Schlunde erstrecken. Derowegen wurde bald An- stalt gemacht, diese Farth anzutreten, und ohngeacht der König Chiapes dieselbe hefftig wiederrieth, in- dem er angemerckt hatte, daß um diese Zeitzwey biß drey Monate nach einander die See entsetzlich zu stürmen und zu wüten pflegte, so wolte doch Valboa hiervon im geringsten nicht abstehen, sondern ließ et- liche Jndianische kleine Schifflein zurechte machen, in welche wir uns mit etlichen 80. der muthigsten Kriegs-Leute setzten, und von dannen seegelten.
Allein, nunmehro hatte das unerforschliche Verhängniß beschlossen, mich vor dießmahl nicht allein von dem Valboa, sondern nach etlichen Jah- ren auch von aller andern menschlichen Gesellschafft abzusondern, denn wenige Tage nach unserer Ab- farth entstund ein entsetzlicher Sturm, welcher die kleinen Schifflein aus einander jagte, und unter andern auch das meinige, worauf ich nebst 9. Kriegs-Leuten saß, in den Abgrund des Meers zu versencken drohete. Jndem nun kein Mittel zu erfinden war, dem jämmerlichen Verderben zu entgehen, überliessen wir uns gäntzlich den un- barmhertzigen Fluthen, und suchten allein bey GOtt in jenem Leben Gnade zu erlangen, weil er uns selbige in diesen Zeitlichen abzuschlagen schien. Jedoch, nachdem wir noch zwey Tage und Nacht recht wunderbarer weise bald in die erstaunlichste Höhe, bald aber in grausame Abaründe zwischen Fluth und Wellen hin verschlagen und fortgetrie- ben worden, warffen uns endlich die ergrimmten Wellen auf eine halb überschwemmte Jnsul, die
zwar
Schlunde erſtrecken. Derowegen wurde bald An- ſtalt gemacht, dieſe Farth anzutreten, und ohngeacht der Koͤnig Chiapes dieſelbe hefftig wiederrieth, in- dem er angemerckt hatte, daß um dieſe Zeitzwey biß drey Monate nach einander die See entſetzlich zu ſtuͤrmen und zu wuͤten pflegte, ſo wolte doch Valboa hiervon im geringſten nicht abſtehen, ſondern ließ et- liche Jndianiſche kleine Schifflein zurechte machen, in welche wir uns mit etlichen 80. der muthigſten Kriegs-Leute ſetzten, und von dannen ſeegelten.
Allein, nunmehro hatte das unerforſchliche Verhaͤngniß beſchloſſen, mich vor dießmahl nicht allein von dem Valboa, ſondern nach etlichen Jah- ren auch von aller andern menſchlichen Geſellſchafft abzuſondern, denn wenige Tage nach unſerer Ab- farth entſtund ein entſetzlicher Sturm, welcher die kleinen Schifflein aus einander jagte, und unter andern auch das meinige, worauf ich nebſt 9. Kriegs-Leuten ſaß, in den Abgrund des Meers zu verſencken drohete. Jndem nun kein Mittel zu erfinden war, dem jaͤmmerlichen Verderben zu entgehen, uͤberlieſſen wir uns gaͤntzlich den un- barmhertzigen Fluthen, und ſuchten allein bey GOtt in jenem Leben Gnade zu erlangen, weil er uns ſelbige in dieſen Zeitlichen abzuſchlagen ſchien. Jedoch, nachdem wir noch zwey Tage und Nacht recht wunderbarer weiſe bald in die erſtaunlichſte Hoͤhe, bald aber in grauſame Abaruͤnde zwiſchen Fluth und Wellen hin verſchlagen und fortgetrie- ben worden, warffen uns endlich die ergrimmten Wellen auf eine halb uͤberſchwemmte Jnſul, die
zwar
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0585"n="571"/>
Schlunde erſtrecken. Derowegen wurde bald An-<lb/>ſtalt gemacht, dieſe Farth anzutreten, und ohngeacht<lb/>
der Koͤnig <hirendition="#aq">Chiapes</hi> dieſelbe hefftig wiederrieth, in-<lb/>
