Euphrosineist ebenfalls ihre leibliche Tochter, die sie zu der Zeit, als ihr gegen dieMau- rerzu Felde laget, von ihrem Beicht-Vater empfangen, und heimlich zur Welt geboh- ren hat. Lasset eures VerwaltersMenellez Frau auf die Folter legen, so wird sie viel- leicht bekennen, wie es bey der Geburth und Auferziehung dieser unehelichen Kinder hergegangen. Eure Mutter, die ihr gleich anfänglich zuwider war, habe ich auf ih- ren Befehl mit einemsubtilenGifft aus der Zahl der Lebendigen schaffen müssen, euch selbst aber ist eben dergleichen Verhängniß bestimmet, so bald ihr nur eure bißherige Gelindigkeit in eine strengere Herrschafft verwandeln werdet. Wie aber ihre Geil- heit von Jugend auf gantz unersättlich ge- wesen, so ist auch die Zahl derjenigen Manns-Personen allerley Standes, wor- unter sich öffters so gar die allergeringsten Bedienten gefunden, nicht auszusprechen, die ihre Brunst so wohl bey Tage als Nacht Wechsels-weise abkühlen müssen, indem sie den öfftern Wechsel in diesen Sachen jeder- zeit vor ihr allergröstes Vergnügen gehal- ten. Glaubet ja nicht, mein Herr, daß die so genannteBeataeine heilige Frau sey, denn sie ist in Wahrheit eine der allerliederlich- sten Kupplerinnen in gantz Madrit, unter derjenigen Person aber, die vor ihre Tochter ausgegeben wird, ist allezeit ein verkappter Münch, oder ein anderer junger Mensch,
ver-
Euphroſineiſt ebenfalls ihre leibliche Tochter, die ſie zu der Zeit, als ihr gegen dieMau- rerzu Felde laget, von ihrem Beicht-Vater empfangen, und heimlich zur Welt geboh- ren hat. Laſſet eures VerwaltersMenellez Frau auf die Folter legen, ſo wird ſie viel- leicht bekennen, wie es bey der Geburth und Auferziehung dieſer unehelichen Kinder hergegangen. Eure Mutter, die ihr gleich anfaͤnglich zuwider war, habe ich auf ih- ren Befehl mit einemſubtilenGifft aus der Zahl der Lebendigen ſchaffen muͤſſen, euch ſelbſt aber iſt eben dergleichen Verhaͤngniß beſtimmet, ſo bald ihr nur eure bißherige Gelindigkeit in eine ſtrengere Herrſchafft verwandeln werdet. Wie aber ihre Geil- heit von Jugend auf gantz unerſaͤttlich ge- weſen, ſo iſt auch die Zahl derjenigen Manns-Perſonen allerley Standes, wor- unter ſich oͤffters ſo gar die allergeringſten Bedienten gefunden, nicht auszuſprechen, die ihre Brunſt ſo wohl bey Tage als Nacht Wechſels-weiſe abkuͤhlen muͤſſen, indem ſie den oͤfftern Wechſel in dieſen Sachen jeder- zeit vor ihr allergroͤſtes Vergnuͤgen gehal- ten. Glaubet ja nicht, mein Herr, daß die ſo genannteBeataeine heilige Frau ſey, denn ſie iſt in Wahrheit eine der allerliederlich- ſten Kupplerinnen in gantz Madrit, unter derjenigen Perſon aber, die vor ihre Tochter ausgegeben wird, iſt allezeit ein verkappter Muͤnch, oder ein anderer junger Menſch,
ver-
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0544"n="530"/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Euphroſine</hi></hi><hirendition="#fr">iſt ebenfalls ihre leibliche Tochter,<lb/>
die ſie zu der Zeit, als ihr gegen die</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Mau-<lb/>
rer</hi></hi><hirendition="#fr">zu Felde laget, von ihrem Beicht-Vater<lb/>
empfangen, und heimlich zur Welt geboh-<lb/>
