alles, da aber der Diener augenblicklich beyderley herbey brachte, liessen beyde Cavaliers nicht ab zu nöthigen, bis ich alles auf ihre Gesundheit verzehret hatte.
Mittlerweile zohe einer von den Musicanten ei- ne Partitur aus dem Busen, und sagte zu beyden Ca- valiern: Gnädige Herren! ich habe hier eine sehr artige, gantz nagelneu-componirte Cantata, mit Dero gnädigen Erlaubniß wollen wir doch dieselbe probiren. Da nun beyde, mit Neigung der Häup- ter, ihren Wohlgefallen zeigten, mußte ich mich be- quemen aus der Partitur zu accompagniren. Die letzte Aria von dieser Cantata habe ich nach der Zeit niemahls vergessen können, sie lautete aber also:
So muß man die Füchse fangen, Die so schlau und kühne sind. Tölpel mercks! du bist betrogen, Ja du bist ins Garn gezogen, Füchse riechen sonst den Wind; Aber du bist fehl gegangen.
Da Capo
Es handelte zwar die gantze Cantata durchgehends, von einem ins Garn gebrachten Verächter der Lie- be, allein da ich nachhero der Sache besser nach- gedacht, so habe dieselbe zweydeutig befunden, denn unter dem gefangenen Fuchse, wurde wohl niemand anders verstanden, als ich damahliger ar- mer Schüler. Unter währender dieser letzten Arie aber, lachten so wohl die beyden Cavaliers, als die Musicanten, dermassen, daß die letztern fast nicht spielen konten, die erstern aber die Bäuche halten mußten. Dennoch vermerckte ich nicht den gering-
sten
alles, da aber der Diener augenblicklich beyderley herbey brachte, lieſſen beyde Cavaliers nicht ab zu noͤthigen, bis ich alles auf ihre Geſundheit verzehret hatte.
Mittlerweile zohe einer von den Muſicanten ei- ne Partitur aus dem Buſen, und ſagte zu beyden Ca- valiern: Gnaͤdige Herren! ich habe hier eine ſehr artige, gantz nagelneu-componirte Cantata, mit Dero gnaͤdigen Erlaubniß wollen wir doch dieſelbe probiren. Da nun beyde, mit Neigung der Haͤup- ter, ihren Wohlgefallen zeigten, mußte ich mich be- quemen aus der Partitur zu accompagniren. Die letzte Aria von dieſer Cantata habe ich nach der Zeit niemahls vergeſſen koͤnnen, ſie lautete aber alſo:
So muß man die Fuͤchſe fangen, Die ſo ſchlau und kuͤhne ſind. Toͤlpel mercks! du biſt betrogen, Ja du biſt ins Garn gezogen, Fuͤchſe riechen ſonſt den Wind; Aber du biſt fehl gegangen.
Da Capo
Es handelte zwar die gantze Cantata durchgehends, von einem ins Garn gebrachten Veraͤchter der Lie- be, allein da ich nachhero der Sache beſſer nach- gedacht, ſo habe dieſelbe zweydeutig befunden, denn unter dem gefangenen Fuchſe, wurde wohl niemand anders verſtanden, als ich damahliger ar- mer Schuͤler. Unter waͤhrender dieſer letzten Arie aber, lachten ſo wohl die beyden Cavaliers, als die Muſicanten, dermaſſen, daß die letztern faſt nicht ſpielen konten, die erſtern aber die Baͤuche halten mußten. Dennoch vermerckte ich nicht den gering-
ſten
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alles, da aber der Diener augenblicklich beyderley
herbey brachte, lieſſen beyde Cavaliers nicht ab zu
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hatte.
Mittlerweile zohe einer von den Muſicanten ei-
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valiern: Gnaͤdige Herren! ich habe hier eine ſehr
artige, gantz nagelneu-componirte Cantata, mit
Dero gnaͤdigen Erlaubniß wollen wir doch dieſelbe
probiren. Da nun beyde, mit Neigung der Haͤup-
ter, ihren Wohlgefallen zeigten, mußte ich mich be-
quemen aus der Partitur zu accompagniren. Die
letzte Aria von dieſer Cantata habe ich nach der
Zeit niemahls vergeſſen koͤnnen, ſie lautete aber
alſo:
So muß man die Fuͤchſe fangen,
Die ſo ſchlau und kuͤhne ſind.
Toͤlpel mercks! du biſt betrogen,
Ja du biſt ins Garn gezogen,
Fuͤchſe riechen ſonſt den Wind;
Aber du biſt fehl gegangen.
Da Capo
Es handelte zwar die gantze Cantata durchgehends,
von einem ins Garn gebrachten Veraͤchter der Lie-
be, allein da ich nachhero der Sache beſſer nach-
gedacht, ſo habe dieſelbe zweydeutig befunden,
denn unter dem gefangenen Fuchſe, wurde wohl
niemand anders verſtanden, als ich damahliger ar-
mer Schuͤler. Unter waͤhrender dieſer letzten Arie
aber, lachten ſo wohl die beyden Cavaliers, als die
Muſicanten, dermaſſen, daß die letztern faſt nicht
ſpielen konten, die erſtern aber die Baͤuche halten
mußten. Dennoch vermerckte ich nicht den gering-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/32>, abgerufen am 23.11.2024.
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