mein Bitten gantz und gar, weil ich mir zuweilen daraus mit Herrn Wolffgangen und Litzbergen, einen lustigen Zeit-Vertreib zu machen suchte. Jch habe aber auch mit allem Fleisse allhier nichts mehr von dergleichen Possen anführen wollen, erstlich darum, weil dem Gen. Leser mit dem Uberflusse ein Eckel erweckt werden möchte, vors andere weil mir Mons. Kramer selbst gestanden, daß er die Ab- schrifft von allen diesen Raritäten, wenige Zeit her- nach einem guten Universitäts-Freunde anver- trauet, welcher dadurch bewogen worden, die De- licias Medicas & Chirurgicas des berühmten Leip- ziger Chirurgi Monetons alias Müntzer sel. zu continuiren, ob es geschehen, weiß ich nicht, Mons. Kramer aber fuhr damahls in seiner Erzehlung also fort:
Meine Condition bey diesem Manne war endlich noch so ziemlich passable, weil ich sehr selten zu Hau- se auf der Barbier-Stube seyn konte, sondern von Morgen an bis gegen Abend mehrentheils meine be- stellte Arbeit, an barbiren und verbinden bey der Hofstatt, auch das meiste Brod auf dem Schlosse zu essen hatte, wo hinauf mein Herr sehr selten kam, als wenn er etwa gerufen wurde, denn teutsch von der Sache zu reden, so bekam er die Besoldung nur aus puren Gnaden und wegen seiner in den jün- gern Jahren wohlgeleisteten Dienste, die er nun- mehro, als ein gar zu starcker Liebhaber des Sauf- fens, nicht wie vor der Zeit, verrichten durffte und konte. Zu seinem desto grössern Unglück starb der alte regierende Fürst, und weil mein Principal bey dessen Beysetzung sich gantz ausserordentlich lieder-
lich
mein Bitten gantz und gar, weil ich mir zuweilen daraus mit Herrn Wolffgangen und Litzbergen, einen luſtigen Zeit-Vertreib zu machen ſuchte. Jch habe aber auch mit allem Fleiſſe allhier nichts mehr von dergleichen Poſſen anfuͤhren wollen, erſtlich darum, weil dem Gen. Leſer mit dem Uberfluſſe ein Eckel erweckt werden moͤchte, vors andere weil mir Monſ. Kramer ſelbſt geſtanden, daß er die Ab- ſchrifft von allen dieſen Raritaͤten, wenige Zeit her- nach einem guten Univerſitaͤts-Freunde anver- trauet, welcher dadurch bewogen worden, die De- licias Medicas & Chirurgicas des beruͤhmten Leip- ziger Chirurgi Monetons alias Muͤntzer ſel. zu continuiren, ob es geſchehen, weiß ich nicht, Monſ. Kramer aber fuhr damahls in ſeiner Erzehlung alſo fort:
Meine Condition bey dieſem Manne war endlich noch ſo ziemlich paſſable, weil ich ſehr ſelten zu Hau- ſe auf der Barbier-Stube ſeyn konte, ſondern von Morgen an bis gegen Abend mehrentheils meine be- ſtellte Arbeit, an barbiren und verbinden bey der Hofſtatt, auch das meiſte Brod auf dem Schloſſe zu eſſen hatte, wo hinauf mein Herr ſehr ſelten kam, als wenn er etwa gerufen wurde, denn teutſch von der Sache zu reden, ſo bekam er die Beſoldung nur aus puren Gnaden und wegen ſeiner in den juͤn- gern Jahren wohlgeleiſteten Dienſte, die er nun- mehro, als ein gar zu ſtarcker Liebhaber des Sauf- fens, nicht wie vor der Zeit, verrichten durffte und konte. Zu ſeinem deſto groͤſſern Ungluͤck ſtarb der alte regierende Fuͤrſt, und weil mein Principal bey deſſen Beyſetzung ſich gantz auſſerordentlich lieder-
lich
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[198/0212]
mein Bitten gantz und gar, weil ich mir zuweilen
daraus mit Herrn Wolffgangen und Litzbergen,
einen luſtigen Zeit-Vertreib zu machen ſuchte. Jch
habe aber auch mit allem Fleiſſe allhier nichts mehr
von dergleichen Poſſen anfuͤhren wollen, erſtlich
darum, weil dem Gen. Leſer mit dem Uberfluſſe
ein Eckel erweckt werden moͤchte, vors andere weil
mir Monſ. Kramer ſelbſt geſtanden, daß er die Ab-
ſchrifft von allen dieſen Raritaͤten, wenige Zeit her-
nach einem guten Univerſitaͤts-Freunde anver-
trauet, welcher dadurch bewogen worden, die De-
licias Medicas & Chirurgicas des beruͤhmten Leip-
ziger Chirurgi Monetons alias Muͤntzer ſel. zu
continuiren, ob es geſchehen, weiß ich nicht, Monſ.
Kramer aber fuhr damahls in ſeiner Erzehlung alſo
fort:
Meine Condition bey dieſem Manne war endlich
noch ſo ziemlich paſſable, weil ich ſehr ſelten zu Hau-
ſe auf der Barbier-Stube ſeyn konte, ſondern von
Morgen an bis gegen Abend mehrentheils meine be-
ſtellte Arbeit, an barbiren und verbinden bey der
Hofſtatt, auch das meiſte Brod auf dem Schloſſe
zu eſſen hatte, wo hinauf mein Herr ſehr ſelten
kam, als wenn er etwa gerufen wurde, denn teutſch
von der Sache zu reden, ſo bekam er die Beſoldung
nur aus puren Gnaden und wegen ſeiner in den juͤn-
gern Jahren wohlgeleiſteten Dienſte, die er nun-
mehro, als ein gar zu ſtarcker Liebhaber des Sauf-
fens, nicht wie vor der Zeit, verrichten durffte und
konte. Zu ſeinem deſto groͤſſern Ungluͤck ſtarb der
alte regierende Fuͤrſt, und weil mein Principal bey
deſſen Beyſetzung ſich gantz auſſerordentlich lieder-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/212>, abgerufen am 21.11.2024.
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