Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

den, ohngeachtet es annoch die schönste Jahrs-Zeit
dazu seyn mochte. Entweder war ich nicht so sehr
neugierig, als Cajus Plinius Secundus beym Ve-
suvio
gewesen, oder hatte nicht Lust mich derglei-
chen fatalitäten, wie er gehabt, zu exponiren, oder
war nicht Willens eine Historiam naturalem aus
eigener Erfahrung zu schreiben. Kurtz, ich war hier-
bey entweder zu faut, zu furchtsam, oder zu nach-
läßig.

Hergegen kan ich nicht läugnen, daß ich mir bey
dem Capitain den Canari-Sect vortresflich gut
schmecken ließ, welcher mir auch besser bekam, als
andern der Schwefel-Dampf auf dem Pico be-
kommen war, wir nahmen eine gute quantität die-
ses berühmten Getränckes, nebst vielem Zucker
und andern Delicatessen von dieser Jnsul mit,
und fuhren den 12. Sept. recht vergnügt auf das
Capo Verde zu.

Es war um selbige Zeit ungemein stille See und
schönes Wetter, weßwegen der Capitain Wolff-
gang
auf unser hefftiges Ansuchen sich gefallen ließ,
seine Geschichts-Erzehlung folgender massen zu
continuiren.

Wo mir recht ist, Messieurs, fing er an, so habe
letztens gemeldet, wie ich mich in Stand gesetzt, eine
neue Reise anzutreten, allein weil die Herrn Gene-
ral-Etaaten
seit kurtzen mit Franckreich und Spa-
nien in würcklichen Krieg verwickelt waren, krieg-
ten alle Sachen eine gantz andere Gestalt, ich hielt
mich zwar beständig an meinen Wohlthäter, nem-
lich an denjenigen Capitain, der mich biß hieher
glücklich g[em]acht hatte, konte aber die Ursache sei-

nes

den, ohngeachtet es annoch die ſchoͤnſte Jahrs-Zeit
dazu ſeyn mochte. Entweder war ich nicht ſo ſehr
neugierig, als Cajus Plinius Secundus beym Ve-
ſuvio
geweſen, oder hatte nicht Luſt mich derglei-
chen fatalitaͤten, wie er gehabt, zu exponiren, oder
war nicht Willens eine Hiſtoriam naturalem aus
eigener Erfahrung zu ſchreiben. Kurtz, ich war hier-
bey entweder zu faut, zu furchtſam, oder zu nach-
laͤßig.

Hergegen kan ich nicht laͤugnen, daß ich mir bey
dem Capitain den Canari-Sect vortreſflich gut
ſchmecken ließ, welcher mir auch beſſer bekam, als
andern der Schwefel-Dampf auf dem Pico be-
kommen war, wir nahmen eine gute quantitaͤt die-
ſes beruͤhmten Getraͤnckes, nebſt vielem Zucker
und andern Delicateſſen von dieſer Jnſul mit,
und fuhren den 12. Sept. recht vergnuͤgt auf das
Capo Verde zu.

Es war um ſelbige Zeit ungemein ſtille See und
ſchoͤnes Wetter, weßwegen der Capitain Wolff-
gang
auf unſer hefftiges Anſuchen ſich gefallen ließ,
ſeine Geſchichts-Erzehlung folgender maſſen zu
continuiren.

Wo mir recht iſt, Meſſieurs, fing er an, ſo habe
letztens gemeldet, wie ich mich in Stand geſetzt, eine
neue Reiſe anzutreten, allein weil die Herrn Gene-
ral-Etaaten
ſeit kurtzen mit Franckreich und Spa-
nien in wuͤrcklichen Krieg verwickelt waren, krieg-
ten alle Sachen eine gantz andere Geſtalt, ich hielt
mich zwar beſtaͤndig an meinen Wohlthaͤter, nem-
lich an denjenigen Capitain, der mich biß hieher
gluͤcklich g[em]acht hatte, konte aber die Urſache ſei-

