Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

couragiret, daß ich so gar Abends und früh Mor-
gens meinem Schlafe abbrach, um nur dem äl-
testen Juncker nachzukommen, denn der Patron
hatte mir versprochen, daferne meine Aufführung
in bisherigen guten Stande bliebe, mich so dann
nebst und bey seinen Söhnen etliche Jahr auf der
Universität frey zu halten, und zwar nicht als
einen Bedienten, sondern als einen guten Com-
pagnon.

Meine erste Wohlthäterin, starb zu Ende des
1709ten Jahres, und zwar zu meinem größten Leid-
wesen, hatte mir aber mit Genehmhaltung ihres Ge-
mahls 200. Thlr. vermacht, die ich auch 3. Jahre
hernach cum Interesse richtig erhalten habe. Jm-
mittelst ruckte, unter allen täglichen Vergnügen, die
Zeit heran, da der Patron seine 3. Söhne, nebst
seinem jungen verwäyseten Vetter und mir, unter
der Aufsicht des Informatoris, der nunmehro den
Character als Hof-Meister bekam, auf die Uni-
versi
tät nach Halle sendete. Es geschahe solches
um Michaelis des 1711ten Jahres, wir bekamen
in einem Hause 3. Zimmer zu unserer Bequemlich-
keit, die zwey ältesten Junckers legten sich haupt-
sächlich auf die Jurisprudenz, haben es darinnen
auch so weit gebracht, daß sie nachhero alle beyde sehr
honorable Königliche Bedienungen erhalten, der
jüngste nebst dem Vater-und Mutter-losen August
aber, deren Sinn von Jugend an auf das Solda-
ten-Leben gerichtet war, wolten sich nur zu den ga-
lant
en Studiis, als Historie, Geographie, Ge-
nealogie, Mathesi,
Tantzen, Reuten Voltoisiren,

Fechten

couragiret, daß ich ſo gar Abends und fruͤh Mor-
gens meinem Schlafe abbrach, um nur dem aͤl-
teſten Juncker nachzukommen, denn der Patron
hatte mir verſprochen, daferne meine Auffuͤhrung
in bisherigen guten Stande bliebe, mich ſo dann
nebſt und bey ſeinen Soͤhnen etliche Jahr auf der
Univerſitaͤt frey zu halten, und zwar nicht als
einen Bedienten, ſondern als einen guten Com-
pagnon.

Meine erſte Wohlthaͤterin, ſtarb zu Ende des
1709ten Jahres, und zwar zu meinem groͤßten Leid-
weſen, hatte mir aber mit Genehmhaltung ihres Ge-
mahls 200. Thlr. vermacht, die ich auch 3. Jahre
hernach cum Intereſſe richtig erhalten habe. Jm-
mittelſt ruckte, unter allen taͤglichen Vergnuͤgen, die
Zeit heran, da der Patron ſeine 3. Soͤhne, nebſt
ſeinem jungen verwaͤyſeten Vetter und mir, unter
der Aufſicht des Informatoris, der nunmehro den
Character als Hof-Meiſter bekam, auf die Uni-
verſi
taͤt nach Halle ſendete. Es geſchahe ſolches
um Michaelis des 1711ten Jahres, wir bekamen
in einem Hauſe 3. Zimmer zu unſerer Bequemlich-
keit, die zwey aͤlteſten Junckers legten ſich haupt-
ſaͤchlich auf die Jurisprudenz, haben es darinnen
auch ſo weit gebracht, daß ſie nachhero alle beyde ſehr
honorable Koͤnigliche Bedienungen erhalten, der
juͤngſte nebſt dem Vater-und Mutter-loſen Auguſt
aber, deren Sinn von Jugend an auf das Solda-
ten-Leben gerichtet war, wolten ſich nur zu den ga-
lant
en Studiis, als Hiſtorie, Geographie, Ge-
nealogie, Matheſi,
Tantzen, Reuten Voltoiſiren,

