Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

und andere Bagatelle, worüber sie vor Freuden fast
rasend werden wolte, doch auf mein Zureden mich
eiligst zu ihrer Frauen führete.

Dieselbe saß in der Laub-Hütte, und hatte sich
nach ihrer Tracht recht propre geputzt, ich muß auch
gestehen, daß sie mich in solchen Aufzuge ungemein
charmirte. Die Alte gieng fort, ich wolte meine 7.
Sachen auspacken, da aber meine schöne sagte,
es hätte hiermit noch etwas Zeit, nahm ich ihre
Hand, und küssete dieselbe. Doch dieses schiene
ihr zu verdriessen, weßwegen ich sie in meine Arme
schloß, und mehr als 100. mahl küssete, wodurch sie
wieder völlig aufgeräumt wurde. Jch versuchte der-
gleichen Kost auch auf ihren, wiewohl harten, jedoch
auch zarten Brüsten, da denn nicht viel fehlete, daß
sie vor Entzückung in eine würckliche Ohnmacht ge-
suncken wäre, doch ich merckt es bey Zeiten, und
brachte ihre zerstreueten Geister wieder in behörige
Ordnung, und zwar kaum vor der Ankun[ft] unserer
Alten, welche noch weit köstlicher Erfrischungen
brachte als gestern.

Wir genossen dieselben mit Lust, immittest legte
ich meinen Krahm aus, über dessen Seltenheit mei-
ne Prinzeßin fast erstaunete. Sie konte sich kaum
satt sehen, und kaum satt erfragen, worzu dieses und
jenes dienete; da ich ihr aber eines jeden Nutzen
und Gebrauch gewiesen, zehlete sie mir 50. Hollän-
dische spec. Ducaten auf den Tisch, welche ich, solte
sie anders nicht zornig werden, mit aller Gewalt in
meine Tasche stecken muste. Die Alte bekam ei-
[n]e Commission, etwas aus ihren Zimmer zu langen,
und war kaum fort, da meine Schöne noch einen

Beutel

und andere Bagatelle, woruͤber ſie vor Freuden faſt
raſend werden wolte, doch auf mein Zureden mich
eiligſt zu ihrer Frauen fuͤhrete.

Dieſelbe ſaß in der Laub-Huͤtte, und hatte ſich
nach ihrer Tracht recht propre geputzt, ich muß auch
geſtehen, daß ſie mich in ſolchen Aufzuge ungemein
charmirte. Die Alte gieng fort, ich wolte meine 7.
Sachen auspacken, da aber meine ſchoͤne ſagte,
es haͤtte hiermit noch etwas Zeit, nahm ich ihre
Hand, und kuͤſſete dieſelbe. Doch dieſes ſchiene
ihr zu verdrieſſen, weßwegen ich ſie in meine Arme
ſchloß, und mehr als 100. mahl kuͤſſete, wodurch ſie
wieder voͤllig aufgeraͤumt wurde. Jch verſuchte der-
gleichen Koſt auch auf ihren, wiewohl harten, jedoch
auch zarten Bruͤſten, da denn nicht viel fehlete, daß
ſie vor Entzuͤckung in eine wuͤrckliche Ohnmacht ge-
ſuncken waͤre, doch ich merckt es bey Zeiten, und
brachte ihre zerſtreueten Geiſter wieder in behoͤrige
Ordnung, und zwar kaum vor der Ankun[ft] unſerer
Alten, welche noch weit koͤſtlicher Erfriſchungen
brachte als geſtern.

Wir genoſſen dieſelben mit Luſt, immitteſt legte
ich meinen Krahm aus, uͤber deſſen Seltenheit mei-
ne Prinzeßin faſt erſtaunete. Sie konte ſich kaum
ſatt ſehen, und kaum ſatt erfragen, worzu dieſes und
jenes dienete; da ich ihr aber eines jeden Nutzen
und Gebrauch gewieſen, zehlete ſie mir 50. Hollaͤn-
diſche ſpec. Ducaten auf den Tiſch, welche ich, ſolte
ſie anders nicht zornig werden, mit aller Gewalt in
meine Taſche ſtecken muſte. Die Alte bekam ei-
[n]e Commiſſion, etwas aus ihren Zimmer zu langen,
und war kaum fort, da meine Schoͤne noch einen

