grossen Betheurungen als heissen Thränen dermas- sen zu versechten, daß ich ihr in allen Stücken völligen Glauben beymessen/ und mich glücklich schätzen mu- ste, wenn sich ihr in Harnisch gebrachtes Gemüthe durch meine kniende Abbitte und äusersten Liebes- Bezeugungen nur wiederum besänfftigen ließ.
Da nun solchergestalt alle Wurtzeln der Eifer- sucht von mir gantz frühzeitig abgehauen wurden, und sich unsere Hertzen aufs neue vollkommen ver- einigt hatten, überdieses meine Person am gantzen Hofe immer in grössere Achtbarkeit kam, so bedünckte mich, daß das Mißvergnügen noch weiter von mir entfernet wäre, als der Himmel von der Erde. Nach- dem aber die, wegen des Cron-Printzens Vermäh- lung, angestellten Ritter-Spiele und andere viel- fältige Lustbarkeiten zum Ende gebracht, gab mir der König ein neues Regiment Fuß-Volck, und da- mit meine Waffen nicht verrosten möchten, schickte er mich nebst noch mehrern gegen die um Granada auf dem Gebürge wohnenden Maurer zu Felde, wel- che damahls allerhand lose Streiche machten, und eine sörmliche Empörung versuchen wolten. Dieses war mein allergröstes Vergnügen, alldieweilen hier- mit Gelegenheit hatte meines lieben Vaters frühzei- tigen Tod an dieser verfluchten Nation zu rächen, und gewiß, sie haben meinen Grimm sonderlich im 1500ten und folgenden Jahren, da ihre Empörung am hefftigsten war, dermassen empfunden, daß dem Könige nicht gereuen durffte mich dahin geschickt zu haben.
Jmmittelst war Ferdinandus mit Ludovico
XII.
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groſſen Betheurungen als heiſſen Thraͤnen dermaſ- ſen zu verſechten, daß ich ihr in allen Stuͤcken voͤlligen Glauben beymeſſen/ und mich gluͤcklich ſchaͤtzen mu- ſte, wenn ſich ihr in Harniſch gebrachtes Gemuͤthe durch meine kniende Abbitte und aͤuſerſten Liebes- Bezeugungen nur wiederum beſaͤnfftigen ließ.
Da nun ſolchergeſtalt alle Wurtzeln der Eifer- ſucht von mir gantz fruͤhzeitig abgehauen wurden, und ſich unſere Hertzen aufs neue vollkommen ver- einigt hatten, uͤberdieſes meine Perſon am gantzen Hofe immer in groͤſſere Achtbarkeit kam, ſo beduͤnckte mich, daß das Mißvergnuͤgen noch weiter von mir entfernet waͤre, als der Himmel von der Erde. Nach- dem aber die, wegen des Cron-Printzens Vermaͤh- lung, angeſtellten Ritter-Spiele und andere viel- faͤltige Luſtbarkeiten zum Ende gebracht, gab mir der Koͤnig ein neues Regiment Fuß-Volck, und da- mit meine Waffen nicht verroſten moͤchten, ſchickte er mich nebſt noch mehrern gegen die um Granada auf dem Gebuͤrge wohnenden Maurer zu Felde, wel- che damahls allerhand loſe Streiche machten, und eine ſoͤrmliche Empoͤrung verſuchen wolten. Dieſes war mein allergroͤſtes Vergnuͤgen, alldieweilen hier- mit Gelegenheit hatte meines lieben Vaters fruͤhzei- tigen Tod an dieſer verfluchten Nation zu raͤchen, und gewiß, ſie haben meinen Grimm ſonderlich im 1500ten und folgenden Jahren, da ihre Empoͤrung am hefftigſten war, dermaſſen empfunden, daß dem Koͤnige nicht gereuen durffte mich dahin geſchickt zu haben.
Jmmittelſt war Ferdinandus mit Ludovico
XII.
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groſſen Betheurungen als heiſſen Thraͤnen dermaſ-
ſen zu verſechten, daß ich ihr in allen Stuͤcken voͤlligen
Glauben beymeſſen/ und mich gluͤcklich ſchaͤtzen mu-
ſte, wenn ſich ihr in Harniſch gebrachtes Gemuͤthe
durch meine kniende Abbitte und aͤuſerſten Liebes-
Bezeugungen nur wiederum beſaͤnfftigen ließ.
Da nun ſolchergeſtalt alle Wurtzeln der Eifer-
ſucht von mir gantz fruͤhzeitig abgehauen wurden,
und ſich unſere Hertzen aufs neue vollkommen ver-
einigt hatten, uͤberdieſes meine Perſon am gantzen
Hofe immer in groͤſſere Achtbarkeit kam, ſo beduͤnckte
mich, daß das Mißvergnuͤgen noch weiter von mir
entfernet waͤre, als der Himmel von der Erde. Nach-
dem aber die, wegen des Cron-Printzens Vermaͤh-
lung, angeſtellten Ritter-Spiele und andere viel-
faͤltige Luſtbarkeiten zum Ende gebracht, gab mir
der Koͤnig ein neues Regiment Fuß-Volck, und da-
mit meine Waffen nicht verroſten moͤchten, ſchickte
er mich nebſt noch mehrern gegen die um Granada
auf dem Gebuͤrge wohnenden Maurer zu Felde, wel-
che damahls allerhand loſe Streiche machten, und
eine ſoͤrmliche Empoͤrung verſuchen wolten. Dieſes
war mein allergroͤſtes Vergnuͤgen, alldieweilen hier-
mit Gelegenheit hatte meines lieben Vaters fruͤhzei-
tigen Tod an dieſer verfluchten Nation zu raͤchen,
und gewiß, ſie haben meinen Grimm ſonderlich im
1500ten und folgenden Jahren, da ihre Empoͤrung
am hefftigſten war, dermaſſen empfunden, daß dem
Koͤnige nicht gereuen durffte mich dahin geſchickt zu
haben.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/533>, abgerufen am 21.11.2024.
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