Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite
Propos. Den Zinß-Groschen, welchen ein
ieder Mensch dem höchsten GOtte
zu geben schuldig ist.

Hierbey wurde gezeiget:

1.) Das Metall, woraus selbiger geprägt
sey.
2.) Das Gepräge, welches darauf befind-
lich sey.
3.) Die Art und Weise, wie er zu geben
sey.

Die Ausführung und Application, auf unsern ge-
genwärtigen Stand und Wesen, war dergestalt
wohl elaborirt, daß ich mich nicht erinnern konte,
zeit lebens ein eherrlichere Predigt gehört zu haben.
Nachdem aber der vormittägliche GOttes-Dienst
mit dem Liede: Es woll uns GOtt genädig seyn etc.
welches des Altvaters alltäglicher Gesang war, be-
schlossen worden, begab sich die gantze Versammlung
auf den, von Herrn Wolffgang angelegten Speise-
Platz, der von neuen ausgeputzt, und mit frischen
grünen Laubwerck umzäunet war. Hieselbst hatte
der Altvater die Veranstaltungen gemacht, daß
alle Einwohner, groß und klein, nothdürfftige Spei-
sen und Geträncke zu sich nehmen konten. Da nun
auch dieses mit größter Mäßigkeit geschehen, wurde
das Zeichen gegeben, wiederum in die Kirche zu ge-
hen, allwo nach einigen abgesungenen Liedern, und
kurtzem Sermone, Herr Mag. Schmeltzer erstlich
ein Töchterlein aus dem Stephans-Raumer Ge-
schlechte tauffte, worbey Jacob Bernhard Lade-
mann
nebst seiner Braut, und deren Groß-Mutter

Sabi-
Propoſ. Den Zinß-Groſchen, welchen ein
ieder Menſch dem hoͤchſten GOtte
zu geben ſchuldig iſt.

Hierbey wurde gezeiget:

1.) Das Metall, woraus ſelbiger gepraͤgt
ſey.
2.) Das Gepraͤge, welches darauf befind-
lich ſey.
3.) Die Art und Weiſe, wie er zu geben
ſey.

Die Ausfuͤhrung und Application, auf unſern ge-
genwaͤrtigen Stand und Weſen, war dergeſtalt
wohl elaborirt, daß ich mich nicht erinnern konte,
zeit lebens ein eherrlichere Predigt gehoͤrt zu haben.
Nachdem aber der vormittaͤgliche GOttes-Dienſt
mit dem Liede: Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc.
welches des Altvaters alltaͤglicher Geſang war, be-
ſchloſſen worden, begab ſich die gantze Verſammlung
auf den, von Herrn Wolffgang angelegten Speiſe-
Platz, der von neuen ausgeputzt, und mit friſchen
gruͤnen Laubwerck umzaͤunet war. Hieſelbſt hatte
der Altvater die Veranſtaltungen gemacht, daß
alle Einwohner, groß und klein, nothduͤrfftige Spei-
ſen und Getraͤncke zu ſich nehmen konten. Da nun
auch dieſes mit groͤßter Maͤßigkeit geſchehen, wurde
das Zeichen gegeben, wiederum in die Kirche zu ge-
hen, allwo nach einigen abgeſungenen Liedern, und
kurtzem Sermone, Herr Mag. Schmeltzer erſtlich
ein Toͤchterlein aus dem Stephans-Raumer Ge-
ſchlechte tauffte, worbey Jacob Bernhard Lade-
mann
nebſt ſeiner Braut, und deren Groß-Mutter