Beutel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="43"/>
und andere <hi rendition="#aq">Bagatelle,</hi> woru&#x0364;ber &#x017F;ie vor Freuden fa&#x017F;t<lb/>
ra&#x017F;end werden wolte, doch auf mein Zureden mich<lb/>
eilig&#x017F;t zu ihrer Frauen fu&#x0364;hrete.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;elbe &#x017F;aß in der Laub-Hu&#x0364;tte, und hatte &#x017F;ich<lb/>
nach ihrer Tracht recht <hi rendition="#aq">propre</hi> geputzt, ich muß auch<lb/>
ge&#x017F;tehen, daß &#x017F;ie mich in &#x017F;olchen Aufzuge ungemein<lb/><hi rendition="#aq">charmir</hi>te. Die Alte gieng fort, ich wolte meine 7.<lb/>
Sachen auspacken, da aber meine &#x017F;cho&#x0364;ne &#x017F;agte,<lb/>
es ha&#x0364;tte hiermit noch etwas Zeit, nahm ich ihre<lb/>
Hand, und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete die&#x017F;elbe. Doch die&#x017F;es &#x017F;chiene<lb/>
ihr zu verdrie&#x017F;&#x017F;en, weßwegen ich &#x017F;ie in meine Arme<lb/>
&#x017F;chloß, und mehr als 100. mahl ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete, wodurch &#x017F;ie<lb/>
wieder vo&#x0364;llig aufgera&#x0364;umt wurde. Jch ver&#x017F;uchte der-<lb/>
gleichen Ko&#x017F;t auch auf ihren, wiewohl harten, jedoch<lb/>
auch zarten Bru&#x0364;&#x017F;ten, da denn nicht viel fehlete, daß<lb/>
&#x017F;ie vor Entzu&#x0364;ckung in eine wu&#x0364;rckliche Ohnmacht ge-<lb/>
&#x017F;uncken wa&#x0364;re, doch ich merckt es bey Zeiten, und<lb/>
brachte ihre zer&#x017F;treueten Gei&#x017F;ter wieder in beho&#x0364;rige<lb/>
Ordnung, und zwar kaum vor der Ankun<supplied>ft</supplied> un&#x017F;erer<lb/>
Alten, welche noch weit ko&#x0364;&#x017F;tlicher Erfri&#x017F;chungen<lb/>
brachte als ge&#x017F;tern.</p><lb/>
        <p>Wir geno&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elben mit Lu&#x017F;t, immitte&#x017F;t legte<lb/>
ich meinen Krahm aus, u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en Seltenheit mei-<lb/>
ne Prinzeßin fa&#x017F;t er&#x017F;taunete. Sie konte &#x017F;ich kaum<lb/>
&#x017F;att &#x017F;ehen, und kaum &#x017F;att erfragen, worzu die&#x017F;es und<lb/>
jenes dienete; da ich ihr aber eines jeden Nutzen<lb/>
und Gebrauch gewie&#x017F;en, zehlete &#x017F;ie mir 50. Holla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;che <hi rendition="#aq">&#x017F;pec. Ducat</hi>en auf den Ti&#x017F;ch, welche ich, &#x017F;olte<lb/>
&#x017F;ie anders nicht zornig werden, mit aller Gewalt in<lb/>
meine Ta&#x017F;che &#x017F;tecken mu&#x017F;te. Die Alte bekam ei-<lb/><supplied>n</supplied>e <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;ion,</hi> etwas aus ihren Zimmer zu langen,<lb/>
und war kaum fort, da meine Scho&#x0364;ne noch einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Beutel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[43/0055] und andere Bagatelle, woruͤber ſie vor Freuden faſt raſend werden wolte, doch auf mein Zureden mich eiligſt zu ihrer Frauen fuͤhrete. Dieſelbe ſaß in der Laub-Huͤtte, und hatte ſich nach ihrer Tracht recht propre geputzt, ich muß auch geſtehen, daß ſie mich in ſolchen Aufzuge ungemein charmirte. Die Alte gieng fort, ich wolte meine 7. Sachen auspacken, da aber meine ſchoͤne ſagte, es haͤtte hiermit noch etwas Zeit, nahm ich ihre Hand, und kuͤſſete dieſelbe. Doch dieſes ſchiene ihr zu verdrieſſen, weßwegen ich ſie in meine Arme ſchloß, und mehr als 100. mahl kuͤſſete, wodurch ſie wieder voͤllig aufgeraͤumt wurde. Jch verſuchte der- gleichen Koſt auch auf ihren, wiewohl harten, jedoch auch zarten Bruͤſten, da denn nicht viel fehlete, daß ſie vor Entzuͤckung in eine wuͤrckliche Ohnmacht ge- ſuncken waͤre, doch ich merckt es bey Zeiten, und brachte ihre zerſtreueten Geiſter wieder in behoͤrige Ordnung, und zwar kaum vor der Ankunft unſerer Alten, welche noch weit koͤſtlicher Erfriſchungen brachte als geſtern. Wir genoſſen dieſelben mit Luſt, immitteſt legte ich meinen Krahm aus, uͤber deſſen Seltenheit mei- ne Prinzeßin faſt erſtaunete. Sie konte ſich kaum ſatt ſehen, und kaum ſatt erfragen, worzu dieſes und jenes dienete; da ich ihr aber eines jeden Nutzen und Gebrauch gewieſen, zehlete ſie mir 50. Hollaͤn- diſche ſpec. Ducaten auf den Tiſch, welche ich, ſolte ſie anders nicht zornig werden, mit aller Gewalt in meine Taſche ſtecken muſte. Die Alte bekam ei- ne Commiſſion, etwas aus ihren Zimmer zu langen, und war kaum fort, da meine Schoͤne noch einen Beutel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/55
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/55>, abgerufen am 22.11.2024.