dem er angemerckt hatte, daß um dieſe Zeitzwey biß<lb/>
drey Monate nach einander die See entſetzlich zu<lb/>ſtuͤrmen und zu wuͤten pflegte, ſo wolte doch <hirendition="#aq">Valboa</hi><lb/>
hiervon im geringſten nicht abſtehen, ſondern ließ et-<lb/>
liche Jndianiſche kleine Schifflein zurechte machen,<lb/>
in welche wir uns mit etlichen 80. der muthigſten<lb/>
Kriegs-Leute ſetzten, und von dannen ſeegelten.</p><lb/><p>Allein, nunmehro hatte das unerforſchliche<lb/>
Verhaͤngniß beſchloſſen, mich vor dießmahl nicht<lb/>
allein von dem <hirendition="#aq">Valboa,</hi>ſondern nach etlichen Jah-<lb/>
ren auch von aller andern menſchlichen Geſellſchafft<lb/>
abzuſondern, denn wenige Tage nach unſerer Ab-<lb/>
farth entſtund ein entſetzlicher Sturm, welcher die<lb/>
kleinen Schifflein aus einander jagte, und unter<lb/>
andern auch das meinige, worauf ich nebſt 9.<lb/>
Kriegs-Leuten ſaß, in den Abgrund des Meers<lb/>
zu verſencken drohete. Jndem nun kein Mittel<lb/>
zu erfinden war, dem jaͤmmerlichen Verderben zu<lb/>
entgehen, uͤberlieſſen wir uns gaͤntzlich den un-<lb/>
barmhertzigen Fluthen, und ſuchten allein bey<lb/>
GOtt in jenem Leben Gnade zu erlangen, weil er<lb/>
uns ſelbige in dieſen Zeitlichen abzuſchlagen ſchien.<lb/>
Jedoch, nachdem wir noch zwey Tage und Nacht<lb/>
recht wunderbarer weiſe bald in die erſtaunlichſte<lb/>
Hoͤhe, bald aber in grauſame Abaruͤnde zwiſchen<lb/>
Fluth und Wellen hin verſchlagen und fortgetrie-<lb/>
ben worden, warffen uns endlich die ergrimmten<lb/>
Wellen auf eine halb uͤberſchwemmte Jnſul, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zwar</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[571/0585]
Schlunde erſtrecken. Derowegen wurde bald An-
ſtalt gemacht, dieſe Farth anzutreten, und ohngeacht
der Koͤnig Chiapes dieſelbe hefftig wiederrieth, in-
dem er angemerckt hatte, daß um dieſe Zeitzwey biß
drey Monate nach einander die See entſetzlich zu
ſtuͤrmen und zu wuͤten pflegte, ſo wolte doch Valboa
hiervon im geringſten nicht abſtehen, ſondern ließ et-
liche Jndianiſche kleine Schifflein zurechte machen,
in welche wir uns mit etlichen 80. der muthigſten
Kriegs-Leute ſetzten, und von dannen ſeegelten.
Allein, nunmehro hatte das unerforſchliche
Verhaͤngniß beſchloſſen, mich vor dießmahl nicht
allein von dem Valboa, ſondern nach etlichen Jah-
ren auch von aller andern menſchlichen Geſellſchafft
abzuſondern, denn wenige Tage nach unſerer Ab-
farth entſtund ein entſetzlicher Sturm, welcher die
kleinen Schifflein aus einander jagte, und unter
andern auch das meinige, worauf ich nebſt 9.
Kriegs-Leuten ſaß, in den Abgrund des Meers
zu verſencken drohete. Jndem nun kein Mittel
zu erfinden war, dem jaͤmmerlichen Verderben zu
entgehen, uͤberlieſſen wir uns gaͤntzlich den un-
barmhertzigen Fluthen, und ſuchten allein bey
GOtt in jenem Leben Gnade zu erlangen, weil er
uns ſelbige in dieſen Zeitlichen abzuſchlagen ſchien.
Jedoch, nachdem wir noch zwey Tage und Nacht
recht wunderbarer weiſe bald in die erſtaunlichſte
Hoͤhe, bald aber in grauſame Abaruͤnde zwiſchen
Fluth und Wellen hin verſchlagen und fortgetrie-
ben worden, warffen uns endlich die ergrimmten
Wellen auf eine halb uͤberſchwemmte Jnſul, die
zwar
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/585>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.