langweiligen Reise nützlich seyn könten, welches wir denn alles in kurtzer Zeit gewünscht erlangten.
Die bey uns befindlichen 3. redlichen Jndianer machten sich das allergröste Vergnügen, einige wun- derbare Meer-Thiere listiger Weise einzufangen, de- ren Fleisch, Fett, und sonderlich die Häute, vortreflich nutzbar waren, denn aus den letztern konten wir schö- nes Niemen-Werck, wie auch lederne Koller, Schu- he, Mützen und allerley ander Zeug verfertigen.
So bald wir demnach nur mit der Ausbesserung und Versorgung des Schiffs fertig, dasselbe auch, wo nur Raum übrig, mit lauter nützlichen Sachen angefüllet hatten, traten wir die Reise auf der an- dern Land-Seite an, vermerckten aber gleich anfäng- lich, daß Wind und Meer allhier nicht so gütig, als bey der vorigen Seite war. Zwey Wochen an einander gieng es noch ziemlich erträglich, allein, nachhero erhub sich ein fehr hefftiger Sturm, der über 9. Tage währete, und bey uns allen die gröste Verwunderung erweckte, daß wir ihm endlich so glücklich entkamen, ohngeacht unser Schiff fehr be- schädiget an eine sehr elende Küste getrieben war, all- wo sich auf viele Meilewegs herum, ausser etlichen unfruchtbaren Bäumen, nicht das geringste von nütz- lichen Sachen antreffen ließ.
Etliche von meinen Gefährten streiften dem ohn- geacht überall herum, und kamen eines Abends höchst erfreut zurück, weil sie, ihrer Sage nach, ein vortreflich ausgerüstetes Europäisches Schiff, in einer kleinen Bucht liegend, jedoch keinen eintzi-
gen
O o 4
langweiligen Reiſe nuͤtzlich ſeyn koͤnten, welches wir denn alles in kurtzer Zeit gewuͤnſcht erlangten.
Die bey uns befindlichen 3. redlichen Jndianer machten ſich das allergroͤſte Vergnuͤgen, einige wun- derbare Meer-Thiere liſtiger Weiſe einzufangen, de- ren Fleiſch, Fett, und ſonderlich die Haͤute, vortreflich nutzbar waren, denn aus den letztern konten wir ſchoͤ- nes Niemen-Werck, wie auch lederne Koller, Schu- he, Muͤtzen und allerley ander Zeug verfertigen.
So bald wir demnach nur mit der Ausbeſſerung und Verſorgung des Schiffs fertig, daſſelbe auch, wo nur Raum uͤbrig, mit lauter nuͤtzlichen Sachen angefuͤllet hatten, traten wir die Reiſe auf der an- dern Land-Seite an, vermerckten aber gleich anfaͤng- lich, daß Wind und Meer allhier nicht ſo guͤtig, als bey der vorigen Seite war. Zwey Wochen an einander gieng es noch ziemlich ertraͤglich, allein, nachhero erhub ſich ein fehr hefftiger Sturm, der uͤber 9. Tage waͤhrete, und bey uns allen die groͤſte Verwunderung erweckte, daß wir ihm endlich ſo gluͤcklich entkamen, ohngeacht unſer Schiff fehr be- ſchaͤdiget an eine ſehr elende Kuͤſte getrieben war, all- wo ſich auf viele Meilewegs herum, auſſer etlichen unfruchtbaren Baͤumen, nicht das geringſte von nuͤtz- lichen Sachen antreffen ließ.
