mit hinweg geschafft waren, die Zeit aber mir deß- falls verzweifelt lang gemacht wurde, steckte mir ei- nes Tages ein Soldat einen kleinen Brief in die Hand den ich nach Eröffnung also gesetzt fand:
Mein liebster Kramer!
Nehmer euch meiner in dieser Noth an, und zweifelt im geringsten nicht an mei- nerraisonablen Erkänntlichkeit, denn ihr wisset ja selbst, daß ich ausserhalb Landes, an sichern Orten solcheCapitaliazu heben habe, wovon ich und ihr Zeit Lebens gnugsamen Unter- halt finden können. Es wird euch weiter keine Mühe machen, als mir an demjenigen Faden, den ich folgende Nacht um 1. Uhr aus meinem Fenster hinab lassen werde, eine lan- ge dochNB.feste Leine anzuknöpfen, vermit- telst welcher ich mich hinunter auf die Strasse zu kommen getraue, kauffet oder be- stellet indessen ein paar flüchtige Pferde, und lasset dieselben Nachts zwischen den 11. und 12tenbuj.vor der Stadt hinter den Gärten ohnweit derK - - - Strasse warten. Lasset euch die wenigen Sachen, welche ihr etwa zurück lassen müsset, nicht abhalten, mir die allerstärckste Probe, der iederzeit ver- spürten Liebe und Treue zu zeigen, ja würck- lich zu leisten. So bald ich nur den - - - Hof erreicht, hat es mit uns weder Gefahr noch Noth. Erweiset euch als einen Mann und wisset, daß ihr solchergestalt das Leben erhaltet
eurem Freunde. - - -
Allem
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mit hinweg geſchafft waren, die Zeit aber mir deß- falls verzweifelt lang gemacht wurde, ſteckte mir ei- nes Tages ein Soldat einen kleinen Brief in die Hand den ich nach Eroͤffnung alſo geſetzt fand:
Mein liebſter Kramer!
Nehmer euch meiner in dieſer Noth an, und zweifelt im geringſten nicht an mei- nerraiſonablen Erkaͤnntlichkeit, denn ihr wiſſet ja ſelbſt, daß ich auſſerhalb Landes, an ſichern Orten ſolcheCapitaliazu heben habe, wovon ich und ihr Zeit Lebens gnugſamen Unter- halt finden koͤnnen. Es wird euch weiter keine Muͤhe machen, als mir an demjenigen Faden, den ich folgende Nacht um 1. Uhr aus meinem Fenſter hinab laſſen werde, eine lan- ge dochNB.feſte Leine anzuknoͤpfen, vermit- telſt welcher ich mich hinunter auf die Straſſe zu kommen getraue, kauffet oder be- ſtellet indeſſen ein paar fluͤchtige Pferde, und laſſet dieſelben Nachts zwiſchen den 11. und 12tenbuj.vor der Stadt hinter den Gaͤrten ohnweit derK ‒ ‒ ‒ Straſſe warten. Laſſet euch die wenigen Sachen, welche ihr etwa zuruͤck laſſen muͤſſet, nicht abhalten, mir die allerſtaͤrckſte Probe, der iederzeit ver- ſpuͤrten Liebe und Treue zu zeigen, ja wuͤrck- lich zu leiſten. So bald ich nur den ‒ ‒ ‒ Hof erreicht, hat es mit uns weder Gefahr noch Noth. Erweiſet euch als einen Mann und wiſſet, daß ihr ſolchergeſtalt das Leben erhaltet
eurem Freunde. ‒ ‒ ‒
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mit hinweg geſchafft waren, die Zeit aber mir deß-
falls verzweifelt lang gemacht wurde, ſteckte mir ei-
nes Tages ein Soldat einen kleinen Brief in die
Hand den ich nach Eroͤffnung alſo geſetzt fand:
Mein liebſter Kramer!
Nehmer euch meiner in dieſer Noth an,
und zweifelt im geringſten nicht an mei-
ner raiſonablen Erkaͤnntlichkeit, denn ihr wiſſet
ja ſelbſt, daß ich auſſerhalb Landes, an ſichern
Orten ſolche Capitalia zu heben habe, wovon
ich und ihr Zeit Lebens gnugſamen Unter-
halt finden koͤnnen. Es wird euch weiter
keine Muͤhe machen, als mir an demjenigen
Faden, den ich folgende Nacht um 1. Uhr aus
meinem Fenſter hinab laſſen werde, eine lan-
ge doch NB. feſte Leine anzuknoͤpfen, vermit-
telſt welcher ich mich hinunter auf die
Straſſe zu kommen getraue, kauffet oder be-
ſtellet indeſſen ein paar fluͤchtige Pferde, und
laſſet dieſelben Nachts zwiſchen den 11. und
12ten buj. vor der Stadt hinter den Gaͤrten
ohnweit der K ‒ ‒ ‒ Straſſe warten.
Laſſet euch die wenigen Sachen, welche ihr
etwa zuruͤck laſſen muͤſſet, nicht abhalten, mir
die allerſtaͤrckſte Probe, der iederzeit ver-
ſpuͤrten Liebe und Treue zu zeigen, ja wuͤrck-
lich zu leiſten. So bald ich nur den ‒ ‒ ‒
Hof erreicht, hat es mit uns weder Gefahr
noch Noth. Erweiſet euch als einen Mann
und wiſſet, daß ihr ſolchergeſtalt das Leben
erhaltet
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/243>, abgerufen am 21.11.2024.
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