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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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das Studiren so sehr erpichtes Gemüthe deßfalls kei-
nen Kummer oder Argwohn, sondern ich repetirte
mein bishero immer sehr warm gehaltenes Latein,
aufs allerfleißigste, mit einem zwar armen, iedoch
gelehrten Studenten, welchen ich alle Tage ein-
mahl gratis mit zu Tische führete, und ausser dem,
wöchentlich einen halben Thaler Geld, vor tägliche
4. stündige Information, im Latein- und Griechi-
schen, bezahlete. Solcher gestalt konte mich nun
mit ziemlicher Renommee in den Catalogum derer-
jenigen inscribiren lassen, die unter Hygaeens Pa-
nier
ihr Heyl versuchen wolten. Das ist so viel
gesagt, ich changirte die Bartschererey, und wur-
de ein ernstlicher Studiosus Medicinae. Durch
treulichen Vorschub meines Stuben-Purschen und
gute Recommendations bekam ich Erlaubniß, ver-
schiedene Collegia frey zu besuchen, die übrigen
höchstnöthigen aber vor halbes Geld. Weilen nun
allbereits ratione meiner Profession und fleißigen
Bücher-Lesens einen guten Vorsprung vor andern
hatte, brauchte es bey mir halbe Arbeit, derowegen
wendete die beste Zeit darauf an, die Anatomie,
Physicam experimentalem, Materiam medi-
cam
und die Botanic gründlich zufassen. Jnmassen
es nun an keiner Gelegenheit fehlete, mich in allen
solchen Stücken aufs beste zu exerciren, anbey un-
ter der Hand, durch heimliche Chirurgische Curen,
mit Beyhülffe meines Lands-Mannes, manchen
schönen Thaler Geld zu verdienen, so wurden die
ersten 5. Viertel-Jare ungemein fleißig und stille
verbracht, so bald aber die Wissenschafften derge-
stalt etwas zugenommen, wuchs auch die Ambi-

tion

das Studiren ſo ſehr erpichtes Gemuͤthe deßfalls kei-
nen Kummer oder Argwohn, ſondern ich repetirte
mein bishero immer ſehr warm gehaltenes Latein,
aufs allerfleißigſte, mit einem zwar armen, iedoch
gelehrten Studenten, welchen ich alle Tage ein-
mahl gratis mit zu Tiſche fuͤhrete, und auſſer dem,
woͤchentlich einen halben Thaler Geld, vor taͤgliche
4. ſtuͤndige Information, im Latein- und Griechi-
ſchen, bezahlete. Solcher geſtalt konte mich nun
mit ziemlicher Renommée in den Catalogum derer-
jenigen inſcribiren laſſen, die unter Hygæens Pa-
nier
ihr Heyl verſuchen wolten. Das iſt ſo viel
geſagt, ich changirte die Bartſchererey, und wur-
de ein ernſtlicher Studioſus Medicinæ. Durch
treulichen Vorſchub meines Stuben-Purſchen und
gute Recommendations bekam ich Erlaubniß, ver-
ſchiedene Collegia frey zu beſuchen, die uͤbrigen
hoͤchſtnoͤthigen aber vor halbes Geld. Weilen nun
allbereits ratione meiner Profeſſion und fleißigen
Buͤcher-Leſens einen guten Vorſprung vor andern
hatte, brauchte es bey mir halbe Arbeit, derowegen
wendete die beſte Zeit darauf an, die Anatomie,
Phyſicam experimentalem, Materiam medi-
cam
und die Botanic gruͤndlich zufaſſen. Jnmaſſen
es nun an keiner Gelegenheit fehlete, mich in allen
ſolchen Stuͤcken aufs beſte zu exerciren, anbey un-
ter der Hand, durch heimliche Chirurgiſche Curen,
mit Beyhuͤlffe meines Lands-Mannes, manchen
ſchoͤnen Thaler Geld zu verdienen, ſo wurden die
erſten 5. Viertel-Jare ungemein fleißig und ſtille
verbracht, ſo bald aber die Wiſſenſchafften derge-
ſtalt etwas zugenommen, wuchs auch die Ambi-

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[200/0214] das Studiren ſo ſehr erpichtes Gemuͤthe deßfalls kei- nen Kummer oder Argwohn, ſondern ich repetirte mein bishero immer ſehr warm gehaltenes Latein, aufs allerfleißigſte, mit einem zwar armen, iedoch gelehrten Studenten, welchen ich alle Tage ein- mahl gratis mit zu Tiſche fuͤhrete, und auſſer dem, woͤchentlich einen halben Thaler Geld, vor taͤgliche 4. ſtuͤndige Information, im Latein- und Griechi- ſchen, bezahlete. Solcher geſtalt konte mich nun mit ziemlicher Renommée in den Catalogum derer- jenigen inſcribiren laſſen, die unter Hygæens Pa- nier ihr Heyl verſuchen wolten. Das iſt ſo viel geſagt, ich changirte die Bartſchererey, und wur- de ein ernſtlicher Studioſus Medicinæ. Durch treulichen Vorſchub meines Stuben-Purſchen und gute Recommendations bekam ich Erlaubniß, ver- ſchiedene Collegia frey zu beſuchen, die uͤbrigen hoͤchſtnoͤthigen aber vor halbes Geld. Weilen nun allbereits ratione meiner Profeſſion und fleißigen Buͤcher-Leſens einen guten Vorſprung vor andern hatte, brauchte es bey mir halbe Arbeit, derowegen wendete die beſte Zeit darauf an, die Anatomie, Phyſicam experimentalem, Materiam medi- cam und die Botanic gruͤndlich zufaſſen. Jnmaſſen es nun an keiner Gelegenheit fehlete, mich in allen ſolchen Stuͤcken aufs beſte zu exerciren, anbey un- ter der Hand, durch heimliche Chirurgiſche Curen, mit Beyhuͤlffe meines Lands-Mannes, manchen ſchoͤnen Thaler Geld zu verdienen, ſo wurden die erſten 5. Viertel-Jare ungemein fleißig und ſtille verbracht, ſo bald aber die Wiſſenſchafften derge- ſtalt etwas zugenommen, wuchs auch die Ambi- tion

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/214>, abgerufen am 24.11.2024.