und zurück nach Holland gegangen wäre, um sich das rechtmäßige Gouvernement darüber, nebst andern Vollmachten auszubitten. Anbey wurde mir der jetzlge Zustand auf selbiger Jnsul dermassen schöne beschrieben, daß mein sehnliches Verlangen, auf solche wieder zu kommen, als gantz von neuen er- wachte, zumahlen wenn mich meiner daselbst ver- grabenen Schätze erinnerte. Jedoch ich konte, oh- ne meine Person und Vermögen in die gröste Ge- sahr zu setzen, nicht erdencken, auf was vor Art ich den Gouverneur etwa einen geschickten Vorschlag we- gen meiner Ranzion thun wolte. Muste also noch zwey Jahr als ein Pferde-Knecht in des Gouver- neurs Diensten bleiben, ehe sich nur der geringste practicable Einfall in meinem Gehirne entsponn, wie ich mit guter Manier meine Freyheit erlangen könte.
Die Noth erwecket zuweilen bey den Menschen eine Gemüths-Neigung, der sie von Natur sonsten sehr wenig ergeben sind. Von mir kan ich mit War- heit sagen, daß ich mich, auch in meinen damahligen allerbesten Jahren, um das Frauenzimmer und die Liebe, fast gantz und gar nichts bekümmerte, war auch nichts weniger, als aus der Intention mit nach Hi- spaniola gegangen, um etwa eine Frau vor mich da- selbst zu holen, sondern nur bloß meine Hertzhafftig- keit zu zeigen, und etwas Geld zu gewinnen. Allein itzo, da ich in gröster Noth stack, und kein sicheres Mittel zu meiner Freyheit zu gelangen sahe, nahm meine Zuflucht endlich zu der Venus, weil mir doch Apollo, Mars und Neptunus, ihre Hülffe gäntzlich zu verweigern schienen.
Eines
und zuruͤck nach Holland gegangen waͤre, um ſich das rechtmaͤßige Gouvernement daruͤber, nebſt andern Vollmachten auszubitten. Anbey wurde mir der jetzlge Zuſtand auf ſelbiger Jnſul dermaſſen ſchoͤne beſchrieben, daß mein ſehnliches Verlangen, auf ſolche wieder zu kommen, als gantz von neuen er- wachte, zumahlen wenn mich meiner daſelbſt ver- grabenen Schaͤtze erinnerte. Jedoch ich konte, oh- ne meine Perſon und Vermoͤgen in die groͤſte Ge- ſahr zu ſetzen, nicht erdencken, auf was vor Art ich den Gouverneur etwa einen geſchickten Vorſchlag we- gen meiner Ranzion thun wolte. Muſte alſo noch zwey Jahr als ein Pferde-Knecht in des Gouver- neurs Dienſten bleiben, ehe ſich nur der geringſte practicable Einfall in meinem Gehirne entſponn, wie ich mit guter Manier meine Freyheit erlangen koͤnte.
Die Noth erwecket zuweilen bey den Menſchen eine Gemuͤths-Neigung, der ſie von Natur ſonſten ſehr wenig ergeben ſind. Von mir kan ich mit War- heit ſagen, daß ich mich, auch in meinen damahligen allerbeſten Jahren, um das Frauenzim̃er und die Liebe, faſt gantz und gar nichts bekuͤmmerte, war auch nichts weniger, als aus der Intention mit nach Hi- ſpaniola gegangen, um etwa eine Frau vor mich da- ſelbſt zu holen, ſondern nur bloß meine Hertzhafftig- keit zu zeigen, und etwas Geld zu gewinnen. Allein itzo, da ich in groͤſter Noth ſtack, und kein ſicheres Mittel zu meiner Freyheit zu gelangen ſahe, nahm meine Zuflucht endlich zu der Venus, weil mir doch Apollo, Mars und Neptunus, ihre Huͤlffe gaͤntzlich zu verweigern ſchienen.
Eines
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[72/0084]
und zuruͤck nach Holland gegangen waͤre, um ſich
das rechtmaͤßige Gouvernement daruͤber, nebſt
andern Vollmachten auszubitten. Anbey wurde
mir der jetzlge Zuſtand auf ſelbiger Jnſul dermaſſen
ſchoͤne beſchrieben, daß mein ſehnliches Verlangen,
auf ſolche wieder zu kommen, als gantz von neuen er-
wachte, zumahlen wenn mich meiner daſelbſt ver-
grabenen Schaͤtze erinnerte. Jedoch ich konte, oh-
ne meine Perſon und Vermoͤgen in die groͤſte Ge-
ſahr zu ſetzen, nicht erdencken, auf was vor Art ich den
Gouverneur etwa einen geſchickten Vorſchlag we-
gen meiner Ranzion thun wolte. Muſte alſo noch
zwey Jahr als ein Pferde-Knecht in des Gouver-
neurs Dienſten bleiben, ehe ſich nur der geringſte
practicable Einfall in meinem Gehirne entſponn,
wie ich mit guter Manier meine Freyheit erlangen
koͤnte.
Die Noth erwecket zuweilen bey den Menſchen
eine Gemuͤths-Neigung, der ſie von Natur ſonſten
ſehr wenig ergeben ſind. Von mir kan ich mit War-
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faſt gantz und gar nichts bekuͤmmerte, war auch
nichts weniger, als aus der Intention mit nach Hi-
ſpaniola gegangen, um etwa eine Frau vor mich da-
ſelbſt zu holen, ſondern nur bloß meine Hertzhafftig-
keit zu zeigen, und etwas Geld zu gewinnen. Allein
itzo, da ich in groͤſter Noth ſtack, und kein ſicheres
Mittel zu meiner Freyheit zu gelangen ſahe, nahm
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/84>, abgerufen am 26.11.2024.
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