Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

der Zeit habe auf andern Jnsul noch mehr derglei-
chen, ja theils noch weit grössere gesammlet, wel-
che derjenige, so diese meine Schrifft am ersten zu
lesen bekömmt, ohnfehlbar finden wird.

Jedoch meinen damahligen Glücks- und Un-
glücks-Wechsel zu folgen, ersahe einer von unsern
Jndianern, der ein gantz ungewöhnlich scharffes
Gesichte hatte, Süd-Westwerts eine andere Jn-
sul, und weilen wir daselbst einen bessern Speise-
Vorrath anzutreffen verhofften, wurden unsere
kleinen Schiffe bey damahligen stillen Wetter, so
gut als möglich zugerichtet, so daß wir einsteigen,
und besagte Jnsul nach dreyen Tagen mit aber-
mahliger gröster Lebens-Gefahr erreichen konten.
Uber alles vermuthen traffen wir auch daselbst ein
kleines Schiff an, welches das wütende Meer mit
11. unserer Mit-Gesellen dahin geworffen hatte.
Die Freuden- und Jammer-Thränen lieffen häuf-
fig aus unsern Augen, ersten theils wegen dieser
glücklichen Zusammenkunfft, andern theils darum,
weil uns die letzten berichteten, daß Valboa nebst
den übrigen ohnmöglich noch am Leben seyn könte,
weil sie ingesammt durch den Sturm auf die ge-
fährlichste und fürchterlichste Meeres-Höhe getrie-
ben worden, allwo weit und breit keine Jnsuln,
wohl aber bey hellen Wetter erschröckliche aus dem
Wasser hervor ragende Felsen und Klippen zu se-
hen wären. Jm übrigen war diese Jnsul so wenig
als unsere vorige mit Menschen besetzt, jedoch lies-
sen sich etliche vierfüßige Thiere sehen, welche
theils den Europäischen Füchsen, theil aber den
wilden Katzen gleichten. Wir nahmen uns kein

Beden-

der Zeit habe auf andern Jnſul noch mehr derglei-
chen, ja theils noch weit groͤſſere geſammlet, wel-
che derjenige, ſo dieſe meine Schrifft am erſten zu
leſen bekoͤmmt, ohnfehlbar finden wird.

Jedoch meinen damahligen Gluͤcks- und Un-
gluͤcks-Wechſel zu folgen, erſahe einer von unſern
Jndianern, der ein gantz ungewoͤhnlich ſcharffes
Geſichte hatte, Suͤd-Weſtwerts eine andere Jn-
ſul, und weilen wir daſelbſt einen beſſern Speiſe-
Vorrath anzutreffen verhofften, wurden unſere
kleinen Schiffe bey damahligen ſtillen Wetter, ſo
gut als moͤglich zugerichtet, ſo daß wir einſteigen,
und beſagte Jnſul nach dreyen Tagen mit aber-
mahliger groͤſter Lebens-Gefahr erreichen konten.
Uber alles vermuthen traffen wir auch daſelbſt ein
kleines Schiff an, welches das wuͤtende Meer mit
11. unſerer Mit-Geſellen dahin geworffen hatte.
Die Freuden- und Jammer-Thraͤnen lieffen haͤuf-
fig aus unſern Augen, erſten theils wegen dieſer
gluͤcklichen Zuſammenkunfft, andern theils darum,
weil uns die letzten berichteten, daß Valboa nebſt
den uͤbrigen ohnmoͤglich noch am Leben ſeyn koͤnte,
weil ſie ingeſammt durch den Sturm auf die ge-
faͤhrlichſte und fuͤrchterlichſte Meeres-Hoͤhe getrie-
ben worden, allwo weit und breit keine Jnſuln,
wohl aber bey hellen Wetter erſchroͤckliche aus dem
Waſſer hervor ragende Felſen und Klippen zu ſe-
hen waͤren. Jm uͤbrigen war dieſe Jnſul ſo wenig
als unſere vorige mit Menſchen beſetzt, jedoch lieſ-
ſen ſich etliche vierfuͤßige Thiere ſehen, welche
theils den Europaͤiſchen Fuͤchſen, theil aber den
wilden Katzen gleichten. Wir nahmen uns kein