ren hat. Laſſet eures Verwalters</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Menellez</hi></hi><lb/><hirendition="#fr">Frau auf die Folter legen, ſo wird ſie viel-<lb/>
leicht bekennen, wie es bey der Geburth<lb/>
und Auferziehung dieſer unehelichen Kinder<lb/>
hergegangen. Eure Mutter, die ihr gleich<lb/>
anfaͤnglich zuwider war, habe ich auf ih-<lb/>
ren Befehl mit einem</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">ſubtilen</hi></hi><hirendition="#fr">Gifft aus der<lb/>
Zahl der Lebendigen ſchaffen muͤſſen, euch<lb/>ſelbſt aber iſt eben dergleichen Verhaͤngniß<lb/>
beſtimmet, ſo bald ihr nur eure bißherige<lb/>
Gelindigkeit in eine ſtrengere Herrſchafft<lb/>
verwandeln werdet. Wie aber ihre Geil-<lb/>
heit von Jugend auf gantz unerſaͤttlich ge-<lb/>
weſen, ſo iſt auch die Zahl derjenigen<lb/>
Manns-Perſonen allerley Standes, wor-<lb/>
unter ſich oͤffters ſo gar die allergeringſten<lb/>
Bedienten gefunden, nicht auszuſprechen,<lb/>
die ihre Brunſt ſo wohl bey Tage als Nacht<lb/>
Wechſels-weiſe abkuͤhlen muͤſſen, indem ſie<lb/>
den oͤfftern Wechſel in dieſen Sachen jeder-<lb/>
zeit vor ihr allergroͤſtes Vergnuͤgen gehal-<lb/>
ten. Glaubet ja nicht, mein Herr, daß die<lb/>ſo genannte</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Beata</hi></hi><hirendition="#fr">eine heilige Frau ſey, denn<lb/>ſie iſt in Wahrheit eine der allerliederlich-<lb/>ſten Kupplerinnen in gantz Madrit, unter<lb/>
derjenigen Perſon aber, die vor ihre Tochter<lb/>
ausgegeben wird, iſt allezeit ein verkappter<lb/>
Muͤnch, oder ein anderer junger Menſch,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">ver-</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></back></text></TEI>
[530/0544]
Euphroſine iſt ebenfalls ihre leibliche Tochter,
die ſie zu der Zeit, als ihr gegen die Mau-
rer zu Felde laget, von ihrem Beicht-Vater
empfangen, und heimlich zur Welt geboh-
ren hat. Laſſet eures Verwalters Menellez
Frau auf die Folter legen, ſo wird ſie viel-
leicht bekennen, wie es bey der Geburth
und Auferziehung dieſer unehelichen Kinder
hergegangen. Eure Mutter, die ihr gleich
anfaͤnglich zuwider war, habe ich auf ih-
ren Befehl mit einem ſubtilen Gifft aus der
Zahl der Lebendigen ſchaffen muͤſſen, euch
ſelbſt aber iſt eben dergleichen Verhaͤngniß
beſtimmet, ſo bald ihr nur eure bißherige
Gelindigkeit in eine ſtrengere Herrſchafft
verwandeln werdet. Wie aber ihre Geil-
heit von Jugend auf gantz unerſaͤttlich ge-
weſen, ſo iſt auch die Zahl derjenigen
Manns-Perſonen allerley Standes, wor-
unter ſich oͤffters ſo gar die allergeringſten
Bedienten gefunden, nicht auszuſprechen,
die ihre Brunſt ſo wohl bey Tage als Nacht
Wechſels-weiſe abkuͤhlen muͤſſen, indem ſie
den oͤfftern Wechſel in dieſen Sachen jeder-
zeit vor ihr allergroͤſtes Vergnuͤgen gehal-
ten. Glaubet ja nicht, mein Herr, daß die
ſo genannte Beata eine heilige Frau ſey, denn
ſie iſt in Wahrheit eine der allerliederlich-
ſten Kupplerinnen in gantz Madrit, unter
derjenigen Perſon aber, die vor ihre Tochter
ausgegeben wird, iſt allezeit ein verkappter
Muͤnch, oder ein anderer junger Menſch,
ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/544>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.