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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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mit hinweg geschafft waren, die Zeit aber mir deß-
falls verzweifelt lang gemacht wurde, steckte mir ei-
nes Tages ein Soldat einen kleinen Brief in die
Hand den ich nach Eröffnung also gesetzt fand:

Mein liebster Kramer!

Nehmer euch meiner in dieser Noth an,
und zweifelt im geringsten nicht an mei-
ner
raisonablen Erkänntlichkeit, denn ihr wisset
ja selbst, daß ich ausserhalb Landes, an sichern
Orten solche
Capitalia zu heben habe, wovon
ich und ihr Zeit Lebens gnugsamen Unter-
halt finden können. Es wird euch weiter
keine Mühe machen, als mir an demjenigen
Faden, den ich folgende Nacht um 1. Uhr aus
meinem Fenster hinab lassen werde, eine lan-
ge doch
NB. feste Leine anzuknöpfen, vermit-
telst welcher ich mich hinunter auf die
Strasse zu kommen getraue, kauffet oder be-
stellet indessen ein paar flüchtige Pferde, und
lasset dieselben Nachts zwischen den 11. und
12ten
buj. vor der Stadt hinter den Gärten
ohnweit der
K - - - Strasse warten.
Lasset euch die wenigen Sachen, welche ihr
etwa zurück lassen müsset, nicht abhalten, mir
die allerstärckste Probe, der iederzeit ver-
spürten Liebe und Treue zu zeigen, ja würck-
lich zu leisten. So bald ich nur den - - -
Hof erreicht, hat es mit uns weder Gefahr
noch Noth. Erweiset euch als einen Mann
und wisset, daß ihr solchergestalt das Leben
erhaltet

eurem
Freunde. - - -
Allem
p 3

mit hinweg geſchafft waren, die Zeit aber mir deß-
falls verzweifelt lang gemacht wurde, ſteckte mir ei-
nes Tages ein Soldat einen kleinen Brief in die
Hand den ich nach Eroͤffnung alſo geſetzt fand:

Mein liebſter Kramer!

Nehmer euch meiner in dieſer Noth an,
und zweifelt im geringſten nicht an mei-
ner
raiſonablen Erkaͤnntlichkeit, denn ihr wiſſet
ja ſelbſt, daß ich auſſerhalb Landes, an ſichern
Orten ſolche
Capitalia zu heben habe, wovon
ich und ihr Zeit Lebens gnugſamen Unter-
halt finden koͤnnen. Es wird euch weiter
keine Muͤhe machen, als mir an demjenigen
Faden, den ich folgende Nacht um 1. Uhr aus
meinem Fenſter hinab laſſen werde, eine lan-
ge doch
NB. feſte Leine anzuknoͤpfen, vermit-
telſt welcher ich mich hinunter auf die
Straſſe zu kommen getraue, kauffet oder be-
ſtellet indeſſen ein paar fluͤchtige Pferde, und
laſſet dieſelben Nachts zwiſchen den 11. und
12ten
buj. vor der Stadt hinter den Gaͤrten
ohnweit der
K ‒ ‒ ‒ Straſſe warten.
Laſſet euch die wenigen Sachen, welche ihr
etwa zuruͤck laſſen muͤſſet, nicht abhalten, mir
die allerſtaͤrckſte Probe, der iederzeit ver-
ſpuͤrten Liebe und Treue zu zeigen, ja wuͤrck-
lich zu leiſten. So bald ich nur den ‒ ‒ ‒
Hof erreicht, hat es mit uns weder Gefahr
noch Noth. Erweiſet euch als einen Mann
und wiſſet, daß ihr ſolchergeſtalt das Leben
erhaltet

eurem
Freunde. ‒ ‒ ‒
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[229/0243] mit hinweg geſchafft waren, die Zeit aber mir deß- falls verzweifelt lang gemacht wurde, ſteckte mir ei- nes Tages ein Soldat einen kleinen Brief in die Hand den ich nach Eroͤffnung alſo geſetzt fand: Mein liebſter Kramer! Nehmer euch meiner in dieſer Noth an, und zweifelt im geringſten nicht an mei- ner raiſonablen Erkaͤnntlichkeit, denn ihr wiſſet ja ſelbſt, daß ich auſſerhalb Landes, an ſichern Orten ſolche Capitalia zu heben habe, wovon ich und ihr Zeit Lebens gnugſamen Unter- halt finden koͤnnen. Es wird euch weiter keine Muͤhe machen, als mir an demjenigen Faden, den ich folgende Nacht um 1. Uhr aus meinem Fenſter hinab laſſen werde, eine lan- ge doch NB. feſte Leine anzuknoͤpfen, vermit- telſt welcher ich mich hinunter auf die Straſſe zu kommen getraue, kauffet oder be- ſtellet indeſſen ein paar fluͤchtige Pferde, und laſſet dieſelben Nachts zwiſchen den 11. und 12ten buj. vor der Stadt hinter den Gaͤrten ohnweit der K ‒ ‒ ‒ Straſſe warten. Laſſet euch die wenigen Sachen, welche ihr etwa zuruͤck laſſen muͤſſet, nicht abhalten, mir die allerſtaͤrckſte Probe, der iederzeit ver- ſpuͤrten Liebe und Treue zu zeigen, ja wuͤrck- lich zu leiſten. So bald ich nur den ‒ ‒ ‒ Hof erreicht, hat es mit uns weder Gefahr noch Noth. Erweiſet euch als einen Mann und wiſſet, daß ihr ſolchergeſtalt das Leben erhaltet eurem Freunde. ‒ ‒ ‒ Allem p 3

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/243>, abgerufen am 21.11.2024.