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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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hätte. Demnach war sein getreuer Rath, daß ich
die Sächsischen, Brandenburgischen, Anhaltischen
und angrentzende Länder gutwillig vermeiden, ja viel
lieber mein Glück ausserhalb des Römischen Reichs
suchen, und die zurück gelassenen Sachen nur immer
vergessen möchte.

Dieser Rath war bey so gestalten Sachen wohl
der beste, derowegen nahm von meinen beyden
Compagnons, welche sich zurück in Käyserliche
Guarnisons-Dienste begeben wolten, Abschied,
und reisete mit meinem Diener nach Paris, allwo
ich denselben bey einem vornehmen Teutschen
Herrn als Laquey anbrachte, mich auch selbsten
in dessen Dienste en qualite eines Reise-Secreta-
rii
begab. Dieser mein neuer Herr war im Be-
griff, incognito fremde Länder zu besehen, wan-
nenhero ich das Glück hatte, bey solcher Gelegen-
heit von seiner Curiosite zu profitiren, und sonsten
wenig andere Arbeit zu haben, als seine Rechnun-
gen über Einnahme und Ausgabe, ingleichen ein
accurates Journal über alles dasjenige, was uns
remarquable vorkam, zu führen. Wir besahen
demnach erstlich Franckreich, hernach Jtalien, Spa-
nien, Portugall, Engelland, und letztlich die Spani-
schen Niederlande. Es sind gewißlich in allen diesen
Ländern, verschiedene theils angenehme, theils ver-
drießliche Begebenheiten aufzuzeichnen vorgekom-
men, wie denn mein eigenes vor mich geführtes Jour-
nal
solches mit mehrern besaget, iedoch ich werde in
Zukunfft bey Gelegenheit, solches Stückweise com-
munici
ren, und voritzo nur zum Schlusse meiner
heutigen Erzehlung eilen.

Diesem-

haͤtte. Demnach war ſein getreuer Rath, daß ich
die Saͤchſiſchen, Brandenburgiſchen, Anhaltiſchen
und angrentzende Laͤnder gutwillig vermeiden, ja viel
lieber mein Gluͤck auſſerhalb des Roͤmiſchen Reichs
ſuchen, und die zuruͤck gelaſſenen Sachen nur immer
vergeſſen moͤchte.

Dieſer Rath war bey ſo geſtalten Sachen wohl
der beſte, derowegen nahm von meinen beyden
Compagnons, welche ſich zuruͤck in Kaͤyſerliche
Guarniſons-Dienſte begeben wolten, Abſchied,
und reiſete mit meinem Diener nach Paris, allwo
ich denſelben bey einem vornehmen Teutſchen
Herrn als Laquey anbrachte, mich auch ſelbſten
in deſſen Dienſte en qualité eines Reiſe-Secreta-
rii
begab. Dieſer mein neuer Herr war im Be-
griff, incognito fremde Laͤnder zu beſehen, wan-
nenhero ich das Gluͤck hatte, bey ſolcher Gelegen-
heit von ſeiner Curioſité zu profitiren, und ſonſten
wenig andere Arbeit zu haben, als ſeine Rechnun-
gen uͤber Einnahme und Ausgabe, ingleichen ein
accurates Journal uͤber alles dasjenige, was uns
remarquable vorkam, zu fuͤhren. Wir beſahen
demnach erſtlich Franckreich, hernach Jtalien, Spa-
nien, Portugall, Engelland, und letztlich die Spani-
ſchen Niederlande. Es ſind gewißlich in allen dieſen
Laͤndern, verſchiedene theils angenehme, theils ver-
drießliche Begebenheiten aufzuzeichnen vorgekom-
men, wie denn mein eigenes vor mich gefuͤhrtes Jour-
nal
ſolches mit mehrern beſaget, iedoch ich werde in
Zukunfft bey Gelegenheit, ſolches Stuͤckweiſe com-
munici
ren, und voritzo nur zum Schluſſe meiner
heutigen Erzehlung eilen.

Dieſem-
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[156/0170] haͤtte. Demnach war ſein getreuer Rath, daß ich die Saͤchſiſchen, Brandenburgiſchen, Anhaltiſchen und angrentzende Laͤnder gutwillig vermeiden, ja viel lieber mein Gluͤck auſſerhalb des Roͤmiſchen Reichs ſuchen, und die zuruͤck gelaſſenen Sachen nur immer vergeſſen moͤchte. Dieſer Rath war bey ſo geſtalten Sachen wohl der beſte, derowegen nahm von meinen beyden Compagnons, welche ſich zuruͤck in Kaͤyſerliche Guarniſons-Dienſte begeben wolten, Abſchied, und reiſete mit meinem Diener nach Paris, allwo ich denſelben bey einem vornehmen Teutſchen Herrn als Laquey anbrachte, mich auch ſelbſten in deſſen Dienſte en qualité eines Reiſe-Secreta- rii begab. Dieſer mein neuer Herr war im Be- griff, incognito fremde Laͤnder zu beſehen, wan- nenhero ich das Gluͤck hatte, bey ſolcher Gelegen- heit von ſeiner Curioſité zu profitiren, und ſonſten wenig andere Arbeit zu haben, als ſeine Rechnun- gen uͤber Einnahme und Ausgabe, ingleichen ein accurates Journal uͤber alles dasjenige, was uns remarquable vorkam, zu fuͤhren. Wir beſahen demnach erſtlich Franckreich, hernach Jtalien, Spa- nien, Portugall, Engelland, und letztlich die Spani- ſchen Niederlande. Es ſind gewißlich in allen dieſen Laͤndern, verſchiedene theils angenehme, theils ver- drießliche Begebenheiten aufzuzeichnen vorgekom- men, wie denn mein eigenes vor mich gefuͤhrtes Jour- nal ſolches mit mehrern beſaget, iedoch ich werde in Zukunfft bey Gelegenheit, ſolches Stuͤckweiſe com- municiren, und voritzo nur zum Schluſſe meiner heutigen Erzehlung eilen. Dieſem-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/170>, abgerufen am 23.11.2024.