Sabi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0184" n="170"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;.</hi> <hi rendition="#b">Den Zinß-Gro&#x017F;chen, welchen ein<lb/>
ieder Men&#x017F;ch dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten GOtte<lb/>
zu geben &#x017F;chuldig i&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Hierbey wurde gezeiget:</hi> </p><lb/>
          <list>
            <item>1.) <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Metall,</hi></hi> <hi rendition="#fr">woraus &#x017F;elbiger gepra&#x0364;gt<lb/>
&#x017F;ey.</hi></item><lb/>
            <item>2.) <hi rendition="#fr">Das Gepra&#x0364;ge, welches darauf befind-<lb/>
lich &#x017F;ey.</hi></item><lb/>
            <item>3.) <hi rendition="#fr">Die Art und Wei&#x017F;e, wie er zu geben<lb/>
&#x017F;ey.</hi></item>
          </list><lb/>
          <p>Die Ausfu&#x0364;hrung und <hi rendition="#aq">Application,</hi> auf un&#x017F;ern ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtigen Stand und We&#x017F;en, war derge&#x017F;talt<lb/>
wohl <hi rendition="#aq">elabori</hi>rt, daß ich mich nicht erinnern konte,<lb/>
zeit lebens ein eherrlichere Predigt geho&#x0364;rt zu haben.<lb/>
Nachdem aber der vormitta&#x0364;gliche GOttes-Dien&#x017F;t<lb/>
mit dem Liede: Es woll uns GOtt gena&#x0364;dig &#x017F;eyn &#xA75B;c.<lb/>
welches des Altvaters allta&#x0364;glicher Ge&#x017F;ang war, be-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en worden, begab &#x017F;ich die gantze Ver&#x017F;ammlung<lb/>
auf den, von Herrn <hi rendition="#aq">Wolffgang</hi> angelegten Spei&#x017F;e-<lb/>
Platz, der von neuen ausgeputzt, und mit fri&#x017F;chen<lb/>
gru&#x0364;nen Laubwerck umza&#x0364;unet war. Hie&#x017F;elb&#x017F;t hatte<lb/>
der Altvater die Veran&#x017F;taltungen gemacht, daß<lb/>
alle Einwohner, groß und klein, nothdu&#x0364;rfftige Spei-<lb/>
&#x017F;en und Getra&#x0364;ncke zu &#x017F;ich nehmen konten. Da nun<lb/>
auch die&#x017F;es mit gro&#x0364;ßter Ma&#x0364;ßigkeit ge&#x017F;chehen, wurde<lb/>
das Zeichen gegeben, wiederum in die Kirche zu ge-<lb/>
hen, allwo nach einigen abge&#x017F;ungenen Liedern, und<lb/>
kurtzem <hi rendition="#aq">Sermone,</hi> Herr <hi rendition="#aq">Mag. Schmeltzer</hi> er&#x017F;tlich<lb/>
ein To&#x0364;chterlein aus dem <hi rendition="#aq">Stephans</hi>-Raumer Ge-<lb/>
&#x017F;chlechte tauffte, worbey <hi rendition="#aq">Jacob Bernhard Lade-<lb/>
mann</hi> neb&#x017F;t &#x017F;einer Braut, und deren Groß-Mutter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Sabi-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0184] Propoſ. Den Zinß-Groſchen, welchen ein ieder Menſch dem hoͤchſten GOtte zu geben ſchuldig iſt. Hierbey wurde gezeiget: 1.) Das Metall, woraus ſelbiger gepraͤgt ſey. 2.) Das Gepraͤge, welches darauf befind- lich ſey. 3.) Die Art und Weiſe, wie er zu geben ſey. Die Ausfuͤhrung und Application, auf unſern ge- genwaͤrtigen Stand und Weſen, war dergeſtalt wohl elaborirt, daß ich mich nicht erinnern konte, zeit lebens ein eherrlichere Predigt gehoͤrt zu haben. Nachdem aber der vormittaͤgliche GOttes-Dienſt mit dem Liede: Es woll uns GOtt genaͤdig ſeyn ꝛc. welches des Altvaters alltaͤglicher Geſang war, be- ſchloſſen worden, begab ſich die gantze Verſammlung auf den, von Herrn Wolffgang angelegten Speiſe- Platz, der von neuen ausgeputzt, und mit friſchen gruͤnen Laubwerck umzaͤunet war. Hieſelbſt hatte der Altvater die Veranſtaltungen gemacht, daß alle Einwohner, groß und klein, nothduͤrfftige Spei- ſen und Getraͤncke zu ſich nehmen konten. Da nun auch dieſes mit groͤßter Maͤßigkeit geſchehen, wurde das Zeichen gegeben, wiederum in die Kirche zu ge- hen, allwo nach einigen abgeſungenen Liedern, und kurtzem Sermone, Herr Mag. Schmeltzer erſtlich ein Toͤchterlein aus dem Stephans-Raumer Ge- ſchlechte tauffte, worbey Jacob Bernhard Lade- mann nebſt ſeiner Braut, und deren Groß-Mutter Sabi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/184
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/184>, abgerufen am 23.11.2024.