schen Priestern ehelich zusammen geben. Jch ließ auf mehr als 50. Personen eine, nach dasiger Be- schaffenheit, recht kostbare Mahlzeit zurichten, vor alle andern aber, auch so gar vor die Jndianischen Familien weiß Brodt, Fleisch, Wein und ander starck Geträncke austheilen, damit sich nebst mir, jederman zu erfreuen einige Ursach haben möchte. Der Vice-Gouverneur ließ mir zu Ehren beym Gefundheit-Trincken die Stücken auf den Batteri- en tapffer adfeuren, damit auch andere Insulaner hören möchten, daß in selbiger Gegend etwas beson- deres vorgienge, kurtz, wir lebten etliche Tage, auf meine Kösten, rechtschaffen lustig. Meine nunmeh- rige Ehe-Liebste, die Donna Salome, war so hertz- lich vergnügt mit mir, als ich mit ihr, indem ich nun erst in ihren süssen Umarmungen empfand, was rechtschaffene Liebe sey. Es solte mancher vermei- nen, ich würde am allerersten nach meinen vergra- benen Schätzen gelauffen seyn, allein ich bin wahr- hafftig so gelassen gewesen, und habe dieselbe erst 8. Tage nach unserer Hochzeit gesucht, auch ohnver- sehrt glücklich wieder gefunden, und meiner Liebste dieselben in der Stille gezeiget. Sie erstaunete darüber, indem sie mich nimmermehr so reich ge- schätzt, nun mehro aber merckte, daß sie sich an keinen Bettel-Mann verheyrathet habe, und derowegen vollkommen zusrieden war, ohngeacht ich ihr offen- bahrete, daß ich kein Edelmann, sondern nur aus bürgerlichen Stande sey.
Vier Monath nach meiner glücklichen Wieder- kunfft, nachdem wir unsere Haußhaltungen in vor- trefflichen Stand gesetzt, hatte ich die Freude, mei-
nen
ſchen Prieſtern ehelich zuſammen geben. Jch ließ auf mehr als 50. Perſonen eine, nach daſiger Be- ſchaffenheit, recht koſtbare Mahlzeit zurichten, vor alle andern aber, auch ſo gar vor die Jndianiſchen Familien weiß Brodt, Fleiſch, Wein und ander ſtarck Getraͤncke austheilen, damit ſich nebſt mir, jederman zu erfreuen einige Urſach haben moͤchte. Der Vice-Gouverneur ließ mir zu Ehren beym Gefundheit-Trincken die Stuͤcken auf den Batteri- en tapffer adfeuren, damit auch andere Inſulaner hoͤren moͤchten, daß in ſelbiger Gegend etwas beſon- deres vorgienge, kurtz, wir lebten etliche Tage, auf meine Koͤſten, rechtſchaffen luſtig. Meine nunmeh- rige Ehe-Liebſte, die Donna Salome, war ſo hertz- lich vergnuͤgt mit mir, als ich mit ihr, indem ich nun erſt in ihren ſuͤſſen Umarmungen empfand, was rechtſchaffene Liebe ſey. Es ſolte mancher vermei- nen, ich wuͤrde am allererſten nach meinen vergra- benen Schaͤtzen gelauffen ſeyn, allein ich bin wahr- hafftig ſo gelaſſen geweſen, und habe dieſelbe erſt 8. Tage nach unſerer Hochzeit geſucht, auch ohnver- ſehrt gluͤcklich wieder gefunden, und meiner Liebſte dieſelben in der Stille gezeiget. Sie erſtaunete daruͤber, indem ſie mich nimmermehr ſo reich ge- ſchaͤtzt, nun mehro aber merckte, daß ſie ſich an keinen Bettel-Mann verheyrathet habe, und derowegen vollkommen zuſrieden war, ohngeacht ich ihr offen- bahrete, daß ich kein Edelmann, ſondern nur aus buͤrgerlichen Stande ſey.
