Beyläufftig muß ich mit erwehnen, daß selbiges- mahl die Nachricht erhielt, wie mein Obrister, we- nig Tage nach meinem Hinweg seyn, und nachdem er meine Erzehlung von seinem Hospite, und dessen Gemahlin, aufrichtiger und wahrhaffter vernom- men, sich des mir zugefügten übeln Tractaments, habe gereuen und verlauten lassen: Er wolle demje- nigen 10. spec. Ducaten geben, welcher Nachricht von mir bringen und mich ihm wieder schaffen kön- ne, allein die redlichen von Adel, hatten dennoch dem Land-Frieden nicht trauen wollen, sondern alle Vorsicht gebraucht, meinen Aufenthalt verschwie- gen zu halten, da auch kurtz hernach die Rede ge- gangen, es sey jenseit des Elb-Stroms ein ersoffe- ner Knabe gefunden worden, hat man ihn bey den Gedancken gelassen, daß ich ohnfehlbar zufälliger weise in solches Unglück gerathen, welches sich dann der Obriste sehr zu Gemüthe gezogen, seinen Zorn aber endlich an dem Lügenhafften und ver- rätherischen Laquayen ausgelassen, allermassen er demselben 200. Hiebe mit dünnen Spieß-Ru- then, und hernachmahls die Musquete auf den Buckel geben lassen. Das verhurte und klatsch- haffte Cammer-Mädgen hatte gleichfalls ihren Lohn bekommen, denn nachdem sie den Schwedi- schen Trouppen etliche Tage-Reisen als eine liederliche Hure nachgefolget, war sie endlich bis aufs Hemde ausgezogen und zurück gepeitschet worden.
Mein Fleiß, wurde durch die unverdienten Wohl- thaten solcher vornehmen Gönner, dergestalt en-
coura-
Beylaͤufftig muß ich mit erwehnen, daß ſelbiges- mahl die Nachricht erhielt, wie mein Obriſter, we- nig Tage nach meinem Hinweg ſeyn, und nachdem er meine Erzehlung von ſeinem Hoſpite, und deſſen Gemahlin, aufrichtiger und wahrhaffter vernom- men, ſich des mir zugefuͤgten uͤbeln Tractaments, habe gereuen und verlauten laſſen: Er wolle demje- nigen 10. ſpec. Ducaten geben, welcher Nachricht von mir bringen und mich ihm wieder ſchaffen koͤn- ne, allein die redlichen von Adel, hatten dennoch dem Land-Frieden nicht trauen wollen, ſondern alle Vorſicht gebraucht, meinen Aufenthalt verſchwie- gen zu halten, da auch kurtz hernach die Rede ge- gangen, es ſey jenſeit des Elb-Stroms ein erſoffe- ner Knabe gefunden worden, hat man ihn bey den Gedancken gelaſſen, daß ich ohnfehlbar zufaͤlliger weiſe in ſolches Ungluͤck gerathen, welches ſich dann der Obriſte ſehr zu Gemuͤthe gezogen, ſeinen Zorn aber endlich an dem Luͤgenhafften und ver- raͤtheriſchen Laquayen ausgelaſſen, allermaſſen er demſelben 200. Hiebe mit duͤnnen Spieß-Ru- then, und hernachmahls die Muſquete auf den Buckel geben laſſen. Das verhurte und klatſch- haffte Cammer-Maͤdgen hatte gleichfalls ihren Lohn bekommen, denn nachdem ſie den Schwedi- ſchen Trouppen etliche Tage-Reiſen als eine liederliche Hure nachgefolget, war ſie endlich bis aufs Hemde ausgezogen und zuruͤck gepeitſchet worden.
