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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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ctor desto gütiger gegen mich erzeigten, und in allen
Stücken meines Wohlseyns wegen, gute Vorsorge
trugen, wie denn ich auch keinen Fleiß sparete, mich
so viel als möglich, nach dieser beyden Gönner Sin-
ne zu richten, sonderlich aber meine Studia eiffrig
fort zusetzen. Mittlerweile erhielt mein Vetter,
meines Wohlverhaltnes wegen, immer ein gutes
Testimonium über das andere, doch weil er selbsten
3. Söhne auf der Schule hatte, selbige aber mehr
Wercks vom liederlichen Leben, als von den Bü-
chern machten, trieb ihn ohnfehlbar der Neid an,
mein Propos zuverrücken, und mich von der Schu-
le hinweg zu nehmen, um durch mich seinen Söhnen
bey der fleißigen Welt, keinen Vorwurff zu ma-
chen. Demnach kam er um Johannis an. 1707.
unverhofft, kündigte dem Rectori meinetwegen das
Logis, Kost- und Schul-Geld, ja alles auf, was zu
meiner größten Bequemlichkeit bishero gereicht hat-
te, mir aber die Rückfahrt nach seinem Hause aber-
mahls an, und zwar unter dem Vorwande, daß mein
weniges Vermögen nicht hinlänglich, mich etliche
Jahr auf Universitäten zu erhalten, derowegen wä-
re es klüger gehandelt, dahin zu gedencken, daß ich
eine reputirliche Profession ergriffe, selbige bey ei-
nem wohlversuchten und berühmten Meister, redlich
lernete, und den meisten Theil meines Vermögens
solchergestalt ersparete, welches ich mit der Zeit
zu meinem Haushaltungs-Anfange höchst nöthig
genug brauchen würde.

Hier wieder mochten nun, nebst mir, alle meine
guten Gönner einwenden, was sie immer wolten, es
halff nichts, ja das gute Anerbieten der Praecepto-

rum,

ctor deſto guͤtiger gegen mich erzeigten, und in allen
Stuͤcken meines Wohlſeyns wegen, gute Vorſorge
trugen, wie denn ich auch keinen Fleiß ſparete, mich
ſo viel als moͤglich, nach dieſer beyden Goͤnner Sin-
ne zu richten, ſonderlich aber meine Studia eiffrig
fort zuſetzen. Mittlerweile erhielt mein Vetter,
meines Wohlverhaltnes wegen, immer ein gutes
Teſtimonium uͤber das andere, doch weil er ſelbſten
3. Soͤhne auf der Schule hatte, ſelbige aber mehr
Wercks vom liederlichen Leben, als von den Buͤ-
chern machten, trieb ihn ohnfehlbar der Neid an,
mein Propòs zuverruͤcken, und mich von der Schu-
le hinweg zu nehmen, um durch mich ſeinen Soͤhnen
bey der fleißigen Welt, keinen Vorwurff zu ma-
chen. Demnach kam er um Johannis an. 1707.
unverhofft, kuͤndigte dem Rectori meinetwegen das
Logis, Koſt- und Schul-Geld, ja alles auf, was zu
meiner groͤßten Bequemlichkeit bishero gereicht hat-
te, mir aber die Ruͤckfahrt nach ſeinem Hauſe aber-
mahls an, und zwar unter dem Vorwande, daß mein
weniges Vermoͤgen nicht hinlaͤnglich, mich etliche
Jahr auf Univerſitaͤten zu erhalten, derowegen waͤ-
re es kluͤger gehandelt, dahin zu gedencken, daß ich
eine reputirliche Profeſſion ergriffe, ſelbige bey ei-
nem wohlverſuchten und beruͤhmten Meiſter, redlich
lernete, und den meiſten Theil meines Vermoͤgens
ſolchergeſtalt erſparete, welches ich mit der Zeit
zu meinem Haushaltungs-Anfange hoͤchſt noͤthig
genug brauchen wuͤrde.

Hier wieder mochten nun, nebſt mir, alle meine
guten Goͤnner einwenden, was ſie immer wolten, es
halff nichts, ja das gute Anerbieten der Præcepto-

rum,
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[184/0198] ctor deſto guͤtiger gegen mich erzeigten, und in allen Stuͤcken meines Wohlſeyns wegen, gute Vorſorge trugen, wie denn ich auch keinen Fleiß ſparete, mich ſo viel als moͤglich, nach dieſer beyden Goͤnner Sin- ne zu richten, ſonderlich aber meine Studia eiffrig fort zuſetzen. Mittlerweile erhielt mein Vetter, meines Wohlverhaltnes wegen, immer ein gutes Teſtimonium uͤber das andere, doch weil er ſelbſten 3. Soͤhne auf der Schule hatte, ſelbige aber mehr Wercks vom liederlichen Leben, als von den Buͤ- chern machten, trieb ihn ohnfehlbar der Neid an, mein Propòs zuverruͤcken, und mich von der Schu- le hinweg zu nehmen, um durch mich ſeinen Soͤhnen bey der fleißigen Welt, keinen Vorwurff zu ma- chen. Demnach kam er um Johannis an. 1707. unverhofft, kuͤndigte dem Rectori meinetwegen das Logis, Koſt- und Schul-Geld, ja alles auf, was zu meiner groͤßten Bequemlichkeit bishero gereicht hat- te, mir aber die Ruͤckfahrt nach ſeinem Hauſe aber- mahls an, und zwar unter dem Vorwande, daß mein weniges Vermoͤgen nicht hinlaͤnglich, mich etliche Jahr auf Univerſitaͤten zu erhalten, derowegen waͤ- re es kluͤger gehandelt, dahin zu gedencken, daß ich eine reputirliche Profeſſion ergriffe, ſelbige bey ei- nem wohlverſuchten und beruͤhmten Meiſter, redlich lernete, und den meiſten Theil meines Vermoͤgens ſolchergeſtalt erſparete, welches ich mit der Zeit zu meinem Haushaltungs-Anfange hoͤchſt noͤthig genug brauchen wuͤrde. Hier wieder mochten nun, nebſt mir, alle meine guten Goͤnner einwenden, was ſie immer wolten, es halff nichts, ja das gute Anerbieten der Præcepto- rum,

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/198>, abgerufen am 22.11.2024.