und Abscheu worden. Jch weiß ihm, sprach ich dar- auff, weder böses noch guts nachzusagen, ausser dem, daß ihn wenig rechtschaffene Ritter ihres Umgangs gewürdiget. Allein er ist nicht darum zu verdencken, daß er dergleichen Schmach jederzeit wenig geachtet, indem ihn das Vergnügen, sich von dem allerschön- sten Fräulein am gantzen Hofe geliebt zu| sehen, die- serhalb sattsam trösten können.
Donna Eleonora vermerckte vielleicht, daß sie ihre gegen sich selbst rebellirenden Affecten in die Länge nicht würde zwingen können, denn sie muste sich freylich in ihr Hertz hinein schämen, daß selbiges bißhero einem solchen übel berüchtigten Ritter offen gestanden, der sich bloß mit seinem Weibischen Ge- sichte, oder etwa mit Geschencken und sclavischen Bedienungen bey ihr eingeschmeichelt haben moch- te; Derowegen sagte sie mit einer etwas verdrieß- lich en Stimme: Don Cyrillo, lasset uns von diesem Gespräch abbrechen, denn ich mag den verächtlichen Sebastian de Urrez nicht mehr erwehnen hören, von euch aber will ich ausbitten, mir die nichtswür- digen Dinge zurück zu senden, damit ich in Verbren- nung derselben, zugleich das Angedencken meines abgeschmackten bißherigen Liebhabers vertilgen kan. Was soll denn, versetzte ich, das unschuldige Band und das artige Bildniß den Frevel eines nichtswürdigen Menschen büssen, gewißlich diese Sachen werden noch in der Asche ihren hohen Werth behalten, indem sie von so schönen Händen gekommen, um aber das verdrießliche Angedencken auszurotten, so erzeiget mir die Gnade und gönnet
mei-
und Abſcheu worden. Jch weiß ihm, ſprach ich dar- auff, weder boͤſes noch guts nachzuſagen, auſſer dem, daß ihn wenig rechtſchaffene Ritter ihres Umgangs gewuͤrdiget. Allein er iſt nicht darum zu verdencken, daß er dergleichen Schmach jederzeit wenig geachtet, indem ihn das Vergnuͤgen, ſich von dem allerſchoͤn- ſten Fraͤulein am gantzen Hofe geliebt zu| ſehen, die- ſerhalb ſattſam troͤſten koͤnnen.
Donna Eleonora vermerckte vielleicht, daß ſie ihre gegen ſich ſelbſt rebellirenden Affecten in die Laͤnge nicht wuͤrde zwingen koͤnnen, denn ſie muſte ſich freylich in ihr Hertz hinein ſchaͤmen, daß ſelbiges bißhero einem ſolchen uͤbel beruͤchtigten Ritter offen geſtanden, der ſich bloß mit ſeinem Weibiſchen Ge- ſichte, oder etwa mit Geſchencken und ſclaviſchen Bedienungen bey ihr eingeſchmeichelt haben moch- te; Derowegen ſagte ſie mit einer etwas verdrieß- lich en Stimme: Don Cyrillo, laſſet uns von dieſem Geſpraͤch abbrechen, denn ich mag den veraͤchtlichen Sebaſtian de Urrez nicht mehr erwehnen hoͤren, von euch aber will ich ausbitten, mir die nichtswuͤr- digen Dinge zuruͤck zu ſenden, damit ich in Verbren- nung derſelben, zugleich das Angedencken meines abgeſchmackten bißherigen Liebhabers vertilgen kan. Was ſoll denn, verſetzte ich, das unſchuldige Band und das artige Bildniß den Frevel eines nichtswuͤrdigen Menſchen buͤſſen, gewißlich dieſe Sachen werden noch in der Aſche ihren hohen Werth behalten, indem ſie von ſo ſchoͤnen Haͤnden gekommen, um aber das verdrießliche Angedencken auszurotten, ſo erzeiget mir die Gnade und goͤnnet
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und Abſcheu worden. Jch weiß ihm, ſprach ich dar-
auff, weder boͤſes noch guts nachzuſagen, auſſer dem,
daß ihn wenig rechtſchaffene Ritter ihres Umgangs
gewuͤrdiget. Allein er iſt nicht darum zu verdencken,
daß er dergleichen Schmach jederzeit wenig geachtet,
indem ihn das Vergnuͤgen, ſich von dem allerſchoͤn-
ſten Fraͤulein am gantzen Hofe geliebt zu| ſehen, die-
ſerhalb ſattſam troͤſten koͤnnen.
Donna Eleonora vermerckte vielleicht, daß ſie
ihre gegen ſich ſelbſt rebellirenden Affecten in die
Laͤnge nicht wuͤrde zwingen koͤnnen, denn ſie muſte
ſich freylich in ihr Hertz hinein ſchaͤmen, daß ſelbiges
bißhero einem ſolchen uͤbel beruͤchtigten Ritter offen
geſtanden, der ſich bloß mit ſeinem Weibiſchen Ge-
ſichte, oder etwa mit Geſchencken und ſclaviſchen
Bedienungen bey ihr eingeſchmeichelt haben moch-
te; Derowegen ſagte ſie mit einer etwas verdrieß-
lich en Stimme: Don Cyrillo, laſſet uns von dieſem
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Sebaſtian de Urrez nicht mehr erwehnen hoͤren,
von euch aber will ich ausbitten, mir die nichtswuͤr-
digen Dinge zuruͤck zu ſenden, damit ich in Verbren-
nung derſelben, zugleich das Angedencken meines
abgeſchmackten bißherigen Liebhabers vertilgen
kan. Was ſoll denn, verſetzte ich, das unſchuldige
Band und das artige Bildniß den Frevel eines
nichtswuͤrdigen Menſchen buͤſſen, gewißlich dieſe
Sachen werden noch in der Aſche ihren hohen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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