Vier Monath nach meiner gluͤcklichen Wieder- kunfft, nachdem wir unſere Haußhaltungen in vor- trefflichen Stand geſetzt, hatte ich die Freude, mei-
nen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0088"n="76"/>ſchen Prieſtern ehelich zuſammen geben. Jch ließ<lb/>
auf mehr als 50. Perſonen eine, nach daſiger Be-<lb/>ſchaffenheit, recht koſtbare Mahlzeit zurichten, vor<lb/>
alle andern aber, auch ſo gar vor die Jndianiſchen<lb/><hirendition="#aq">Famili</hi>en weiß Brodt, Fleiſch, Wein und ander<lb/>ſtarck Getraͤncke austheilen, damit ſich nebſt mir,<lb/>
jederman zu erfreuen einige Urſach haben moͤchte.<lb/>
Der <hirendition="#aq">Vice-Gouverneur</hi> ließ mir zu Ehren beym<lb/>
Gefundheit-Trincken die Stuͤcken auf den <hirendition="#aq">Batteri-<lb/>
en</hi> tapffer adfeuren, damit auch andere <hirendition="#aq">Inſulaner</hi><lb/>
hoͤren moͤchten, daß in ſelbiger Gegend etwas beſon-<lb/>
deres vorgienge, kurtz, wir lebten etliche Tage, auf<lb/>
meine Koͤſten, rechtſchaffen luſtig. Meine nunmeh-<lb/>
rige Ehe-Liebſte, die <hirendition="#aq">Donna Salome,</hi> war ſo hertz-<lb/>
lich vergnuͤgt mit mir, als ich mit ihr, indem ich nun<lb/>
erſt in ihren ſuͤſſen Umarmungen empfand, was<lb/>
rechtſchaffene Liebe ſey. Es ſolte mancher vermei-<lb/>
nen, ich wuͤrde am allererſten nach meinen vergra-<lb/>
benen Schaͤtzen gelauffen ſeyn, allein ich bin wahr-<lb/>
hafftig ſo gelaſſen geweſen, und habe dieſelbe erſt<lb/>
8. Tage nach unſerer Hochzeit geſucht, auch ohnver-<lb/>ſehrt gluͤcklich wieder gefunden, und meiner Liebſte<lb/>
dieſelben in der Stille gezeiget. Sie erſtaunete<lb/>
daruͤber, indem ſie mich nimmermehr ſo reich ge-<lb/>ſchaͤtzt, nun mehro aber merckte, daß ſie ſich an keinen<lb/>
Bettel-Mann verheyrathet habe, und derowegen<lb/>
vollkommen zuſrieden war, ohngeacht ich ihr offen-<lb/>
bahrete, daß ich kein Edelmann, ſondern nur aus<lb/>
buͤrgerlichen Stande ſey.</p><lb/><p>Vier Monath nach meiner gluͤcklichen Wieder-<lb/>
kunfft, nachdem wir unſere Haußhaltungen in vor-<lb/>
trefflichen Stand geſetzt, hatte ich die Freude, mei-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[76/0088]
ſchen Prieſtern ehelich zuſammen geben. Jch ließ
auf mehr als 50. Perſonen eine, nach daſiger Be-
ſchaffenheit, recht koſtbare Mahlzeit zurichten, vor
alle andern aber, auch ſo gar vor die Jndianiſchen
Familien weiß Brodt, Fleiſch, Wein und ander
ſtarck Getraͤncke austheilen, damit ſich nebſt mir,
jederman zu erfreuen einige Urſach haben moͤchte.
Der Vice-Gouverneur ließ mir zu Ehren beym
Gefundheit-Trincken die Stuͤcken auf den Batteri-
en tapffer adfeuren, damit auch andere Inſulaner
hoͤren moͤchten, daß in ſelbiger Gegend etwas beſon-
deres vorgienge, kurtz, wir lebten etliche Tage, auf
meine Koͤſten, rechtſchaffen luſtig. Meine nunmeh-
rige Ehe-Liebſte, die Donna Salome, war ſo hertz-
lich vergnuͤgt mit mir, als ich mit ihr, indem ich nun
erſt in ihren ſuͤſſen Umarmungen empfand, was
rechtſchaffene Liebe ſey. Es ſolte mancher vermei-
nen, ich wuͤrde am allererſten nach meinen vergra-
benen Schaͤtzen gelauffen ſeyn, allein ich bin wahr-
hafftig ſo gelaſſen geweſen, und habe dieſelbe erſt
8. Tage nach unſerer Hochzeit geſucht, auch ohnver-
ſehrt gluͤcklich wieder gefunden, und meiner Liebſte
dieſelben in der Stille gezeiget. Sie erſtaunete
daruͤber, indem ſie mich nimmermehr ſo reich ge-
ſchaͤtzt, nun mehro aber merckte, daß ſie ſich an keinen
Bettel-Mann verheyrathet habe, und derowegen
vollkommen zuſrieden war, ohngeacht ich ihr offen-
bahrete, daß ich kein Edelmann, ſondern nur aus
buͤrgerlichen Stande ſey.
Vier Monath nach meiner gluͤcklichen Wieder-
kunfft, nachdem wir unſere Haußhaltungen in vor-
trefflichen Stand geſetzt, hatte ich die Freude, mei-
nen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/88>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.