnte ich mir leichtlich die Rechnung
machen, daß Eleonora, um ſich rechtſchaffen an
ihm zu raͤchen, mit meiner Perſon entweder eine
ſchertz- oder ernſthaffte Liebes-Intrigue anzuſpinnen
ſuchte.

Dieſe Muthmaſſungen ſchlugen keinesweges
fehl/ denn da ich nach voͤllig erlangter Geſundheit im
Koͤniglichen Luſt-Garten zu Buen-Retiro Gelegen-
heit nahm mit der Eleonora ohne Beyſeyn anderer
Leute zu ſprechen, wolte ſie ſich zwar anfaͤnglich
ziemlich kaltſinnig und verdrießlich ſtellen, daß ich
mir ohne ihre Erlaubniß die Freyheit genommen,
Dero Liberey und Bildniß zu fuͤhren; Jedoch ſo
bald ich nur einige trifftige Entſchuldigungen nebſt

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[504/0518] Gefechte leichtſinniger weiſe zuruͤck zu laſ- ſen. Uberleget wohl, auf was vor Art ihr euch redlicher Weiſe verantworten wollet, und wiſſet, daß dennoch mit euren itzigen ſchmertzhafften Zuſtande einiges Mittleyden hat Donna Eleonora de Sylva. Jch wuſte erſtlich nicht zu begreiffen, was dieſes Fraͤulein vor Urſach haͤtte, mich meiner Auffuͤhrung wegen zur Rede zu ſetzen; biß mir endlich mein Leib- Diener aus dem Traume halff. Denn dieſer hatte von der Donna Eleonora vertrauten Aufwaͤrterin ſo viel vernommen, daß Don Sebaſtian de Urrez bey ſelbigen Fraͤulein bißhero in ziemlich guten Cre- dit geſtanden, nunmehro aber denſelben auf einmal gaͤntzlich verlohren haͤtte, indem er ſie wahnſinniger weiſe einer groben Untreue und Falſchheit beſchul- digte. Alſo koͤnte ich mir leichtlich die Rechnung machen, daß Eleonora, um ſich rechtſchaffen an ihm zu raͤchen, mit meiner Perſon entweder eine ſchertz- oder ernſthaffte Liebes-Intrigue anzuſpinnen ſuchte. Dieſe Muthmaſſungen ſchlugen keinesweges fehl/ denn da ich nach voͤllig erlangter Geſundheit im Koͤniglichen Luſt-Garten zu Buen-Retiro Gelegen- heit nahm mit der Eleonora ohne Beyſeyn anderer Leute zu ſprechen, wolte ſie ſich zwar anfaͤnglich ziemlich kaltſinnig und verdrießlich ſtellen, daß ich mir ohne ihre Erlaubniß die Freyheit genommen, Dero Liberey und Bildniß zu fuͤhren; Jedoch ſo bald ich nur einige trifftige Entſchuldigungen nebſt der

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/518>, abgerufen am 22.11.2024.