Fechten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" n="96"/><hi rendition="#aq">couragi</hi>ret, daß ich &#x017F;o gar Abends und fru&#x0364;h Mor-<lb/>
gens meinem Schlafe abbrach, um nur dem a&#x0364;l-<lb/>
te&#x017F;ten Juncker nachzukommen, denn der <hi rendition="#aq">Patron</hi><lb/>
hatte mir ver&#x017F;prochen, daferne meine Auffu&#x0364;hrung<lb/>
in bisherigen guten Stande bliebe, mich &#x017F;o dann<lb/>
neb&#x017F;t und bey &#x017F;einen So&#x0364;hnen etliche Jahr auf der<lb/><hi rendition="#aq">Univer&#x017F;i</hi>ta&#x0364;t frey zu halten, und zwar nicht als<lb/>
einen Bedienten, &#x017F;ondern als einen guten <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
pagnon.</hi></p><lb/>
          <p>Meine er&#x017F;te Wohltha&#x0364;terin, &#x017F;tarb zu Ende des<lb/>
1709ten Jahres, und zwar zu meinem gro&#x0364;ßten Leid-<lb/>
we&#x017F;en, hatte mir aber mit Genehmhaltung ihres Ge-<lb/>
mahls 200. Thlr. vermacht, die ich auch 3. Jahre<lb/>
hernach <hi rendition="#aq">cum Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> richtig erhalten habe. Jm-<lb/>
mittel&#x017F;t ruckte, unter allen ta&#x0364;glichen Vergnu&#x0364;gen, die<lb/>
Zeit heran, da der <hi rendition="#aq">Patron</hi> &#x017F;eine 3. So&#x0364;hne, neb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;einem jungen verwa&#x0364;y&#x017F;eten Vetter und mir, unter<lb/>
der Auf&#x017F;icht des <hi rendition="#aq">Informatoris,</hi> der nunmehro den<lb/><hi rendition="#aq">Character</hi> als Hof-Mei&#x017F;ter bekam, auf die <hi rendition="#aq">Uni-<lb/>
ver&#x017F;i</hi>ta&#x0364;t nach Halle &#x017F;endete. Es ge&#x017F;chahe &#x017F;olches<lb/>
um <hi rendition="#aq">Michaelis</hi> des 1711ten Jahres, wir bekamen<lb/>
in einem Hau&#x017F;e 3. Zimmer zu un&#x017F;erer Bequemlich-<lb/>
keit, die zwey a&#x0364;lte&#x017F;ten Junckers legten &#x017F;ich haupt-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlich auf die <hi rendition="#aq">Jurisprudenz,</hi> haben es darinnen<lb/>
auch &#x017F;o weit gebracht, daß &#x017F;ie nachhero alle beyde &#x017F;ehr<lb/><hi rendition="#aq">honorable</hi> Ko&#x0364;nigliche Bedienungen erhalten, der<lb/>
ju&#x0364;ng&#x017F;te neb&#x017F;t dem Vater-und Mutter-lo&#x017F;en <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t</hi><lb/>
aber, deren Sinn von Jugend an auf das Solda-<lb/>
ten-Leben gerichtet war, wolten &#x017F;ich nur zu den <hi rendition="#aq">ga-<lb/>
lant</hi>en <hi rendition="#aq">Studiis,</hi> als <hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torie, Geographie, Ge-<lb/>
nealogie, Mathe&#x017F;i,</hi> Tantzen, Reuten <hi rendition="#aq">Voltoi&#x017F;i</hi>ren,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fechten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0110] couragiret, daß ich ſo gar Abends und fruͤh Mor- gens meinem Schlafe abbrach, um nur dem aͤl- teſten Juncker nachzukommen, denn der Patron hatte mir verſprochen, daferne meine Auffuͤhrung in bisherigen guten Stande bliebe, mich ſo dann nebſt und bey ſeinen Soͤhnen etliche Jahr auf der Univerſitaͤt frey zu halten, und zwar nicht als einen Bedienten, ſondern als einen guten Com- pagnon. Meine erſte Wohlthaͤterin, ſtarb zu Ende des 1709ten Jahres, und zwar zu meinem groͤßten Leid- weſen, hatte mir aber mit Genehmhaltung ihres Ge- mahls 200. Thlr. vermacht, die ich auch 3. Jahre hernach cum Intereſſe richtig erhalten habe. Jm- mittelſt ruckte, unter allen taͤglichen Vergnuͤgen, die Zeit heran, da der Patron ſeine 3. Soͤhne, nebſt ſeinem jungen verwaͤyſeten Vetter und mir, unter der Aufſicht des Informatoris, der nunmehro den Character als Hof-Meiſter bekam, auf die Uni- verſitaͤt nach Halle ſendete. Es geſchahe ſolches um Michaelis des 1711ten Jahres, wir bekamen in einem Hauſe 3. Zimmer zu unſerer Bequemlich- keit, die zwey aͤlteſten Junckers legten ſich haupt- ſaͤchlich auf die Jurisprudenz, haben es darinnen auch ſo weit gebracht, daß ſie nachhero alle beyde ſehr honorable Koͤnigliche Bedienungen erhalten, der juͤngſte nebſt dem Vater-und Mutter-loſen Auguſt aber, deren Sinn von Jugend an auf das Solda- ten-Leben gerichtet war, wolten ſich nur zu den ga- lanten Studiis, als Hiſtorie, Geographie, Ge- nealogie, Matheſi, Tantzen, Reuten Voltoiſiren, Fechten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/110
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/110>, abgerufen am 27.11.2024.