Fechten und dergleichen bequemen, ich hielt es mit den letztern, am allermeisten aber legte ich mich auf die Mathesin, besuchte deßfalls eines berühmten Professoris Collegia mit allergrößten Vergnügen, und wandte über dieses einem Extraordinario den meisten Theil meiner Spiel-Gelder zu, um priva- tim desto hurtiger in dieser Wissenschafft, und was derselben anhängig, zu avanciren. Hiernächst hat- te nun zwar auch Gelegenheit genug, mir, auf Ko- sten meiner Compagnons, ein und andere vergnüg- te Veränderung, so wohl in der Stadt, als auswär- tig zu machen, allein es war dennoch mein allergröß- tes Plaisir, auf der Stube in meiner Einsamkeit zu sitzen, und mit den mathematischen Instrumenten zu arbeiten, wiewohl ich auch die Stunden auf der Reit-Bahn, Tantz-und Fechtboden selten versäum- te, mithin in dergleichen Exercitiis vor andern eini- gen Vortheil erlangete. Kurtz ich studirte immer auf einen General-Lieutenant los, weil es mir an Courage, mein Glück unter der Soldatesque zu su- chen, gar nicht fehlete, über dieses ein und andere fal- sche Vor-Urtheile in meinem Gehirne schwermeten, daß ich mich weit geschwinder mit dem Degen in der Faust, als Feder hinter dem Ohre zu Ehren schwingen könte, zumahln wenn ich etwas rechts in der Architectura militari gethan hätte. Mittler- weile lieffen 3. Universitäts-Jahre geschwinder hin als ich vermuthet. Binnen selbiger Zeit war ich mit meinen Junckers nur ein eintziges mahl zu Hau- se gewesen. Jch sage mit allem Fleiß, zu Hause, weil mich meine Wohlthäter noch bis auf denselben Tag, als ein leibliches Kind hielten. Um Michae-
lis
II.Theil. g
Fechten und dergleichen bequemen, ich hielt es mit den letztern, am allermeiſten aber legte ich mich auf die Matheſin, beſuchte deßfalls eines beruͤhmten Profeſſoris Collegia mit allergroͤßten Vergnuͤgen, und wandte uͤber dieſes einem Extraordinario den meiſten Theil meiner Spiel-Gelder zu, um priva- tim deſto hurtiger in dieſer Wiſſenſchafft, und was derſelben anhaͤngig, zu avanciren. Hiernaͤchſt hat- te nun zwar auch Gelegenheit genug, mir, auf Ko- ſten meiner Compagnons, ein und andere vergnuͤg- te Veraͤnderung, ſo wohl in der Stadt, als auswaͤr- tig zu machen, allein es war dennoch mein allergroͤß- tes Plaiſir, auf der Stube in meiner Einſamkeit zu ſitzen, und mit den mathematiſchen Inſtrumenten zu arbeiten, wiewohl ich auch die Stunden auf der Reit-Bahn, Tantz-und Fechtboden ſelten verſaͤum- te, mithin in dergleichen Exercitiis vor andern eini- gen Vortheil erlangete. Kurtz ich ſtudirte immer auf einen General-Lieutenant los, weil es mir an Courage, mein Gluͤck unter der Soldateſque zu ſu- chen, gar nicht fehlete, uͤber dieſes ein und andere fal- ſche Vor-Urtheile in meinem Gehirne ſchwermeten, daß ich mich weit geſchwinder mit dem Degen in der Fauſt, als Feder hinter dem Ohre zu Ehren ſchwingen koͤnte, zumahln wenn ich etwas rechts in der Architectura militari gethan haͤtte. Mittler- weile lieffen 3. Univerſitaͤts-Jahre geſchwinder hin als ich vermuthet. Binnen ſelbiger Zeit war ich mit meinen Junckers nur ein eintziges mahl zu Hau- ſe geweſen. Jch ſage mit allem Fleiß, zu Hauſe, weil mich meine Wohlthaͤter noch bis auf denſelben Tag, als ein leibliches Kind hielten. Um Michae-
lis
II.Theil. g
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0111"n="97"/>
Fechten und dergleichen bequemen, ich hielt es mit<lb/>
den letztern, am allermeiſten aber legte ich mich auf<lb/>
die <hirendition="#aq">Matheſin,</hi> beſuchte deßfalls eines beruͤhmten<lb/><hirendition="#aq">Profeſſoris Collegia</hi> mit allergroͤßten Vergnuͤgen,<lb/>
und wandte uͤber dieſes einem <hirendition="#aq">Extraordinario</hi> den<lb/>
