ter mein Werck seyn möchte, wieder in See zu ge- hen oder nicht. Packte nachhero alles mein Ver- mögen auf, und gieng nach Lübeck zu meinen ehe- mahligen Patrone, der mich mit grösten Freuden empfing, in sein Hauß auf so lange aufnahm, biß in einen richtigen Schluß gefasset, wohin mich nunmehro wenden wolte. Da mir aber dieser mein Patron erzehlete, daß sein Sohn, mit dem ich ehemahls in Grypswalde studiret, nunmehro vor ein paar Jahren einen ansehnlichen Dienst in Dantzig bekommen hätte, machte mich auf die Reise, ihn daselbst zu besuchen, nachdem ich vor- hero meinem Bruder, der ohne mich der jüngste war, schrifftlich zu wissen gethan, daß er mich in Dantzig antreffen würde.
Derselbe nun | hatte sich nicht gesäumet, son- dern war noch zwey Tage eher als ich bey dem be- schriebenen guten Freunde eingetroffen, indem nun ich auch arrivirte, weiß ich nicht, ob ich bey dem Bruder oder dem Freunde mehr Freude und Lie- bes-Bezeugungen antraff, wenigstens stelleten sie sich einander gleich. Nachdem wir uns aber etli- che Tage rechtschaffen mit einander ergötzt, schickte ich meinem Bruder mit einem ansehnlichen Stück Geldes nach meinem Vaterlande, und überließ ihn die Sorge, durch einen geschickten Juristen, einen Pardon-Brief bey der höchsten Landes- Obrigkeit vor mich auszuwircken, wegen des in Franckfurth erstochenen Studenten. Weil nun mehrentheils auf der Welt das Geld alles ausma- chen kan, so war auch ich in diesem Stück nicht unglücklich, sondern erhielt nach Verlauff etlicher
Wochen
ter mein Werck ſeyn moͤchte, wieder in See zu ge- hen oder nicht. Packte nachhero alles mein Ver- moͤgen auf, und gieng nach Luͤbeck zu meinen ehe- mahligen Patrone, der mich mit groͤſten Freuden empfing, in ſein Hauß auf ſo lange aufnahm, biß in einen richtigen Schluß gefaſſet, wohin mich nunmehro wenden wolte. Da mir aber dieſer mein Patron erzehlete, daß ſein Sohn, mit dem ich ehemahls in Grypswalde ſtudiret, nunmehro vor ein paar Jahren einen anſehnlichen Dienſt in Dantzig bekommen haͤtte, machte mich auf die Reiſe, ihn daſelbſt zu beſuchen, nachdem ich vor- hero meinem Bruder, der ohne mich der juͤngſte war, ſchrifftlich zu wiſſen gethan, daß er mich in Dantzig antreffen wuͤrde.
Derſelbe nun | hatte ſich nicht geſaͤumet, ſon- dern war noch zwey Tage eher als ich bey dem be- ſchriebenen guten Freunde eingetroffen, indem nun ich auch arrivirte, weiß ich nicht, ob ich bey dem Bruder oder dem Freunde mehr Freude und Lie- bes-Bezeugungen antraff, wenigſtens ſtelleten ſie ſich einander gleich. Nachdem wir uns aber etli- che Tage rechtſchaffen mit einander ergoͤtzt, ſchickte ich meinem Bruder mit einem anſehnlichen Stuͤck Geldes nach meinem Vaterlande, und uͤberließ ihn die Sorge, durch einen geſchickten Juriſten, einen Pardon-Brief bey der hoͤchſten Landes- Obrigkeit vor mich auszuwircken, wegen des in Franckfurth erſtochenen Studenten. Weil nun mehrentheils auf der Welt das Geld alles ausma- chen kan, ſo war auch ich in dieſem Stuͤck nicht ungluͤcklich, ſondern erhielt nach Verlauff etlicher
Wochen
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ter mein Werck ſeyn moͤchte, wieder in See zu ge-
hen oder nicht. Packte nachhero alles mein Ver-
moͤgen auf, und gieng nach Luͤbeck zu meinen ehe-
mahligen Patrone, der mich mit groͤſten Freuden
empfing, in ſein Hauß auf ſo lange aufnahm, biß
in einen richtigen Schluß gefaſſet, wohin mich
nunmehro wenden wolte. Da mir aber dieſer
mein Patron erzehlete, daß ſein Sohn, mit dem
ich ehemahls in Grypswalde ſtudiret, nunmehro
vor ein paar Jahren einen anſehnlichen Dienſt in
Dantzig bekommen haͤtte, machte mich auf die
Reiſe, ihn daſelbſt zu beſuchen, nachdem ich vor-
hero meinem Bruder, der ohne mich der juͤngſte
war, ſchrifftlich zu wiſſen gethan, daß er mich in
Dantzig antreffen wuͤrde.
Derſelbe nun | hatte ſich nicht geſaͤumet, ſon-
dern war noch zwey Tage eher als ich bey dem be-
ſchriebenen guten Freunde eingetroffen, indem nun
ich auch arrivirte, weiß ich nicht, ob ich bey dem
Bruder oder dem Freunde mehr Freude und Lie-
bes-Bezeugungen antraff, wenigſtens ſtelleten ſie
ſich einander gleich. Nachdem wir uns aber etli-
che Tage rechtſchaffen mit einander ergoͤtzt, ſchickte
ich meinem Bruder mit einem anſehnlichen Stuͤck
Geldes nach meinem Vaterlande, und uͤberließ
ihn die Sorge, durch einen geſchickten Juriſten,
einen Pardon-Brief bey der hoͤchſten Landes-
Obrigkeit vor mich auszuwircken, wegen des in
Franckfurth erſtochenen Studenten. Weil nun
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage… [mehr]
1731 erschien die Erstausgabe. Die zweite Auflage folgte schon 1732. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung stand nur die dritte Auflage von 1740 zur Verfügung. (Link zur Erstausgabe: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:3:1-459276)
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. 3. Aufl. Bd. 1. Nordhausen, 1740, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata01_1740/92>, abgerufen am 26.11.2024.
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