Kaum hatte Hrn. Leonhard Wolff- gangs kostbare Englische Uhr, welche nach Mons. Litzbergs in Felsenburg verfertigten Son- nen-Zeiger aufs accurateste ge- stellet war, Nachts zwischen dem 31. Dec. und 1. Jan. durch zwölff hellklingende Schläge den völligen Abschied des 1725sten Jahres angemeldet, als nur erwehnte zwey werthen Freunde, so wohl als ich Eberhard Julius, unsere bereits brennenden Zünd-Ruthen er- griffen, und 6 von den auf dem Alberts-Hügel ge- pflantzten stärcksten Canonen, binnen einer Stun- de 4. mahl nöthigten, ihre scharff eingepreßte La- dung mit Blitz und Donner von sich zu sprühen, da uns denn bey jeglicher Salve von den 4. Wacht- Häusern auf den Felsen-Höhen, jedes Orts aus 3. Canonen geantwortet wurde, wiewohl die auf der Nord- und Ost-Gegend stehenden, wegen eines star- cken Süd-West-Windes sehr dumpfig, im Ge- gentheil die gegen Süden und Westen desto schärf- fer knalleten.
Nachdem aber solchergestalt das neue 1726ste Jahr erfreulich bewillkommet, und dessen Eintritt allen Felsenburgischen Einwohnern kund gethan worden, legten wir uns noch einige Stunden zur Ru-
he
II.Theil. a
Kaum hatte Hrn. Leonhard Wolff- gangs koſtbare Engliſche Uhr, welche nach Monſ. Litzbergs in Felſenburg verfertigten Son- nen-Zeiger aufs accurateſte ge- ſtellet war, Nachts zwiſchen dem 31. Dec. und 1. Jan. durch zwoͤlff hellklingende Schlaͤge den voͤlligen Abſchied des 1725ſten Jahres angemeldet, als nur erwehnte zwey werthen Freunde, ſo wohl als ich Eberhard Julius, unſere bereits brennenden Zuͤnd-Ruthen er- griffen, und 6 von den auf dem Alberts-Huͤgel ge- pflantzten ſtaͤrckſten Canonen, binnen einer Stun- de 4. mahl noͤthigten, ihre ſcharff eingepreßte La- dung mit Blitz und Donner von ſich zu ſpruͤhen, da uns denn bey jeglicher Salve von den 4. Wacht- Haͤuſern auf den Felſen-Hoͤhen, jedes Orts aus 3. Canonen geantwortet wurde, wiewohl die auf der Nord- und Oſt-Gegend ſtehenden, wegen eines ſtar- cken Suͤd-Weſt-Windes ſehr dumpfig, im Ge- gentheil die gegen Suͤden und Weſten deſto ſchaͤrf- fer knalleten.
Nachdem aber ſolchergeſtalt das neue 1726ſte Jahr erfreulich bewillkommet, und deſſen Eintritt allen Felſenburgiſchen Einwohnern kund gethan worden, legten wir uns noch einige Stunden zur Ru-
he
II.Theil. a
<TEI><text><body><pbfacs="#f0013"n="[1]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head/><p><hirendition="#in">K</hi>aum hatte Hrn. <hirendition="#aq">Leonhard Wolff-<lb/>
gangs</hi> koſtbare Engliſche Uhr,<lb/>
welche nach <hirendition="#aq">Monſ. Litzbergs</hi><lb/>
in Felſenburg verfertigten Son-<lb/>
nen-Zeiger aufs <hirendition="#aq">accurat</hi>eſte ge-<lb/>ſtellet war, Nachts zwiſchen dem<lb/>
31. <hirendition="#aq">Dec.</hi> und 1. <hirendition="#aq">Jan.</hi> durch zwoͤlff<lb/>
hellklingende Schlaͤge den voͤlligen Abſchied des<lb/>
1725ſten Jahres angemeldet, als nur erwehnte<lb/>
zwey werthen Freunde, ſo wohl als ich <hirendition="#aq">Eberhard<lb/>
Julius,</hi> unſere bereits brennenden Zuͤnd-Ruthen er-<lb/>
griffen, und 6 von den auf dem <hirendition="#aq">Alberts</hi>-Huͤgel ge-<lb/>
pflantzten ſtaͤrckſten <hirendition="#aq">Canon</hi>en, binnen einer Stun-<lb/>
de 4. mahl noͤthigten, ihre ſcharff eingepreßte La-<lb/>
dung mit Blitz und Donner von ſich zu ſpruͤhen, da<lb/>
uns denn bey jeglicher <hirendition="#aq">Salve</hi> von den 4. Wacht-<lb/>
Haͤuſern auf den Felſen-Hoͤhen, jedes Orts aus 3.<lb/><hirendition="#aq">Canon</hi>en geantwortet wurde, wiewohl die auf der<lb/>
Nord- und Oſt-Gegend ſtehenden, wegen eines ſtar-<lb/>
cken Suͤd-Weſt-Windes ſehr dumpfig, im Ge-<lb/>
gentheil die gegen Suͤden und Weſten deſto ſchaͤrf-<lb/>
fer knalleten.</p><lb/><p>Nachdem aber ſolchergeſtalt das neue 1726ſte<lb/>
Jahr erfreulich bewillkommet, und deſſen Eintritt<lb/>
allen Felſenburgiſchen Einwohnern kund gethan<lb/>
worden, legten wir uns noch einige Stunden zur Ru-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#fr">Theil.</hi> a</fw><fwplace="bottom"type="catch">he</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[1]/0013]
Kaum hatte Hrn. Leonhard Wolff-
gangs koſtbare Engliſche Uhr,
welche nach Monſ. Litzbergs
in Felſenburg verfertigten Son-
nen-Zeiger aufs accurateſte ge-
ſtellet war, Nachts zwiſchen dem
31. Dec. und 1. Jan. durch zwoͤlff
hellklingende Schlaͤge den voͤlligen Abſchied des
1725ſten Jahres angemeldet, als nur erwehnte
zwey werthen Freunde, ſo wohl als ich Eberhard
Julius, unſere bereits brennenden Zuͤnd-Ruthen er-
griffen, und 6 von den auf dem Alberts-Huͤgel ge-
pflantzten ſtaͤrckſten Canonen, binnen einer Stun-
de 4. mahl noͤthigten, ihre ſcharff eingepreßte La-
dung mit Blitz und Donner von ſich zu ſpruͤhen, da
uns denn bey jeglicher Salve von den 4. Wacht-
Haͤuſern auf den Felſen-Hoͤhen, jedes Orts aus 3.
Canonen geantwortet wurde, wiewohl die auf der
Nord- und Oſt-Gegend ſtehenden, wegen eines ſtar-
cken Suͤd-Weſt-Windes ſehr dumpfig, im Ge-
gentheil die gegen Suͤden und Weſten deſto ſchaͤrf-
fer knalleten.
Nachdem aber ſolchergeſtalt das neue 1726ſte
Jahr erfreulich bewillkommet, und deſſen Eintritt
allen Felſenburgiſchen Einwohnern kund gethan
worden, legten wir uns noch einige Stunden zur Ru-
he
II. Theil. a
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/13>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.