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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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Ohren-Schmaltz, machet mit Kothe aus der Hand
eine Massam daraus, damit ihr dieses kleine
Stäublein von dem Lapide darein kleiden und in
das geschmoltzene Bley werffen könnet. Nach-
dem solches geschehen, und ich die vortreffliche Pille
hinein geworffen, mußte ich ein bey der Hand lie-
gendes, etwa halben Fingers dickes Eisen nehmen,
ein eintzig mahl damit auf den Boden des Schmeltz-
Tiegels, und zwar nicht gar zu gelinde stossen,
worauf alsobald ein starckes Getöse im Tiegel ent-
stund, iedoch Elisaeus erinnerte mich das Gesicht hin-
weg zu wenden, und hernachmahls gar eines
Schritts breit davon, auf den Sessel nieder zu las-
sen, allwo ich etwa eine halbe Stunde pausiren muß-
te, ehe Elias sich mit besonderen andächtigen Ge-
bärden von der Erden aufhub, mir den Tiegel aus
dem Feuer zu heben, und das, was darinnen, auf
die Steine zu schütten befahl. Jndem ich solches
verrichtete, gingen sie beyderseits in die Stube, ich
aber folgte ihnen nicht eher nach, bis ich den erkal-
teten Guß, unter dem Kothe hervor ziehen, und zur
eigentlichen Betrachtung in die Stuben tragen kon-
te. Ach Himmel, wie erfreut war mein Hertz,
da sich ein Stück aus Bley gemachtes Gold, in
meinen Händen befand. Elias fragte: Kennet ihr
nun das gemachte Gold? glaubet ihr nun, daß die
Transmutation keine Hirn-Geburt ist? haltet
ihr nun davor, daß Elias Artista ein von GOtt
ausserordentlich begnadigter Mann sey? Ja, lieber
Herr! ich glaube alles, war meine Antwort, lege
mich derowegen zu euren Füssen, und bitte, mich
Unwürdigen in die Lehre zu nehmen. Pfuy! schrye

er

Ohren-Schmaltz, machet mit Kothe aus der Hand
eine Maſſam daraus, damit ihr dieſes kleine
Staͤublein von dem Lapide darein kleiden und in
das geſchmoltzene Bley werffen koͤnnet. Nach-
dem ſolches geſchehen, und ich die vortreffliche Pille
hinein geworffen, mußte ich ein bey der Hand lie-
gendes, etwa halben Fingers dickes Eiſen nehmen,
ein eintzig mahl damit auf den Boden des Schmeltz-
Tiegels, und zwar nicht gar zu gelinde ſtoſſen,
worauf alſobald ein ſtarckes Getoͤſe im Tiegel ent-
ſtund, iedoch Eliſæus erinnerte mich das Geſicht hin-
weg zu wenden, und hernachmahls gar eines
Schritts breit davon, auf den Seſſel nieder zu laſ-
ſen, allwo ich etwa eine halbe Stunde pauſiren muß-
te, ehe Elias ſich mit beſonderen andaͤchtigen Ge-
baͤrden von der Erden aufhub, mir den Tiegel aus
dem Feuer zu heben, und das, was darinnen, auf
die Steine zu ſchuͤtten befahl. Jndem ich ſolches
verrichtete, gingen ſie beyderſeits in die Stube, ich
aber folgte ihnen nicht eher nach, bis ich den erkal-
teten Guß, unter dem Kothe hervor ziehen, und zur
eigentlichen Betrachtung in die Stuben tragen kon-
te. Ach Himmel, wie erfreut war mein Hertz,
da ſich ein Stuͤck aus Bley gemachtes Gold, in
meinen Haͤnden befand. Elias fragte: Kennet ihr
nun das gemachte Gold? glaubet ihr nun, daß die
Transmutation keine Hirn-Geburt iſt? haltet
ihr nun davor, daß Elias Artiſta ein von GOtt
auſſerordentlich begnadigter Mann ſey? Ja, lieber
Herr! ich glaube alles, war meine Antwort, lege
mich derowegen zu euren Fuͤſſen, und bitte, mich
Unwuͤrdigen in die Lehre zu nehmen. Pfuy! ſchrye

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[266/0280] Ohren-Schmaltz, machet mit Kothe aus der Hand eine Maſſam daraus, damit ihr dieſes kleine Staͤublein von dem Lapide darein kleiden und in das geſchmoltzene Bley werffen koͤnnet. Nach- dem ſolches geſchehen, und ich die vortreffliche Pille hinein geworffen, mußte ich ein bey der Hand lie- gendes, etwa halben Fingers dickes Eiſen nehmen, ein eintzig mahl damit auf den Boden des Schmeltz- Tiegels, und zwar nicht gar zu gelinde ſtoſſen, worauf alſobald ein ſtarckes Getoͤſe im Tiegel ent- ſtund, iedoch Eliſæus erinnerte mich das Geſicht hin- weg zu wenden, und hernachmahls gar eines Schritts breit davon, auf den Seſſel nieder zu laſ- ſen, allwo ich etwa eine halbe Stunde pauſiren muß- te, ehe Elias ſich mit beſonderen andaͤchtigen Ge- baͤrden von der Erden aufhub, mir den Tiegel aus dem Feuer zu heben, und das, was darinnen, auf die Steine zu ſchuͤtten befahl. Jndem ich ſolches verrichtete, gingen ſie beyderſeits in die Stube, ich aber folgte ihnen nicht eher nach, bis ich den erkal- teten Guß, unter dem Kothe hervor ziehen, und zur eigentlichen Betrachtung in die Stuben tragen kon- te. Ach Himmel, wie erfreut war mein Hertz, da ſich ein Stuͤck aus Bley gemachtes Gold, in meinen Haͤnden befand. Elias fragte: Kennet ihr nun das gemachte Gold? glaubet ihr nun, daß die Transmutation keine Hirn-Geburt iſt? haltet ihr nun davor, daß Elias Artiſta ein von GOtt auſſerordentlich begnadigter Mann ſey? Ja, lieber Herr! ich glaube alles, war meine Antwort, lege mich derowegen zu euren Fuͤſſen, und bitte, mich Unwuͤrdigen in die Lehre zu nehmen. Pfuy! ſchrye er

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/280>, abgerufen am 21.11.2024.