Etliche von meinen Gefaͤhrten ſtreiften dem ohn- geacht uͤberall herum, und kamen eines Abends hoͤchſt erfreut zuruͤck, weil ſie, ihrer Sage nach, ein vortreflich ausgeruͤſtetes Europaͤiſches Schiff, in einer kleinen Bucht liegend, jedoch keinen eintzi-
gen
O o 4
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0597"n="583"/>
langweiligen Reiſe nuͤtzlich ſeyn koͤnten, welches wir<lb/>
denn alles in kurtzer Zeit gewuͤnſcht erlangten.</p><lb/><p>Die bey uns befindlichen 3. redlichen Jndianer<lb/>
machten ſich das allergroͤſte Vergnuͤgen, einige wun-<lb/>
derbare Meer-Thiere liſtiger Weiſe einzufangen, de-<lb/>
ren Fleiſch, Fett, und ſonderlich die Haͤute, vortreflich<lb/>
nutzbar waren, denn aus den letztern konten wir ſchoͤ-<lb/>
nes Niemen-Werck, wie auch lederne Koller, Schu-<lb/>
he, Muͤtzen und allerley ander Zeug verfertigen.</p><lb/><p>So bald wir demnach nur mit der Ausbeſſerung<lb/>
und Verſorgung des Schiffs fertig, daſſelbe auch,<lb/>
wo nur Raum uͤbrig, mit lauter nuͤtzlichen Sachen<lb/>
angefuͤllet hatten, traten wir die Reiſe auf der an-<lb/>
dern Land-Seite an, vermerckten aber gleich anfaͤng-<lb/>
lich, daß Wind und Meer allhier nicht ſo guͤtig, als<lb/>
bey der vorigen Seite war. Zwey Wochen an<lb/>
einander gieng es noch ziemlich ertraͤglich, allein,<lb/>
nachhero erhub ſich ein fehr hefftiger Sturm, der<lb/>
uͤber 9. Tage waͤhrete, und bey uns allen die groͤſte<lb/>
Verwunderung erweckte, daß wir ihm endlich ſo<lb/>
gluͤcklich entkamen, ohngeacht unſer Schiff fehr be-<lb/>ſchaͤdiget an eine ſehr elende Kuͤſte getrieben war, all-<lb/>
wo ſich auf viele Meilewegs herum, auſſer etlichen<lb/>
unfruchtbaren Baͤumen, nicht das geringſte von nuͤtz-<lb/>
lichen Sachen antreffen ließ.</p><lb/><p>Etliche von meinen Gefaͤhrten ſtreiften dem ohn-<lb/>
geacht uͤberall herum, und kamen eines Abends<lb/>
hoͤchſt erfreut zuruͤck, weil ſie, ihrer Sage nach,<lb/>
ein vortreflich ausgeruͤſtetes Europaͤiſches Schiff,<lb/>
in einer kleinen Bucht liegend, jedoch keinen eintzi-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O o 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[583/0597]
langweiligen Reiſe nuͤtzlich ſeyn koͤnten, welches wir
denn alles in kurtzer Zeit gewuͤnſcht erlangten.
Die bey uns befindlichen 3. redlichen Jndianer
machten ſich das allergroͤſte Vergnuͤgen, einige wun-
derbare Meer-Thiere liſtiger Weiſe einzufangen, de-
ren Fleiſch, Fett, und ſonderlich die Haͤute, vortreflich
nutzbar waren, denn aus den letztern konten wir ſchoͤ-
nes Niemen-Werck, wie auch lederne Koller, Schu-
he, Muͤtzen und allerley ander Zeug verfertigen.
So bald wir demnach nur mit der Ausbeſſerung
und Verſorgung des Schiffs fertig, daſſelbe auch,
wo nur Raum uͤbrig, mit lauter nuͤtzlichen Sachen
angefuͤllet hatten, traten wir die Reiſe auf der an-
dern Land-Seite an, vermerckten aber gleich anfaͤng-
lich, daß Wind und Meer allhier nicht ſo guͤtig, als
bey der vorigen Seite war. Zwey Wochen an
einander gieng es noch ziemlich ertraͤglich, allein,
nachhero erhub ſich ein fehr hefftiger Sturm, der
uͤber 9. Tage waͤhrete, und bey uns allen die groͤſte
Verwunderung erweckte, daß wir ihm endlich ſo
gluͤcklich entkamen, ohngeacht unſer Schiff fehr be-
ſchaͤdiget an eine ſehr elende Kuͤſte getrieben war, all-
wo ſich auf viele Meilewegs herum, auſſer etlichen
unfruchtbaren Baͤumen, nicht das geringſte von nuͤtz-
lichen Sachen antreffen ließ.
Etliche von meinen Gefaͤhrten ſtreiften dem ohn-
geacht uͤberall herum, und kamen eines Abends
hoͤchſt erfreut zuruͤck, weil ſie, ihrer Sage nach,
ein vortreflich ausgeruͤſtetes Europaͤiſches Schiff,
in einer kleinen Bucht liegend, jedoch keinen eintzi-
gen
O o 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/597>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.