aber der Pflege des höchsten Gebers aller Güther empfiehlet.
euer Freund Daniel Artista.
Jch wurde von Wehmuth und Bangigkeit gantz aus mir selbst gesetzt, nachdem ich diese bedenckliche Zeitung erfahren, und die gäntzliche Rechnung zu machen hatte, daß der vortreffliche Meister Daniel mich mit seiner Conversation nicht ferner beglück- seligen wolte, doch weil mit übrigen Sorgen und Grämen mein Schicksal nicht verbessert werden konte, so gab mich endlich gedultig drein, forderte das Päcklein Geld von dem Wirth, welcher selbi- ges diesen Morgen von einem fremden Menschen empfangen zu haben vorgab, und war willens, ei- ne Reise zu meinem Groß-Vater zu thun, an wel- chen ich nicht geschrieben, seit der Zeit ich ihm die 500. spec. Ducaten aus Engelland per Wechsel übermacht hatte, setzte mich auch wenig Tage nach dem Feste auf die Post, und reisete fort. Jndem nun einigen Umweg nahm, und zwar aus keiner andern Ursache, als einige berühmte Städte und Residen- zen in Augenschein zu nehmen, fiel mir in einer der- selben, da ich im Post-Hause durchs Fenster guckte, von ohngefehr mein ehemahliger sauberer Meister Elias nebst seinem schelmischen Consorten Elisaeo in die Augen, welche ich, ohngeacht sie sich ziemlich verstellet, rothe Kleider, weisse Peruquen und Tres- sen-Hüte trugen, augenblicklich erkannte, und be- merckte, daß sie am Marckte vor dem Laden eines Materialisten stehen blieben. Demnach fragte ich den bey mir stehenden Post-Meister, nach den Nah-
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aber der Pflege des hoͤchſten Gebers aller Guͤther empfiehlet.
euer Freund Daniel Artiſta.
Jch wurde von Wehmuth und Bangigkeit gantz aus mir ſelbſt geſetzt, nachdem ich dieſe bedenckliche Zeitung erfahren, und die gaͤntzliche Rechnung zu machen hatte, daß der vortreffliche Meiſter Daniel mich mit ſeiner Converſation nicht ferner begluͤck- ſeligen wolte, doch weil mit uͤbrigen Sorgen und Graͤmen mein Schickſal nicht verbeſſert werden konte, ſo gab mich endlich gedultig drein, forderte das Paͤcklein Geld von dem Wirth, welcher ſelbi- ges dieſen Morgen von einem fremden Menſchen empfangen zu haben vorgab, und war willens, ei- ne Reiſe zu meinem Groß-Vater zu thun, an wel- chen ich nicht geſchrieben, ſeit der Zeit ich ihm die 500. ſpec. Ducaten aus Engelland per Wechſel uͤbermacht hatte, ſetzte mich auch wenig Tage nach dem Feſte auf die Poſt, und reiſete fort. Jndem nun einigen Umweg nahm, und zwar aus keiner andern Urſache, als einige beruͤhmte Staͤdte und Reſiden- zen in Augenſchein zu nehmen, fiel mir in einer der- ſelben, da ich im Poſt-Hauſe durchs Fenſter guckte, von ohngefehr mein ehemahliger ſauberer Meiſter Elias nebſt ſeinem ſchelmiſchen Conſorten Eliſæo in die Augen, welche ich, ohngeacht ſie ſich ziemlich verſtellet, rothe Kleider, weiſſe Peruquen und Treſ- ſen-Huͤte trugen, augenblicklich erkannte, und be- merckte, daß ſie am Marckte vor dem Laden eines Materialiſten ſtehen blieben. Demnach fragte ich den bey mir ſtehenden Poſt-Meiſter, nach den Nah-
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aber der Pflege des hoͤchſten Gebers aller
Guͤther empfiehlet.
euer Freund
Daniel Artiſta.
Jch wurde von Wehmuth und Bangigkeit gantz
aus mir ſelbſt geſetzt, nachdem ich dieſe bedenckliche
Zeitung erfahren, und die gaͤntzliche Rechnung zu
machen hatte, daß der vortreffliche Meiſter Daniel
mich mit ſeiner Converſation nicht ferner begluͤck-
ſeligen wolte, doch weil mit uͤbrigen Sorgen und
Graͤmen mein Schickſal nicht verbeſſert werden
konte, ſo gab mich endlich gedultig drein, forderte
das Paͤcklein Geld von dem Wirth, welcher ſelbi-
ges dieſen Morgen von einem fremden Menſchen
empfangen zu haben vorgab, und war willens, ei-
ne Reiſe zu meinem Groß-Vater zu thun, an wel-
chen ich nicht geſchrieben, ſeit der Zeit ich ihm die
500. ſpec. Ducaten aus Engelland per Wechſel
uͤbermacht hatte, ſetzte mich auch wenig Tage nach
dem Feſte auf die Poſt, und reiſete fort. Jndem nun
einigen Umweg nahm, und zwar aus keiner andern
Urſache, als einige beruͤhmte Staͤdte und Reſiden-
zen in Augenſchein zu nehmen, fiel mir in einer der-
ſelben, da ich im Poſt-Hauſe durchs Fenſter guckte,
von ohngefehr mein ehemahliger ſauberer Meiſter
Elias nebſt ſeinem ſchelmiſchen Conſorten Eliſæo
in die Augen, welche ich, ohngeacht ſie ſich ziemlich
verſtellet, rothe Kleider, weiſſe Peruquen und Treſ-
ſen-Huͤte trugen, augenblicklich erkannte, und be-
merckte, daß ſie am Marckte vor dem Laden eines
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/321>, abgerufen am 21.11.2024.
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