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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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cken, als sie nebst uns ertragen mochten, begab mich
solchergestallt auf die schnellste Reise nach Portugall,
nach dem ich nicht allein meinem Bruder mein übri-
ges Geld und Kostbarkeiten mit auf sein Gut zu neh-
men anvertrauet, sondern auch nebst ihm, meinem
Leib-Diener und andern Getreuen Befehl ertheilet,
wie sie sich bey diesen und jenen Fällen verhalten sol-
ten. Absonderlich aber solte mein Bruder des Me-
nellez
Frau, wie nicht weniger den Knaben Caspar
Palino,
und das Mägdlein Euphrosinen heimlich
auf sein Schloß bringen, und diiselben in genauer
Verwahrung halten, damit man sie jederzeit als le-
bendige Zeugen darstellen könne.

Jch gelangete hierauff in wenig Tagen auf dem
Portugisischen Gebiethe, und zwar bey einem be-
kandten von Adel an, der mir auf seinem wohlbefe-
stigten Land-Gute den sichersten Auffenthalt ver-
sprach.

Von dar aus überschrieb ich meine gehabten
Unglücks-Fälle mit allen behörigen Umständen
an den König Ferdinandum, und bat mir nichts
als einen Frey-und Sicherheits-Brief aus, da ich
denn mich ohne Zeit-Verlust vor dem hohen Gerich-
te stellen, und meine Sachen nach den Gesetzen des
Landes wolte untersuchen und richten lassen. Allein
ob zwar der König anfänglich nicht ungeneigt gewe-
sen mir dergleichen Brief zu übersenden, so hatten
doch der Eleonora und des Vincentio Befreundte,
nebst meinen anderweitigen Feinden alles verhin-
dert, und den König dahin beredet[:] Daß derselbe,
nachdem ich, auf dreymahl wiederholte Citation,

mich
M m

cken, als ſie nebſt uns ertragen mochten, begab mich
ſolchergeſtallt auf die ſchnellſte Reiſe nach Portugall,
nach dem ich nicht allein meinem Bruder mein uͤbri-
ges Geld und Koſtbarkeiten mit auf ſein Gut zu neh-
men anvertrauet, ſondern auch nebſt ihm, meinem
Leib-Diener und andern Getreuen Befehl ertheilet,
wie ſie ſich bey dieſen und jenen Faͤllen verhalten ſol-
ten. Abſonderlich aber ſolte mein Bruder des Me-
nellez
Frau, wie nicht weniger den Knaben Caſpar
Palino,
und das Maͤgdlein Euphroſinen heimlich
auf ſein Schloß bringen, und diiſelben in genauer
Verwahrung halten, damit man ſie jederzeit als le-
bendige Zeugen darſtellen koͤnne.

Jch gelangete hierauff in wenig Tagen auf dem
Portugiſiſchen Gebiethe, und zwar bey einem be-
kandten von Adel an, der mir auf ſeinem wohlbefe-
ſtigten Land-Gute den ſicherſten Auffenthalt ver-
ſprach.

Von dar aus uͤberſchrieb ich meine gehabten
Ungluͤcks-Faͤlle mit allen behoͤrigen Umſtaͤnden
an den Koͤnig Ferdinandum, und bat mir nichts
als einen Frey-und Sicherheits-Brief aus, da ich
denn mich ohne Zeit-Verluſt vor dem hohen Gerich-
te ſtellen, und meine Sachen nach den Geſetzen des
Landes wolte unterſuchen und richten laſſen. Allein
ob zwar der Koͤnig anfaͤnglich nicht ungeneigt gewe-
ſen mir dergleichen Brief zu uͤberſenden, ſo hatten
doch der Eleonora und des Vincentio Befreundte,
nebſt meinen anderweitigen Feinden alles verhin-
dert, und den Koͤnig dahin beredet[:] Daß derſelbe,
nachdem ich, auf dreymahl wiederholte Citation,

mich
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[545/0559] cken, als ſie nebſt uns ertragen mochten, begab mich ſolchergeſtallt auf die ſchnellſte Reiſe nach Portugall, nach dem ich nicht allein meinem Bruder mein uͤbri- ges Geld und Koſtbarkeiten mit auf ſein Gut zu neh- men anvertrauet, ſondern auch nebſt ihm, meinem Leib-Diener und andern Getreuen Befehl ertheilet, wie ſie ſich bey dieſen und jenen Faͤllen verhalten ſol- ten. Abſonderlich aber ſolte mein Bruder des Me- nellez Frau, wie nicht weniger den Knaben Caſpar Palino, und das Maͤgdlein Euphroſinen heimlich auf ſein Schloß bringen, und diiſelben in genauer Verwahrung halten, damit man ſie jederzeit als le- bendige Zeugen darſtellen koͤnne. Jch gelangete hierauff in wenig Tagen auf dem Portugiſiſchen Gebiethe, und zwar bey einem be- kandten von Adel an, der mir auf ſeinem wohlbefe- ſtigten Land-Gute den ſicherſten Auffenthalt ver- ſprach. Von dar aus uͤberſchrieb ich meine gehabten Ungluͤcks-Faͤlle mit allen behoͤrigen Umſtaͤnden an den Koͤnig Ferdinandum, und bat mir nichts als einen Frey-und Sicherheits-Brief aus, da ich denn mich ohne Zeit-Verluſt vor dem hohen Gerich- te ſtellen, und meine Sachen nach den Geſetzen des Landes wolte unterſuchen und richten laſſen. Allein ob zwar der Koͤnig anfaͤnglich nicht ungeneigt gewe- ſen mir dergleichen Brief zu uͤberſenden, ſo hatten doch der Eleonora und des Vincentio Befreundte, nebſt meinen anderweitigen Feinden alles verhin- dert, und den Koͤnig dahin beredet: Daß derſelbe, nachdem ich, auf dreymahl wiederholte Citation, mich M m

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/559>, abgerufen am 22.11.2024.