Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

grossen Betheurungen als heissen Thränen dermas-
sen zu versechten, daß ich ihr in allen Stücken völligen
Glauben beymessen/ und mich glücklich schätzen mu-
ste, wenn sich ihr in Harnisch gebrachtes Gemüthe
durch meine kniende Abbitte und äusersten Liebes-
Bezeugungen nur wiederum besänfftigen ließ.

Da nun solchergestalt alle Wurtzeln der Eifer-
sucht von mir gantz frühzeitig abgehauen wurden,
und sich unsere Hertzen aufs neue vollkommen ver-
einigt hatten, überdieses meine Person am gantzen
Hofe immer in grössere Achtbarkeit kam, so bedünckte
mich, daß das Mißvergnügen noch weiter von mir
entfernet wäre, als der Himmel von der Erde. Nach-
dem aber die, wegen des Cron-Printzens Vermäh-
lung, angestellten Ritter-Spiele und andere viel-
fältige Lustbarkeiten zum Ende gebracht, gab mir
der König ein neues Regiment Fuß-Volck, und da-
mit meine Waffen nicht verrosten möchten, schickte
er mich nebst noch mehrern gegen die um Granada
auf dem Gebürge wohnenden Maurer zu Felde, wel-
che damahls allerhand lose Streiche machten, und
eine sörmliche Empörung versuchen wolten. Dieses
war mein allergröstes Vergnügen, alldieweilen hier-
mit Gelegenheit hatte meines lieben Vaters frühzei-
tigen Tod an dieser verfluchten Nation zu rächen,
und gewiß, sie haben meinen Grimm sonderlich im
1500ten und folgenden Jahren, da ihre Empörung
am hefftigsten war, dermassen empfunden, daß dem
Könige nicht gereuen durffte mich dahin geschickt zu
haben.

Jmmittelst war Ferdinandus mit Ludovico

XII.
K k 4

groſſen Betheurungen als heiſſen Thraͤnen dermaſ-
ſen zu verſechten, daß ich ihr in allen Stuͤcken voͤlligen
Glauben beymeſſen/ und mich gluͤcklich ſchaͤtzen mu-
ſte, wenn ſich ihr in Harniſch gebrachtes Gemuͤthe
durch meine kniende Abbitte und aͤuſerſten Liebes-
Bezeugungen nur wiederum beſaͤnfftigen ließ.

Da nun ſolchergeſtalt alle Wurtzeln der Eifer-
ſucht von mir gantz fruͤhzeitig abgehauen wurden,
und ſich unſere Hertzen aufs neue vollkommen ver-
einigt hatten, uͤberdieſes meine Perſon am gantzen
Hofe immer in groͤſſere Achtbarkeit kam, ſo beduͤnckte
mich, daß das Mißvergnuͤgen noch weiter von mir
entfernet waͤre, als der Himmel von der Erde. Nach-
dem aber die, wegen des Cron-Printzens Vermaͤh-
lung, angeſtellten Ritter-Spiele und andere viel-
faͤltige Luſtbarkeiten zum Ende gebracht, gab mir
der Koͤnig ein neues Regiment Fuß-Volck, und da-
mit meine Waffen nicht verroſten moͤchten, ſchickte
er mich nebſt noch mehrern gegen die um Granada
auf dem Gebuͤrge wohnenden Maurer zu Felde, wel-
che damahls allerhand loſe Streiche machten, und
eine ſoͤrmliche Empoͤrung verſuchen wolten. Dieſes
war mein allergroͤſtes Vergnuͤgen, alldieweilen hier-
mit Gelegenheit hatte meines lieben Vaters fruͤhzei-
tigen Tod an dieſer verfluchten Nation zu raͤchen,
und gewiß, ſie haben meinen Grimm ſonderlich im
1500ten und folgenden Jahren, da ihre Empoͤrung
am hefftigſten war, dermaſſen empfunden, daß dem
Koͤnige nicht gereuen durffte mich dahin geſchickt zu
haben.