nes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0075" n="63"/>
den, ohngeachtet es annoch die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Jahrs-Zeit<lb/>
dazu &#x017F;eyn mochte. Entweder war ich nicht &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
neugierig, als <hi rendition="#aq">Cajus Plinius Secundus</hi> beym <hi rendition="#aq">Ve-<lb/>
&#x017F;uvio</hi> gewe&#x017F;en, oder hatte nicht Lu&#x017F;t mich derglei-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">fatalit</hi>a&#x0364;ten, wie er gehabt, zu <hi rendition="#aq">exponir</hi>en, oder<lb/>
war nicht Willens eine <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;toriam naturalem</hi> aus<lb/>
eigener Erfahrung zu &#x017F;chreiben. Kurtz, ich war hier-<lb/>
bey entweder zu faut, zu furcht&#x017F;am, oder zu nach-<lb/>
la&#x0364;ßig.</p><lb/>
        <p>Hergegen kan ich nicht la&#x0364;ugnen, daß ich mir bey<lb/>
dem <hi rendition="#aq">Capitain</hi> den <hi rendition="#aq">Canari-Sect</hi> vortre&#x017F;flich gut<lb/>
&#x017F;chmecken ließ, welcher mir auch be&#x017F;&#x017F;er bekam, als<lb/>
andern der Schwefel-Dampf auf dem <hi rendition="#aq">Pico</hi> be-<lb/>
kommen war, wir nahmen eine gute <hi rendition="#aq">quantit</hi>a&#x0364;t die-<lb/>
&#x017F;es beru&#x0364;hmten Getra&#x0364;nckes, neb&#x017F;t vielem Zucker<lb/>
und andern <hi rendition="#aq">Delicate&#x017F;&#x017F;en</hi> von die&#x017F;er Jn&#x017F;ul mit,<lb/>
und fuhren den 12. <hi rendition="#aq">Sept.</hi> recht vergnu&#x0364;gt auf das<lb/><hi rendition="#aq">Capo Verde</hi> zu.</p><lb/>
        <p>Es war um &#x017F;elbige Zeit ungemein &#x017F;tille See und<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nes Wetter, weßwegen der <hi rendition="#aq">Capitain Wolff-<lb/>
gang</hi> auf un&#x017F;er hefftiges An&#x017F;uchen &#x017F;ich gefallen ließ,<lb/>
&#x017F;eine Ge&#x017F;chichts-Erzehlung folgender ma&#x017F;&#x017F;en zu<lb/><hi rendition="#aq">continuir</hi>en.</p><lb/>
        <p>Wo mir recht i&#x017F;t, <hi rendition="#aq">Me&#x017F;&#x017F;ieurs,</hi> fing er an, &#x017F;o habe<lb/>
letztens gemeldet, wie ich mich in Stand ge&#x017F;etzt, eine<lb/>
neue Rei&#x017F;e anzutreten, allein weil die Herrn <hi rendition="#aq">Gene-<lb/>
ral-Etaaten</hi> &#x017F;eit kurtzen mit Franckreich und Spa-<lb/>
nien in wu&#x0364;rcklichen Krieg verwickelt waren, krieg-<lb/>
ten alle Sachen eine gantz andere Ge&#x017F;talt, ich hielt<lb/>
mich zwar be&#x017F;ta&#x0364;ndig an meinen Wohltha&#x0364;ter, nem-<lb/>
lich an denjenigen <hi rendition="#aq">Capitain,</hi> der mich biß hieher<lb/>
glu&#x0364;cklich g<supplied>em</supplied>acht hatte, konte aber die Ur&#x017F;ache &#x017F;ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0075] den, ohngeachtet es annoch die ſchoͤnſte Jahrs-Zeit dazu ſeyn mochte. Entweder war ich nicht ſo ſehr neugierig, als Cajus Plinius Secundus beym Ve- ſuvio geweſen, oder hatte nicht Luſt mich derglei- chen fatalitaͤten, wie er gehabt, zu exponiren, oder war nicht Willens eine Hiſtoriam naturalem aus eigener Erfahrung zu ſchreiben. Kurtz, ich war hier- bey entweder zu faut, zu furchtſam, oder zu nach- laͤßig. Hergegen kan ich nicht laͤugnen, daß ich mir bey dem Capitain den Canari-Sect vortreſflich gut ſchmecken ließ, welcher mir auch beſſer bekam, als andern der Schwefel-Dampf auf dem Pico be- kommen war, wir nahmen eine gute quantitaͤt die- ſes beruͤhmten Getraͤnckes, nebſt vielem Zucker und andern Delicateſſen von dieſer Jnſul mit, und fuhren den 12. Sept. recht vergnuͤgt auf das Capo Verde zu. Es war um ſelbige Zeit ungemein ſtille See und ſchoͤnes Wetter, weßwegen der Capitain Wolff- gang auf unſer hefftiges Anſuchen ſich gefallen ließ, ſeine Geſchichts-Erzehlung folgender maſſen zu continuiren. Wo mir recht iſt, Meſſieurs, fing er an, ſo habe letztens gemeldet, wie ich mich in Stand geſetzt, eine neue Reiſe anzutreten, allein weil die Herrn Gene- ral-Etaaten ſeit kurtzen mit Franckreich und Spa- nien in wuͤrcklichen Krieg verwickelt waren, krieg- ten alle Sachen eine gantz andere Geſtalt, ich hielt mich zwar beſtaͤndig an meinen Wohlthaͤter, nem- lich an denjenigen Capitain, der mich biß hieher gluͤcklich gemacht hatte, konte aber die Urſache ſei- nes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/75
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/75>, abgerufen am 25.11.2024.