Mein Fleiß, wurde durch die unverdienten Wohl- thaten ſolcher vornehmen Goͤnner, dergeſtalt en-
coura-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0109"n="95"/><p>Beylaͤufftig muß ich mit erwehnen, daß ſelbiges-<lb/>
mahl die Nachricht erhielt, wie mein Obriſter, we-<lb/>
nig Tage nach meinem Hinweg ſeyn, und nachdem<lb/>
er meine Erzehlung von ſeinem <hirendition="#aq">Hoſpite,</hi> und deſſen<lb/>
Gemahlin, aufrichtiger und wahrhaffter vernom-<lb/>
men, ſich des mir zugefuͤgten uͤbeln <hirendition="#aq">Tractaments,</hi><lb/>
habe gereuen und verlauten laſſen: Er wolle demje-<lb/>
nigen 10. <hirendition="#aq">ſpec. Ducat</hi>en geben, welcher Nachricht<lb/>
von mir bringen und mich ihm wieder ſchaffen koͤn-<lb/>
ne, allein die redlichen von Adel, hatten dennoch<lb/>
dem Land-Frieden nicht trauen wollen, ſondern alle<lb/>
Vorſicht gebraucht, meinen Aufenthalt verſchwie-<lb/>
gen zu halten, da auch kurtz hernach die Rede ge-<lb/>
gangen, es ſey jenſeit des Elb-Stroms ein erſoffe-<lb/>
ner Knabe gefunden worden, hat man ihn bey den<lb/>
Gedancken gelaſſen, daß ich ohnfehlbar zufaͤlliger<lb/>
weiſe in ſolches Ungluͤck gerathen, welches ſich<lb/>
dann der Obriſte ſehr zu Gemuͤthe gezogen, ſeinen<lb/>
Zorn aber endlich an dem Luͤgenhafften und ver-<lb/>
raͤtheriſchen <hirendition="#aq">Laquay</hi>en ausgelaſſen, allermaſſen<lb/>
er demſelben 200. Hiebe mit duͤnnen Spieß-Ru-<lb/>
then, und hernachmahls die <hirendition="#aq">Muſquete</hi> auf den<lb/>
Buckel geben laſſen. Das verhurte und klatſch-<lb/>
haffte Cammer-Maͤdgen hatte gleichfalls ihren<lb/>
Lohn bekommen, denn nachdem ſie den Schwedi-<lb/>ſchen <hirendition="#aq">Troupp</hi>en etliche Tage-Reiſen als eine<lb/>
liederliche Hure nachgefolget, war ſie endlich bis<lb/>
aufs Hemde ausgezogen und zuruͤck gepeitſchet<lb/>
worden.</p><lb/><p>Mein Fleiß, wurde durch die unverdienten Wohl-<lb/>
thaten ſolcher vornehmen Goͤnner, dergeſtalt <hirendition="#aq">en-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">coura-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[95/0109]
Beylaͤufftig muß ich mit erwehnen, daß ſelbiges-
mahl die Nachricht erhielt, wie mein Obriſter, we-
nig Tage nach meinem Hinweg ſeyn, und nachdem
er meine Erzehlung von ſeinem Hoſpite, und deſſen
Gemahlin, aufrichtiger und wahrhaffter vernom-
men, ſich des mir zugefuͤgten uͤbeln Tractaments,
habe gereuen und verlauten laſſen: Er wolle demje-
nigen 10. ſpec. Ducaten geben, welcher Nachricht
von mir bringen und mich ihm wieder ſchaffen koͤn-
ne, allein die redlichen von Adel, hatten dennoch
dem Land-Frieden nicht trauen wollen, ſondern alle
Vorſicht gebraucht, meinen Aufenthalt verſchwie-
gen zu halten, da auch kurtz hernach die Rede ge-
gangen, es ſey jenſeit des Elb-Stroms ein erſoffe-
ner Knabe gefunden worden, hat man ihn bey den
Gedancken gelaſſen, daß ich ohnfehlbar zufaͤlliger
weiſe in ſolches Ungluͤck gerathen, welches ſich
dann der Obriſte ſehr zu Gemuͤthe gezogen, ſeinen
Zorn aber endlich an dem Luͤgenhafften und ver-
raͤtheriſchen Laquayen ausgelaſſen, allermaſſen
er demſelben 200. Hiebe mit duͤnnen Spieß-Ru-
then, und hernachmahls die Muſquete auf den
Buckel geben laſſen. Das verhurte und klatſch-
haffte Cammer-Maͤdgen hatte gleichfalls ihren
Lohn bekommen, denn nachdem ſie den Schwedi-
ſchen Trouppen etliche Tage-Reiſen als eine
liederliche Hure nachgefolget, war ſie endlich bis
aufs Hemde ausgezogen und zuruͤck gepeitſchet
worden.
Mein Fleiß, wurde durch die unverdienten Wohl-
thaten ſolcher vornehmen Goͤnner, dergeſtalt en-
coura-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/109>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.