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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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men und Stande dieser beyden Stutzer, und ersuhr
sub rosa von ihm, daß es ein paar berühmte La-
borant
en wären, deren Nahme aber er so genau
nicht sagen könne. Wenige Zeit hernach kamen
beyde Stutzer selbst auf die Post, da ich denn die
allerbeste Gelegenheit hatte, selbige desto genauer zu
erkennen, mich aber konten sie nicht wahrnehmen,
indem ich meine schwartze Schaaf-Peruque gantz
über die Backen gezogen, und mich in den Reise-
Rock verhüllet, auf einen, im dunckeln Winckel
stehenden Groß-Vater-Stuhl gesetzt, und eine
Stellung gemacht, als ob ich schliefe.

Sie hielten sich zu meinem Vergnügen nicht lan-
ge auf, sondern löseten ihre, auf der Post mit ge-
kommenen Paqueter und Briefe ab, welche ein
Knecht hinter ihnen her auf die Burg tragen muß-
te, ich aber erfuhr bey solcher Gelegenheit auf der
Stätte, was vor erdichtete Nahmen sich diese bey-
den hängens-würdigen Spitz-Buben gegeben hat-
ten. Das Vergnügen, so mir dieses unvermuthe-
te Antreffen verursachte, läßt sich nicht mit Worten
ausdrücken, um aber ihnen beyden zu meiner Re-
vange
einen wichtigen Streich zu spielen, stellete ich
mich an, als ob mir eine hefftige Colica die weitere
Reise verböte, ließ also die Post fahren, und zu
meiner Verpflegung alles dienliche herbey schaffen.
Gegen Abend befand ich mich vollkommen gesund,
konte gut speisen, und bedaurete zum Scheine, daß
die Post allbereit fort wäre, allein dem Herrn Post-
Meister schien eben nicht ungelegen zu seyn, daß ich
3. oder 4. Tage bey ihm auf die andere warten muß-
te|, und mir war es gleichfalls lieb, daß sich noch

sel-

men und Stande dieſer beyden Stutzer, und erſuhr
ſub roſa von ihm, daß es ein paar beruͤhmte La-
borant
en waͤren, deren Nahme aber er ſo genau
nicht ſagen koͤnne. Wenige Zeit hernach kamen
beyde Stutzer ſelbſt auf die Poſt, da ich denn die
allerbeſte Gelegenheit hatte, ſelbige deſto genauer zu
erkennen, mich aber konten ſie nicht wahrnehmen,
indem ich meine ſchwartze Schaaf-Peruque gantz
uͤber die Backen gezogen, und mich in den Reiſe-
Rock verhuͤllet, auf einen, im dunckeln Winckel
ſtehenden Groß-Vater-Stuhl geſetzt, und eine
Stellung gemacht, als ob ich ſchliefe.

Sie hielten ſich zu meinem Vergnuͤgen nicht lan-
ge auf, ſondern loͤſeten ihre, auf der Poſt mit ge-
kommenen Paqueter und Briefe ab, welche ein
Knecht hinter ihnen her auf die Burg tragen muß-
te, ich aber erfuhr bey ſolcher Gelegenheit auf der
Staͤtte, was vor erdichtete Nahmen ſich dieſe bey-
den haͤngens-wuͤrdigen Spitz-Buben gegeben hat-
ten. Das Vergnuͤgen, ſo mir dieſes unvermuthe-
te Antreffen verurſachte, laͤßt ſich nicht mit Worten
ausdruͤcken, um aber ihnen beyden zu meiner Re-
vange
einen wichtigen Streich zu ſpielen, ſtellete ich
mich an, als ob mir eine hefftige Colica die weitere
Reiſe verboͤte, ließ alſo die Poſt fahren, und zu
meiner Verpflegung alles dienliche herbey ſchaffen.
Gegen Abend befand ich mich vollkommen geſund,
konte gut ſpeiſen, und bedaurete zum Scheine, daß
die Poſt allbereit fort waͤre, allein dem Herrn Poſt-
Meiſter ſchien eben nicht ungelegen zu ſeyn, daß ich
3. oder 4. Tage bey ihm auf die andere warten muß-
te|, und mir war es gleichfalls lieb, daß ſich noch

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[308/0322] men und Stande dieſer beyden Stutzer, und erſuhr ſub roſa von ihm, daß es ein paar beruͤhmte La- boranten waͤren, deren Nahme aber er ſo genau nicht ſagen koͤnne. Wenige Zeit hernach kamen beyde Stutzer ſelbſt auf die Poſt, da ich denn die allerbeſte Gelegenheit hatte, ſelbige deſto genauer zu erkennen, mich aber konten ſie nicht wahrnehmen, indem ich meine ſchwartze Schaaf-Peruque gantz uͤber die Backen gezogen, und mich in den Reiſe- Rock verhuͤllet, auf einen, im dunckeln Winckel ſtehenden Groß-Vater-Stuhl geſetzt, und eine Stellung gemacht, als ob ich ſchliefe. Sie hielten ſich zu meinem Vergnuͤgen nicht lan- ge auf, ſondern loͤſeten ihre, auf der Poſt mit ge- kommenen Paqueter und Briefe ab, welche ein Knecht hinter ihnen her auf die Burg tragen muß- te, ich aber erfuhr bey ſolcher Gelegenheit auf der Staͤtte, was vor erdichtete Nahmen ſich dieſe bey- den haͤngens-wuͤrdigen Spitz-Buben gegeben hat- ten. Das Vergnuͤgen, ſo mir dieſes unvermuthe- te Antreffen verurſachte, laͤßt ſich nicht mit Worten ausdruͤcken, um aber ihnen beyden zu meiner Re- vange einen wichtigen Streich zu ſpielen, ſtellete ich mich an, als ob mir eine hefftige Colica die weitere Reiſe verboͤte, ließ alſo die Poſt fahren, und zu meiner Verpflegung alles dienliche herbey ſchaffen. Gegen Abend befand ich mich vollkommen geſund, konte gut ſpeiſen, und bedaurete zum Scheine, daß die Poſt allbereit fort waͤre, allein dem Herrn Poſt- Meiſter ſchien eben nicht ungelegen zu ſeyn, daß ich 3. oder 4. Tage bey ihm auf die andere warten muß- te|, und mir war es gleichfalls lieb, daß ſich noch ſel-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/322>, abgerufen am 22.11.2024.