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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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Euphrosine ist ebenfalls ihre leibliche Tochter,
die sie zu der Zeit, als ihr gegen die
Mau-
rer
zu Felde laget, von ihrem Beicht-Vater
empfangen, und heimlich zur Welt geboh-
ren hat. Lasset eures Verwalters
Menellez
Frau auf die Folter legen, so wird sie viel-
leicht bekennen, wie es bey der Geburth
und Auferziehung dieser unehelichen Kinder
hergegangen. Eure Mutter, die ihr gleich
anfänglich zuwider war, habe ich auf ih-
ren Befehl mit einem
subtilen Gifft aus der
Zahl der Lebendigen schaffen müssen, euch
selbst aber ist eben dergleichen Verhängniß
bestimmet, so bald ihr nur eure bißherige
Gelindigkeit in eine strengere Herrschafft
verwandeln werdet. Wie aber ihre Geil-
heit von Jugend auf gantz unersättlich ge-
wesen, so ist auch die Zahl derjenigen
Manns-Personen allerley Standes, wor-
unter sich öffters so gar die allergeringsten
Bedienten gefunden, nicht auszusprechen,
die ihre Brunst so wohl bey Tage als Nacht
Wechsels-weise abkühlen müssen, indem sie
den öfftern Wechsel in diesen Sachen jeder-
zeit vor ihr allergröstes Vergnügen gehal-
ten. Glaubet ja nicht, mein Herr, daß die
so genannte
Beata eine heilige Frau sey, denn
sie ist in Wahrheit eine der allerliederlich-
sten Kupplerinnen in gantz Madrit, unter
derjenigen Person aber, die vor ihre Tochter
ausgegeben wird, ist allezeit ein verkappter
Münch, oder ein anderer junger Mensch,

ver-

Euphroſine iſt ebenfalls ihre leibliche Tochter,
die ſie zu der Zeit, als ihr gegen die
Mau-
rer
zu Felde laget, von ihrem Beicht-Vater
empfangen, und heimlich zur Welt geboh-
ren hat. Laſſet eures Verwalters
Menellez
Frau auf die Folter legen, ſo wird ſie viel-
leicht bekennen, wie es bey der Geburth
und Auferziehung dieſer unehelichen Kinder
hergegangen. Eure Mutter, die ihr gleich
anfaͤnglich zuwider war, habe ich auf ih-
ren Befehl mit einem
ſubtilen Gifft aus der
Zahl der Lebendigen ſchaffen muͤſſen, euch
ſelbſt aber iſt eben dergleichen Verhaͤngniß
beſtimmet, ſo bald ihr nur eure bißherige
Gelindigkeit in eine ſtrengere Herrſchafft
verwandeln werdet. Wie aber ihre Geil-
heit von Jugend auf gantz unerſaͤttlich ge-
weſen, ſo iſt auch die Zahl derjenigen
Manns-Perſonen allerley Standes, wor-
unter ſich oͤffters ſo gar die allergeringſten
Bedienten gefunden, nicht auszuſprechen,
die ihre Brunſt ſo wohl bey Tage als Nacht
Wechſels-weiſe abkuͤhlen muͤſſen, indem ſie
den oͤfftern Wechſel in dieſen Sachen jeder-
zeit vor ihr allergroͤſtes Vergnuͤgen gehal-
ten. Glaubet ja nicht, mein Herr, daß die
ſo genannte
Beata eine heilige Frau ſey, denn
ſie iſt in Wahrheit eine der allerliederlich-
ſten Kupplerinnen in gantz Madrit, unter
derjenigen Perſon aber, die vor ihre Tochter
ausgegeben wird, iſt allezeit ein verkappter
Muͤnch, oder ein anderer junger Menſch,

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[530/0544] Euphroſine iſt ebenfalls ihre leibliche Tochter, die ſie zu der Zeit, als ihr gegen die Mau- rer zu Felde laget, von ihrem Beicht-Vater empfangen, und heimlich zur Welt geboh- ren hat. Laſſet eures Verwalters Menellez Frau auf die Folter legen, ſo wird ſie viel- leicht bekennen, wie es bey der Geburth und Auferziehung dieſer unehelichen Kinder hergegangen. Eure Mutter, die ihr gleich anfaͤnglich zuwider war, habe ich auf ih- ren Befehl mit einem ſubtilen Gifft aus der Zahl der Lebendigen ſchaffen muͤſſen, euch ſelbſt aber iſt eben dergleichen Verhaͤngniß beſtimmet, ſo bald ihr nur eure bißherige Gelindigkeit in eine ſtrengere Herrſchafft verwandeln werdet. Wie aber ihre Geil- heit von Jugend auf gantz unerſaͤttlich ge- weſen, ſo iſt auch die Zahl derjenigen Manns-Perſonen allerley Standes, wor- unter ſich oͤffters ſo gar die allergeringſten Bedienten gefunden, nicht auszuſprechen, die ihre Brunſt ſo wohl bey Tage als Nacht Wechſels-weiſe abkuͤhlen muͤſſen, indem ſie den oͤfftern Wechſel in dieſen Sachen jeder- zeit vor ihr allergroͤſtes Vergnuͤgen gehal- ten. Glaubet ja nicht, mein Herr, daß die ſo genannte Beata eine heilige Frau ſey, denn ſie iſt in Wahrheit eine der allerliederlich- ſten Kupplerinnen in gantz Madrit, unter derjenigen Perſon aber, die vor ihre Tochter ausgegeben wird, iſt allezeit ein verkappter Muͤnch, oder ein anderer junger Menſch, ver-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/544>, abgerufen am 21.11.2024.