meiſten Theil meiner Spiel-Gelder zu, um <hirendition="#aq">priva-<lb/>
tim</hi> deſto hurtiger in dieſer Wiſſenſchafft, und was<lb/>
derſelben anhaͤngig, zu <hirendition="#aq">avancir</hi>en. Hiernaͤchſt hat-<lb/>
te nun zwar auch Gelegenheit genug, mir, auf Ko-<lb/>ſten meiner <hirendition="#aq">Compagnons,</hi> ein und andere vergnuͤg-<lb/>
te Veraͤnderung, ſo wohl in der Stadt, als auswaͤr-<lb/>
tig zu machen, allein es war dennoch mein allergroͤß-<lb/>
tes <hirendition="#aq">Plaiſir,</hi> auf der Stube in meiner Einſamkeit zu<lb/>ſitzen, und mit den <hirendition="#aq">mathemati</hi>ſchen <hirendition="#aq">Inſtrument</hi>en<lb/>
zu arbeiten, wiewohl ich auch die Stunden auf der<lb/>
Reit-Bahn, Tantz-und Fechtboden ſelten verſaͤum-<lb/>
te, mithin in dergleichen <hirendition="#aq">Exercitiis</hi> vor andern eini-<lb/>
gen Vortheil erlangete. Kurtz ich <hirendition="#aq">ſtudi</hi>rte immer<lb/>
auf einen <hirendition="#aq">General-Lieutenant</hi> los, weil es mir an<lb/><hirendition="#aq">Courage,</hi> mein Gluͤck unter der <hirendition="#aq">Soldateſque</hi> zu ſu-<lb/>
chen, gar nicht fehlete, uͤber dieſes ein und andere fal-<lb/>ſche Vor-Urtheile in meinem Gehirne ſchwermeten,<lb/>
daß ich mich weit geſchwinder mit dem Degen in<lb/>
der Fauſt, als Feder hinter dem Ohre zu Ehren<lb/>ſchwingen koͤnte, zumahln wenn ich etwas rechts in<lb/>
der <hirendition="#aq">Architectura militari</hi> gethan haͤtte. Mittler-<lb/>
weile lieffen 3. <hirendition="#aq">Univerſit</hi>aͤts-Jahre geſchwinder hin<lb/>
als ich vermuthet. Binnen ſelbiger Zeit war ich<lb/>
mit meinen Junckers nur ein eintziges mahl zu Hau-<lb/>ſe geweſen. Jch ſage mit allem Fleiß, zu Hauſe,<lb/>
weil mich meine Wohlthaͤter noch bis auf denſelben<lb/>
Tag, als ein leibliches Kind hielten. Um Michae-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#fr">Theil.</hi> g</fw><fwplace="bottom"type="catch">lis</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[97/0111]
Fechten und dergleichen bequemen, ich hielt es mit
den letztern, am allermeiſten aber legte ich mich auf
die Matheſin, beſuchte deßfalls eines beruͤhmten
Profeſſoris Collegia mit allergroͤßten Vergnuͤgen,
und wandte uͤber dieſes einem Extraordinario den
meiſten Theil meiner Spiel-Gelder zu, um priva-
tim deſto hurtiger in dieſer Wiſſenſchafft, und was
derſelben anhaͤngig, zu avanciren. Hiernaͤchſt hat-
te nun zwar auch Gelegenheit genug, mir, auf Ko-
ſten meiner Compagnons, ein und andere vergnuͤg-
te Veraͤnderung, ſo wohl in der Stadt, als auswaͤr-
tig zu machen, allein es war dennoch mein allergroͤß-
tes Plaiſir, auf der Stube in meiner Einſamkeit zu
ſitzen, und mit den mathematiſchen Inſtrumenten
zu arbeiten, wiewohl ich auch die Stunden auf der
Reit-Bahn, Tantz-und Fechtboden ſelten verſaͤum-
te, mithin in dergleichen Exercitiis vor andern eini-
gen Vortheil erlangete. Kurtz ich ſtudirte immer
auf einen General-Lieutenant los, weil es mir an
Courage, mein Gluͤck unter der Soldateſque zu ſu-
chen, gar nicht fehlete, uͤber dieſes ein und andere fal-
ſche Vor-Urtheile in meinem Gehirne ſchwermeten,
daß ich mich weit geſchwinder mit dem Degen in
der Fauſt, als Feder hinter dem Ohre zu Ehren
ſchwingen koͤnte, zumahln wenn ich etwas rechts in
der Architectura militari gethan haͤtte. Mittler-
weile lieffen 3. Univerſitaͤts-Jahre geſchwinder hin
als ich vermuthet. Binnen ſelbiger Zeit war ich
mit meinen Junckers nur ein eintziges mahl zu Hau-
ſe geweſen. Jch ſage mit allem Fleiß, zu Hauſe,
weil mich meine Wohlthaͤter noch bis auf denſelben
Tag, als ein leibliches Kind hielten. Um Michae-
lis
II. Theil. g
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/111>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.