Jmmittelſt war Ferdinandus mit Ludovico

XII.
K k 4
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0533" n="519"/>
gro&#x017F;&#x017F;en Betheurungen als hei&#x017F;&#x017F;en Thra&#x0364;nen derma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en zu ver&#x017F;echten, daß ich ihr in allen Stu&#x0364;cken vo&#x0364;lligen<lb/>
Glauben beyme&#x017F;&#x017F;en/ und mich glu&#x0364;cklich &#x017F;cha&#x0364;tzen mu-<lb/>
&#x017F;te, wenn &#x017F;ich ihr in Harni&#x017F;ch gebrachtes Gemu&#x0364;the<lb/>
durch meine kniende Abbitte und a&#x0364;u&#x017F;er&#x017F;ten Liebes-<lb/>
Bezeugungen nur wiederum be&#x017F;a&#x0364;nfftigen ließ.</p><lb/>
          <p>Da nun &#x017F;olcherge&#x017F;talt alle Wurtzeln der Eifer-<lb/>
&#x017F;ucht von mir gantz fru&#x0364;hzeitig abgehauen wurden,<lb/>
und &#x017F;ich un&#x017F;ere Hertzen aufs neue vollkommen ver-<lb/>
einigt hatten, u&#x0364;berdie&#x017F;es meine Per&#x017F;on am gantzen<lb/>
Hofe immer in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Achtbarkeit kam, &#x017F;o bedu&#x0364;nckte<lb/>
mich, daß das Mißvergnu&#x0364;gen noch weiter von mir<lb/>
entfernet wa&#x0364;re, als der Himmel von der Erde. Nach-<lb/>
dem aber die, wegen des Cron-Printzens Verma&#x0364;h-<lb/>
lung, ange&#x017F;tellten Ritter-Spiele und andere viel-<lb/>
fa&#x0364;ltige Lu&#x017F;tbarkeiten zum Ende gebracht, gab mir<lb/>
der Ko&#x0364;nig ein neues Regiment Fuß-Volck, und da-<lb/>
mit meine Waffen nicht verro&#x017F;ten mo&#x0364;chten, &#x017F;chickte<lb/>
er mich neb&#x017F;t noch mehrern gegen die um <hi rendition="#aq">Granada</hi><lb/>
auf dem Gebu&#x0364;rge wohnenden <hi rendition="#aq">Maurer</hi> zu Felde, wel-<lb/>
che damahls allerhand lo&#x017F;e Streiche machten, und<lb/>
eine &#x017F;o&#x0364;rmliche Empo&#x0364;rung ver&#x017F;uchen wolten. Die&#x017F;es<lb/>
war mein allergro&#x0364;&#x017F;tes Vergnu&#x0364;gen, alldieweilen hier-<lb/>
mit Gelegenheit hatte meines lieben Vaters fru&#x0364;hzei-<lb/>
tigen Tod an die&#x017F;er verfluchten <hi rendition="#aq">Nation</hi> zu ra&#x0364;chen,<lb/>
und gewiß, &#x017F;ie haben meinen Grimm &#x017F;onderlich im<lb/>
1500ten und folgenden Jahren, da ihre Empo&#x0364;rung<lb/>
am hefftig&#x017F;ten war, derma&#x017F;&#x017F;en empfunden, daß dem<lb/>
Ko&#x0364;nige nicht gereuen durffte mich dahin ge&#x017F;chickt zu<lb/>
haben.</p><lb/>
          <p>Jmmittel&#x017F;t war <hi rendition="#aq">Ferdinandus</hi> mit <hi rendition="#aq">Ludovico</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">XII.</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[519/0533] groſſen Betheurungen als heiſſen Thraͤnen dermaſ- ſen zu verſechten, daß ich ihr in allen Stuͤcken voͤlligen Glauben beymeſſen/ und mich gluͤcklich ſchaͤtzen mu- ſte, wenn ſich ihr in Harniſch gebrachtes Gemuͤthe durch meine kniende Abbitte und aͤuſerſten Liebes- Bezeugungen nur wiederum beſaͤnfftigen ließ. Da nun ſolchergeſtalt alle Wurtzeln der Eifer- ſucht von mir gantz fruͤhzeitig abgehauen wurden, und ſich unſere Hertzen aufs neue vollkommen ver- einigt hatten, uͤberdieſes meine Perſon am gantzen Hofe immer in groͤſſere Achtbarkeit kam, ſo beduͤnckte mich, daß das Mißvergnuͤgen noch weiter von mir entfernet waͤre, als der Himmel von der Erde. Nach- dem aber die, wegen des Cron-Printzens Vermaͤh- lung, angeſtellten Ritter-Spiele und andere viel- faͤltige Luſtbarkeiten zum Ende gebracht, gab mir der Koͤnig ein neues Regiment Fuß-Volck, und da- mit meine Waffen nicht verroſten moͤchten, ſchickte er mich nebſt noch mehrern gegen die um Granada auf dem Gebuͤrge wohnenden Maurer zu Felde, wel- che damahls allerhand loſe Streiche machten, und eine ſoͤrmliche Empoͤrung verſuchen wolten. Dieſes war mein allergroͤſtes Vergnuͤgen, alldieweilen hier- mit Gelegenheit hatte meines lieben Vaters fruͤhzei- tigen Tod an dieſer verfluchten Nation zu raͤchen, und gewiß, ſie haben meinen Grimm ſonderlich im 1500ten und folgenden Jahren, da ihre Empoͤrung am hefftigſten war, dermaſſen empfunden, daß dem Koͤnige nicht gereuen durffte mich dahin geſchickt zu haben. Jmmittelſt war Ferdinandus mit Ludovico XII. K k 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/533
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/533>, abgerufen am 21.11.2024.