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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740.

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und sie Zeit Lebens vor meine rechte Ehe-Gemahlin
zu ehren und zu lieben. Hergegen versprach sie mir
nebst einem Braut-Schatze von 12000. Ducaten
und andern Kostbarkeiten, einen sichern Frantzösi-
schen Schiffer auszumachen, der uns vor gute Be-
zahlung je ehe je lieber nach der Jnsul Bon air brin-
gen solte.

Unser Anschlag gieng glücklich von statten, denn
so bald wir erlebten, daß der Gouverneur in eige-
ner Person jene Seite der Jnsul visitirte, packten
wir des Nachts unsere Sachen auf leichte darzu er-
kauffte Pferde, und jagten von sonst niemand als ih-
ren Mädgen begleitet, in etlichen Stunden an das-
jenige Ufer, allwo der bestellte Frantzösische Schif-
fer unserer mit einem leichten Jagd-Schiffe wartete,
uns einnahm und mit vollen Seegeln nach Bon air
zu eilete. Daselbst landeten wir ohne einig auszu-
stehende Gefahr an, man wolte uns zwar anfänglich
das Aussteigen nicht vergönnen, jedoch, so bald ich
mich melden ließ, und erkannt wurde, war die Freu-
de bey einigen guten Freunden und Bekandten unbe-
schreiblich, welche dieselben über mein Leben und
glückliche Wiederkunfft bezeigten. Denn man hat-
te mich nun seit etlichen Jahren längst vor tod gehal-
ten.

Monsieur van der Baar, mein gantz besonderer
Freund, und ehemaliger Schiffs-Quartier-Mei-
ster, war Vice-Gouverneur daselbst, und ließ mir,
vor mich, und meine Liebste so gleich ein fein erbau-
tes Hauß einräumen, nach etlichen Tagen aber, so
bald wir uns nur ein wenig eingerichtet, muste uns
einer von den zwey daselbst befindlichen Holländi-

schen

und ſie Zeit Lebens vor meine rechte Ehe-Gemahlin
zu ehren und zu lieben. Hergegen verſprach ſie mir
nebſt einem Braut-Schatze von 12000. Ducaten
und andern Koſtbarkeiten, einen ſichern Frantzoͤſi-
ſchen Schiffer auszumachen, der uns vor gute Be-
zahlung je ehe je lieber nach der Jnſul Bon air brin-
gen ſolte.

Unſer Anſchlag gieng gluͤcklich von ſtatten, denn
ſo bald wir erlebten, daß der Gouverneur in eige-
ner Perſon jene Seite der Jnſul viſitirte, packten
wir des Nachts unſere Sachen auf leichte darzu er-
kauffte Pferde, und jagten von ſonſt niemand als ih-
ren Maͤdgen begleitet, in etlichen Stunden an das-
jenige Ufer, allwo der beſtellte Frantzoͤſiſche Schif-
fer unſerer mit einem leichten Jagd-Schiffe wartete,
uns einnahm und mit vollen Seegeln nach Bon air
zu eilete. Daſelbſt landeten wir ohne einig auszu-
ſtehende Gefahr an, man wolte uns zwar anfaͤnglich
das Ausſteigen nicht vergoͤnnen, jedoch, ſo bald ich
mich melden ließ, und erkannt wurde, war die Freu-
de bey einigen guten Freunden und Bekandten unbe-
ſchreiblich, welche dieſelben uͤber mein Leben und
gluͤckliche Wiederkunfft bezeigten. Denn man hat-
te mich nun ſeit etlichen Jahren laͤngſt vor tod gehal-
ten.

Monſieur van der Baar, mein gantz beſonderer
Freund, und ehemaliger Schiffs-Quartier-Mei-
ſter, war Vice-Gouverneur daſelbſt, und ließ mir,
vor mich, und meine Liebſte ſo gleich ein fein erbau-
tes Hauß einraͤumen, nach etlichen Tagen aber, ſo
bald wir uns nur ein wenig eingerichtet, muſte uns
einer von den zwey daſelbſt befindlichen Hollaͤndi-

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[75/0087] und ſie Zeit Lebens vor meine rechte Ehe-Gemahlin zu ehren und zu lieben. Hergegen verſprach ſie mir nebſt einem Braut-Schatze von 12000. Ducaten und andern Koſtbarkeiten, einen ſichern Frantzoͤſi- ſchen Schiffer auszumachen, der uns vor gute Be- zahlung je ehe je lieber nach der Jnſul Bon air brin- gen ſolte. Unſer Anſchlag gieng gluͤcklich von ſtatten, denn ſo bald wir erlebten, daß der Gouverneur in eige- ner Perſon jene Seite der Jnſul viſitirte, packten wir des Nachts unſere Sachen auf leichte darzu er- kauffte Pferde, und jagten von ſonſt niemand als ih- ren Maͤdgen begleitet, in etlichen Stunden an das- jenige Ufer, allwo der beſtellte Frantzoͤſiſche Schif- fer unſerer mit einem leichten Jagd-Schiffe wartete, uns einnahm und mit vollen Seegeln nach Bon air zu eilete. Daſelbſt landeten wir ohne einig auszu- ſtehende Gefahr an, man wolte uns zwar anfaͤnglich das Ausſteigen nicht vergoͤnnen, jedoch, ſo bald ich mich melden ließ, und erkannt wurde, war die Freu- de bey einigen guten Freunden und Bekandten unbe- ſchreiblich, welche dieſelben uͤber mein Leben und gluͤckliche Wiederkunfft bezeigten. Denn man hat- te mich nun ſeit etlichen Jahren laͤngſt vor tod gehal- ten. Monſieur van der Baar, mein gantz beſonderer Freund, und ehemaliger Schiffs-Quartier-Mei- ſter, war Vice-Gouverneur daſelbſt, und ließ mir, vor mich, und meine Liebſte ſo gleich ein fein erbau- tes Hauß einraͤumen, nach etlichen Tagen aber, ſo bald wir uns nur ein wenig eingerichtet, muſte uns einer von den zwey daſelbſt befindlichen Hollaͤndi- ſchen

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/87>, abgerufen am 26.11.2024.