nun durchaus vor keinen andern Menschen, als vor einen Edelmann gewachsen seyn, wel- ches auch niemand verdencken wird, denn es heistsimulus similus gautetaus Teutsch:
Gleich und gleich gesellt sich gern, Ein' Quetschk hat keinen Schleen-Kern.
Jch solte zwar auch was neues berichten, aber ich weiß nichts sonderliches, doch ja, vor 3. Vertel Jahren, da ich Toffel Zaunste- ckens TochterAnnen,welche mit Melcher Truthahns Sohne Tönnigesen in ein christ- lich Ehe-Gelöbniß getreten war, in die Braut-Messe läuten sollen, fuhr der Klöppel aus der Glocke zum Schall-Loche heraus, und hat Nachbar Erbs Micheln ein jung Schwein todt geschlagen. Das war aber nur eins, mir aber sind diesen Winter 3 Ferckel auf einmahl erfroren, wodurch in sehr gros- ses Leidwesen gesetzt worden, doch was hilffts,hodie michi cras tibe.Mein lieber Sohn ist von dem HällischenGymnastiowieder nach Hause gekommen, er hat zwar nur bisin quinda gesessen, kan aber mehr als der bestePrimaner, die Leute sprechen nun, ich soll ihn auf dieUn- verstaedtschicken, aber er hats nicht nöthig, ich will ihn lieber mirsubstirenlassen, denn ich werde doch alle Tage älter, bin ich in dem Dienste nicht verhungert, wird er auch nicht verhungern. Jch schriebe gerne noch etwas mehr, habe aber gewiß und wahrhafftig kein Schnippelgen Papier mehr im Hause, und in der Schencke sind sie schon zu Bette.
Wenn
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nun durchaus vor keinen andern Menſchen, als vor einen Edelmann gewachſen ſeyn, wel- ches auch niemand verdencken wird, denn es heiſtſimulus ſimilus gautetauſ Teutſch:
Gleich und gleich geſellt ſich gern, Ein’ Quetſchk hat keinen Schleen-Kern.
Jch ſolte zwar auch was neues berichten, aber ich weiß nichts ſonderliches, doch ja, vor 3. Vertel Jahren, da ich Toffel Zaunſte- ckens TochterAnnen,welche mit Melcher Truthahns Sohne Toͤnnigeſen in ein chriſt- lich Ehe-Geloͤbniß getreten war, in die Braut-Meſſe laͤuten ſollen, fuhr der Kloͤppel aus der Glocke zum Schall-Loche heraus, und hat Nachbar Erbs Micheln ein jung Schwein todt geſchlagen. Das war aber nur eins, mir aber ſind dieſen Winter 3 Ferckel auf einmahl erfroren, wodurch in ſehr groſ- ſes Leidweſen geſetzt worden, doch was hilffts,hodie michi cras tibe.Mein lieber Sohn iſt von dem HaͤlliſchenGymnaſtiowieder nach Hauſe gekommen, er hat zwar nur bisin quinda geſeſſen, kan aber mehr als der beſtePrimaner, die Leute ſprechen nun, ich ſoll ihn auf dieUn- verſtædtſchicken, aber er hats nicht noͤthig, ich will ihn lieber mirſubſtirenlaſſen, denn ich werde doch alle Tage aͤlter, bin ich in dem Dienſte nicht verhungert, wird er auch nicht verhungern. Jch ſchriebe gerne noch etwas mehr, habe aber gewiß und wahrhafftig kein Schnippelgen Papier mehr im Hauſe, und in der Schencke ſind ſie ſchon zu Bette.
Wenn
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nun durchaus vor keinen andern Menſchen,
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ches auch niemand verdencken wird, denn
es heiſt ſimulus ſimilus gautet auſ Teutſch:
Gleich und gleich geſellt ſich gern,
Ein’ Quetſchk hat keinen Schleen-Kern.
Jch ſolte zwar auch was neues berichten,
aber ich weiß nichts ſonderliches, doch ja,
vor 3. Vertel Jahren, da ich Toffel Zaunſte-
ckens Tochter Annen, welche mit Melcher
Truthahns Sohne Toͤnnigeſen in ein chriſt-
lich Ehe-Geloͤbniß getreten war, in die
Braut-Meſſe laͤuten ſollen, fuhr der Kloͤppel
aus der Glocke zum Schall-Loche heraus,
und hat Nachbar Erbs Micheln ein jung
Schwein todt geſchlagen. Das war aber nur
eins, mir aber ſind dieſen Winter 3 Ferckel
auf einmahl erfroren, wodurch in ſehr groſ-
ſes Leidweſen geſetzt worden, doch was
hilffts, hodie michi cras tibe. Mein lieber Sohn
iſt von dem Haͤlliſchen Gymnaſtio wieder nach
Hauſe gekommen, er hat zwar nur bis in quinda
geſeſſen, kan aber mehr als der beſte Primaner,
die Leute ſprechen nun, ich ſoll ihn auf die Un-
verſtædt ſchicken, aber er hats nicht noͤthig, ich
will ihn lieber mir ſubſtiren laſſen, denn ich
werde doch alle Tage aͤlter, bin ich in dem
Dienſte nicht verhungert, wird er auch nicht
verhungern. Jch ſchriebe gerne noch etwas
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Schnippelgen Papier mehr im Hauſe, und
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/145>, abgerufen am 24.11.2024.
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