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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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meinem Hertzen die erledigte Stelle in dem eurigen,
glaubet anbey gewiß, daß mein gantzes Wesen sich
jederzeit dahin bestreben wird, eurer unschätzbaren
Gegen-Gunst würdiger zu seyn als der liederliche
Urrez.

Donna Eleonora mochte sich ohnfehlbar verwun-
dern, daß ich als ein junger 18. jähriger Ritter allbe-
reit so dreuste und alt-klug als der erfahrenste Lieb-
haber reden konte, replicirte aber dieses: Don Cy-
rillo,
eure besondere Tapffer- und Geschicklichkeit,
hat sich zwar fast zu aller Menschen Verwunderung
schon sattsam spüren lassen, indem ihr in schertz- und
ernsthäfften Kämpffen Menschen und Thiere über-
wunden, aber mein Hertz muß sich dennoch nicht so
leicht überwinden lassen, sondern vielmehr der Liebe
auf ewig absagen, weil es das erste mahl unglücklich
im wählen gewesen, derowegen verschonet mich in
Zukunfft mit dergleichen verliebten Anfällen, erfüllet
vielmehr mein Begehren mit baldiger Ubersendung
der verlangten Sachen.

Jch hätte wider diesen Ausspruch gern noch ein
und andere Vorstellungen gethan, allein die An-
kunfft einiger Ritter und Damen verhinderte mich
vor dieses mahl. So bald ich nach diesem allein
in meiner Kammer war, merckte mein Verstand
mehr als zu deutlich, daß der gantze Mensch von den
Annehmlichkeiten der Donna Eleonora bezaubert
wäre, ja mein Hertze empfand eine dermassen heff-
tige Liebe gegen dieselbe, daß ich diejenigen Stun-
den vor die allertraurigsten und verdrießlichsten
hielt, welche ich ohne sie zu sehen hinbringen muste.
Derowegen nahm meine Zuflucht zur Feder, und

schrieb

meinem Hertzen die erledigte Stelle in dem eurigen,
glaubet anbey gewiß, daß mein gantzes Weſen ſich
jederzeit dahin beſtreben wird, eurer unſchaͤtzbaren
Gegen-Gunſt wuͤrdiger zu ſeyn als der liederliche
Urrez.

Donna Eleonora mochte ſich ohnfehlbar verwun-
dern, daß ich als ein junger 18. jaͤhriger Ritter allbe-
reit ſo dreuſte und alt-klug als der erfahrenſte Lieb-
haber reden konte, replicirte aber dieſes: Don Cy-
rillo,
eure beſondere Tapffer- und Geſchicklichkeit,
hat ſich zwar faſt zu aller Menſchen Verwunderung
ſchon ſattſam ſpuͤren laſſen, indem ihr in ſchertz- und
ernſthaͤfften Kaͤmpffen Menſchen und Thiere uͤber-
wunden, aber mein Hertz muß ſich dennoch nicht ſo
leicht uͤberwinden laſſen, ſondern vielmehr der Liebe
auf ewig abſagen, weil es das erſte mahl ungluͤcklich
im waͤhlen geweſen, derowegen verſchonet mich in
Zukunfft mit dergleichen verliebten Anfaͤllen, erfuͤllet
vielmehr mein Begehren mit baldiger Uberſendung
der verlangten Sachen.

Jch haͤtte wider dieſen Ausſpruch gern noch ein
und andere Vorſtellungen gethan, allein die An-
kunfft einiger Ritter und Damen verhinderte mich
vor dieſes mahl. So bald ich nach dieſem allein
in meiner Kammer war, merckte mein Verſtand
mehr als zu deutlich, daß der gantze Menſch von den
Annehmlichkeiten der Donna Eleonora bezaubert
waͤre, ja mein Hertze empfand eine dermaſſen heff-
tige Liebe gegen dieſelbe, daß ich diejenigen Stun-
den vor die allertraurigſten und verdrießlichſten
hielt, welche ich ohne ſie zu ſehen hinbringen muſte.
Derowegen nahm meine Zuflucht zur Feder, und

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[507/0521] meinem Hertzen die erledigte Stelle in dem eurigen, glaubet anbey gewiß, daß mein gantzes Weſen ſich jederzeit dahin beſtreben wird, eurer unſchaͤtzbaren Gegen-Gunſt wuͤrdiger zu ſeyn als der liederliche Urrez. Donna Eleonora mochte ſich ohnfehlbar verwun- dern, daß ich als ein junger 18. jaͤhriger Ritter allbe- reit ſo dreuſte und alt-klug als der erfahrenſte Lieb- haber reden konte, replicirte aber dieſes: Don Cy- rillo, eure beſondere Tapffer- und Geſchicklichkeit, hat ſich zwar faſt zu aller Menſchen Verwunderung ſchon ſattſam ſpuͤren laſſen, indem ihr in ſchertz- und ernſthaͤfften Kaͤmpffen Menſchen und Thiere uͤber- wunden, aber mein Hertz muß ſich dennoch nicht ſo leicht uͤberwinden laſſen, ſondern vielmehr der Liebe auf ewig abſagen, weil es das erſte mahl ungluͤcklich im waͤhlen geweſen, derowegen verſchonet mich in Zukunfft mit dergleichen verliebten Anfaͤllen, erfuͤllet vielmehr mein Begehren mit baldiger Uberſendung der verlangten Sachen. Jch haͤtte wider dieſen Ausſpruch gern noch ein und andere Vorſtellungen gethan, allein die An- kunfft einiger Ritter und Damen verhinderte mich vor dieſes mahl. So bald ich nach dieſem allein in meiner Kammer war, merckte mein Verſtand mehr als zu deutlich, daß der gantze Menſch von den Annehmlichkeiten der Donna Eleonora bezaubert waͤre, ja mein Hertze empfand eine dermaſſen heff- tige Liebe gegen dieſelbe, daß ich diejenigen Stun- den vor die allertraurigſten und verdrießlichſten hielt, welche ich ohne ſie zu ſehen hinbringen muſte. Derowegen nahm meine Zuflucht zur Feder, und ſchrieb

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/521>, abgerufen am 21.11.2024.