sten Unrath, weiln nichts weniger vermeinete, als daß ich mich unter gantz verzweifelt listigen Men- schen-Fängern befände. Jm Gegentheil wurde mir auf einmahl sehr übel im Leibe, ein hefftiger Schwindel des Haupts verursachte, daß ich bey na- he ohnmächtig zu Boden gesuncken wäre, wenn mich der Laquey nicht aufgefangen, und auf ein, in der Neben-Cammer stehendes Bette, getragen hät- te. So bald ich zu liegen kam, vergingen mir vol- lends alle Gedancken, ja ich verfalle in einen dermas- sen tieffen Schlaf, daß sich endlich, bey dessen allzu langen Anhalten, meine Feinde genöthiget sehen, mich, ich weiß nicht ob mit dem Dampfe von Schwefel, oder anderer häßlich stinckender Materie aufzumuntern. Allein nachdem ich völlig ermun- tert war, wäre es kein Wunder gewesen, wenn ich aufs neue ohnmächtig worden, oder gar den Geist aufgegeben hätte. Denn ich befand mich in einem fürchterlichen unterirdischen Keller-Gewölbe, und sahe 10. oder 12. wohlbekandte Jesuiter-Schüler, mit brennenden Pech-Fackeln, um mein Bette, (wel- ches aus etlichen Hälmen, auf der Erden ausgestreu- ten Strohes bestund,) als junge Teufel mit Feuer Bränden gewaffnet, herum lauffen. Man hatte mich bis aufs blosse Hemde ausgezogen, und an statt der Kleider, mit einer alten Jesuiter-Kutte be- deckt, unter welcher ich aber bereits gantz starr ge- frohren war. Dem ohngeacht mußte ein Knecht der eine grosse Ruthe in Händen hielt, näher kommen, mir das Hemde über dem Kopfe zusammen ziehen, und meinen Leib, von Schultern bis auf die Fuß- Sohlen, so lange geisseln, bis ich überall mit meinem Blute gefärbt war. Jch schrye und winselte der-
gestalt
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ſten Unrath, weiln nichts weniger vermeinete, als daß ich mich unter gantz verzweifelt liſtigen Men- ſchen-Faͤngern befaͤnde. Jm Gegentheil wurde mir auf einmahl ſehr uͤbel im Leibe, ein hefftiger Schwindel des Haupts verurſachte, daß ich bey na- he ohnmaͤchtig zu Boden geſuncken waͤre, wenn mich der Laquey nicht aufgefangen, und auf ein, in der Neben-Cammer ſtehendes Bette, getragen haͤt- te. So bald ich zu liegen kam, vergingen mir vol- lends alle Gedancken, ja ich verfalle in einen dermaſ- ſen tieffen Schlaf, daß ſich endlich, bey deſſen allzu langen Anhalten, meine Feinde genoͤthiget ſehen, mich, ich weiß nicht ob mit dem Dampfe von Schwefel, oder anderer haͤßlich ſtinckender Materie aufzumuntern. Allein nachdem ich voͤllig ermun- tert war, waͤre es kein Wunder geweſen, wenn ich aufs neue ohnmaͤchtig worden, oder gar den Geiſt aufgegeben haͤtte. Denn ich befand mich in einem fuͤrchterlichen unterirdiſchen Keller-Gewoͤlbe, und ſahe 10. oder 12. wohlbekandte Jeſuiter-Schuͤler, mit brennenden Pech-Fackeln, um mein Bette, (wel- ches aus etlichen Haͤlmen, auf der Erden ausgeſtreu- ten Strohes beſtund,) als junge Teufel mit Feuer Braͤnden gewaffnet, herum lauffen. Man hatte mich bis aufs bloſſe Hemde ausgezogen, und an ſtatt der Kleider, mit einer alten Jeſuiter-Kutte be- deckt, unter welcher ich aber bereits gantz ſtarr ge- frohren war. Dem ohngeacht mußte ein Knecht der eine groſſe Ruthe in Haͤnden hielt, naͤher kommen, mir das Hemde uͤber dem Kopfe zuſammen ziehen, und meinen Leib, von Schultern bis auf die Fuß- Sohlen, ſo lange geiſſeln, bis ich uͤberall mit meinem Blute gefaͤrbt war. Jch ſchrye und winſelte der-
geſtalt
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[19/0033]
ſten Unrath, weiln nichts weniger vermeinete, als
daß ich mich unter gantz verzweifelt liſtigen Men-
ſchen-Faͤngern befaͤnde. Jm Gegentheil wurde
mir auf einmahl ſehr uͤbel im Leibe, ein hefftiger
Schwindel des Haupts verurſachte, daß ich bey na-
he ohnmaͤchtig zu Boden geſuncken waͤre, wenn
mich der Laquey nicht aufgefangen, und auf ein, in
der Neben-Cammer ſtehendes Bette, getragen haͤt-
te. So bald ich zu liegen kam, vergingen mir vol-
lends alle Gedancken, ja ich verfalle in einen dermaſ-
ſen tieffen Schlaf, daß ſich endlich, bey deſſen allzu
langen Anhalten, meine Feinde genoͤthiget ſehen,
mich, ich weiß nicht ob mit dem Dampfe von
Schwefel, oder anderer haͤßlich ſtinckender Materie
aufzumuntern. Allein nachdem ich voͤllig ermun-
tert war, waͤre es kein Wunder geweſen, wenn ich
aufs neue ohnmaͤchtig worden, oder gar den Geiſt
aufgegeben haͤtte. Denn ich befand mich in einem
fuͤrchterlichen unterirdiſchen Keller-Gewoͤlbe, und
ſahe 10. oder 12. wohlbekandte Jeſuiter-Schuͤler,
mit brennenden Pech-Fackeln, um mein Bette, (wel-
ches aus etlichen Haͤlmen, auf der Erden ausgeſtreu-
ten Strohes beſtund,) als junge Teufel mit Feuer
Braͤnden gewaffnet, herum lauffen. Man hatte
mich bis aufs bloſſe Hemde ausgezogen, und an
ſtatt der Kleider, mit einer alten Jeſuiter-Kutte be-
deckt, unter welcher ich aber bereits gantz ſtarr ge-
frohren war. Dem ohngeacht mußte ein Knecht der
eine groſſe Ruthe in Haͤnden hielt, naͤher kommen,
mir das Hemde uͤber dem Kopfe zuſammen ziehen,
und meinen Leib, von Schultern bis auf die Fuß-
Sohlen, ſo lange geiſſeln, bis ich uͤberall mit meinem
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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