Beden-
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0587" n="573"/>
der Zeit habe auf andern Jn&#x017F;ul noch mehr derglei-<lb/>
chen, ja theils noch weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere ge&#x017F;ammlet, wel-<lb/>
che derjenige, &#x017F;o die&#x017F;e meine Schrifft am er&#x017F;ten zu<lb/>
le&#x017F;en beko&#x0364;mmt, ohnfehlbar finden wird.</p><lb/>
          <p>Jedoch meinen damahligen Glu&#x0364;cks- und Un-<lb/>
glu&#x0364;cks-Wech&#x017F;el zu folgen, er&#x017F;ahe einer von un&#x017F;ern<lb/>
Jndianern, der ein gantz ungewo&#x0364;hnlich &#x017F;charffes<lb/>
Ge&#x017F;ichte hatte, Su&#x0364;d-We&#x017F;twerts eine andere Jn-<lb/>
&#x017F;ul, und weilen wir da&#x017F;elb&#x017F;t einen be&#x017F;&#x017F;ern Spei&#x017F;e-<lb/>
Vorrath anzutreffen verhofften, wurden un&#x017F;ere<lb/>
kleinen Schiffe bey damahligen &#x017F;tillen Wetter, &#x017F;o<lb/>
gut als mo&#x0364;glich zugerichtet, &#x017F;o daß wir ein&#x017F;teigen,<lb/>
und be&#x017F;agte Jn&#x017F;ul nach dreyen Tagen mit aber-<lb/>
mahliger gro&#x0364;&#x017F;ter Lebens-Gefahr erreichen konten.<lb/>
Uber alles vermuthen traffen wir auch da&#x017F;elb&#x017F;t ein<lb/>
kleines Schiff an, welches das wu&#x0364;tende Meer mit<lb/>
11. un&#x017F;erer Mit-Ge&#x017F;ellen dahin geworffen hatte.<lb/>
Die Freuden- und Jammer-Thra&#x0364;nen lieffen ha&#x0364;uf-<lb/>
fig aus un&#x017F;ern Augen, er&#x017F;ten theils wegen die&#x017F;er<lb/>
glu&#x0364;cklichen Zu&#x017F;ammenkunfft, andern theils darum,<lb/>
weil uns die letzten berichteten, daß <hi rendition="#aq">Valboa</hi> neb&#x017F;t<lb/>
den u&#x0364;brigen ohnmo&#x0364;glich noch am Leben &#x017F;eyn ko&#x0364;nte,<lb/>
weil &#x017F;ie inge&#x017F;ammt durch den Sturm auf die ge-<lb/>
fa&#x0364;hrlich&#x017F;te und fu&#x0364;rchterlich&#x017F;te Meeres-Ho&#x0364;he getrie-<lb/>
ben worden, allwo weit und breit keine Jn&#x017F;uln,<lb/>
wohl aber bey hellen Wetter er&#x017F;chro&#x0364;ckliche aus dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er hervor ragende Fel&#x017F;en und Klippen zu &#x017F;e-<lb/>
hen wa&#x0364;ren. Jm u&#x0364;brigen war die&#x017F;e Jn&#x017F;ul &#x017F;o wenig<lb/>
als un&#x017F;ere vorige mit Men&#x017F;chen be&#x017F;etzt, jedoch lie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ich etliche vierfu&#x0364;ßige Thiere &#x017F;ehen, welche<lb/>
theils den Europa&#x0364;i&#x017F;chen Fu&#x0364;ch&#x017F;en, theil aber den<lb/>
wilden Katzen gleichten. Wir nahmen uns kein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Beden-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[573/0587] der Zeit habe auf andern Jnſul noch mehr derglei- chen, ja theils noch weit groͤſſere geſammlet, wel- che derjenige, ſo dieſe meine Schrifft am erſten zu leſen bekoͤmmt, ohnfehlbar finden wird. Jedoch meinen damahligen Gluͤcks- und Un- gluͤcks-Wechſel zu folgen, erſahe einer von unſern Jndianern, der ein gantz ungewoͤhnlich ſcharffes Geſichte hatte, Suͤd-Weſtwerts eine andere Jn- ſul, und weilen wir daſelbſt einen beſſern Speiſe- Vorrath anzutreffen verhofften, wurden unſere kleinen Schiffe bey damahligen ſtillen Wetter, ſo gut als moͤglich zugerichtet, ſo daß wir einſteigen, und beſagte Jnſul nach dreyen Tagen mit aber- mahliger groͤſter Lebens-Gefahr erreichen konten. Uber alles vermuthen traffen wir auch daſelbſt ein kleines Schiff an, welches das wuͤtende Meer mit 11. unſerer Mit-Geſellen dahin geworffen hatte. Die Freuden- und Jammer-Thraͤnen lieffen haͤuf- fig aus unſern Augen, erſten theils wegen dieſer gluͤcklichen Zuſammenkunfft, andern theils darum, weil uns die letzten berichteten, daß Valboa nebſt den uͤbrigen ohnmoͤglich noch am Leben ſeyn koͤnte, weil ſie ingeſammt durch den Sturm auf die ge- faͤhrlichſte und fuͤrchterlichſte Meeres-Hoͤhe getrie- ben worden, allwo weit und breit keine Jnſuln, wohl aber bey hellen Wetter erſchroͤckliche aus dem Waſſer hervor ragende Felſen und Klippen zu ſe- hen waͤren. Jm uͤbrigen war dieſe Jnſul ſo wenig als unſere vorige mit Menſchen beſetzt, jedoch lieſ- ſen ſich etliche vierfuͤßige Thiere ſehen, welche theils den Europaͤiſchen Fuͤchſen, theil aber den wilden Katzen gleichten. Wir nahmen uns kein Beden-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/587
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/587>, abgerufen am 22.11.2024.