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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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er bey meiner Heimkunfft bereits im Bette, vor
meinem Aufstehen aber schon mit dem Pfluge
ins Feld gezogen war. Jch zittere noch bis dato,
wenn ich daran gedencke, wie mir der fromme
Pfarrherr die Hölle so heiß, und mich gantz und
gar zu einem Teufels-Kinde machte, worinnen er
auch, wie ich nachhero wohl erwogen, das allergrö-
ste Recht hatte. Jedoch endlich, nachdem ich ihm al-
les offenhertzig bekennet, und mich rechtschaffen zu
bessern versprochen, auch dabey die bittersten Thrä-
nen vergossen, fing er mich wiederum an zu trösten
und zu vermahnen, nahm aber das Paquet der welt-
lichen Lieder, führete mich in die Küche und ver-
brannte es in meiner Gegenwart auf dem Feuer-
Heerde, hergegen beschenckte er mich mit einer Bibel,
Gebet-und Gesang-Buche, dergleichen Sachen in
unserm Hause, theils schlecht, theils gar nicht anzu-
treffen waren.

Mein armer einfältiger Bruder mußte zwar
nachhero das Gelach bezahlen, indem Vater, Mut-
ter und alles über ihn allein her war, allein was
halffs? geschehene Dinge konten nicht geändert
werden. Jch trug den Herrn Pfarrer sein Paquet
hin und bekam von demselben eine nochmahlige
gute Vermahnung, ihm mein Wort zu halten, und
ja bey Leibe keine Zoten-Lieder mehr zu lesen, viel-
weniger zu singen. Allein, ob ich auch schon den
ernstlichen Vorsatz gefasset hatte, so wurde doch
derselbe des leidigen Geld-Verdienstes wegen,
nicht allein von üppigen Leuten, sondern so gar von
meinem Vater selbst, in wenig Tagen dergestalt zer-
nichtet, daß ich nicht allein meine alten Lieder wie-

der
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er bey meiner Heimkunfft bereits im Bette, vor
meinem Aufſtehen aber ſchon mit dem Pfluge
ins Feld gezogen war. Jch zittere noch bis dato,
wenn ich daran gedencke, wie mir der fromme
Pfarrherr die Hoͤlle ſo heiß, und mich gantz und
gar zu einem Teufels-Kinde machte, worinnen er
auch, wie ich nachhero wohl erwogen, das allergroͤ-
ſte Recht hatte. Jedoch endlich, nachdem ich ihm al-
les offenhertzig bekennet, und mich rechtſchaffen zu
beſſern verſprochen, auch dabey die bitterſten Thraͤ-
nen vergoſſen, fing er mich wiederum an zu troͤſten
und zu vermahnen, nahm aber das Paquet der welt-
lichen Lieder, fuͤhrete mich in die Kuͤche und ver-
brannte es in meiner Gegenwart auf dem Feuer-
Heerde, hergegen beſchenckte er mich mit einer Bibel,
Gebet-und Geſang-Buche, dergleichen Sachen in
unſerm Hauſe, theils ſchlecht, theils gar nicht anzu-
treffen waren.

Mein armer einfaͤltiger Bruder mußte zwar
nachhero das Gelach bezahlen, indem Vater, Mut-
ter und alles uͤber ihn allein her war, allein was
halffs? geſchehene Dinge konten nicht geaͤndert
werden. Jch trug den Herrn Pfarrer ſein Paquet
hin und bekam von demſelben eine nochmahlige
gute Vermahnung, ihm mein Wort zu halten, und
ja bey Leibe keine Zoten-Lieder mehr zu leſen, viel-
weniger zu ſingen. Allein, ob ich auch ſchon den
ernſtlichen Vorſatz gefaſſet hatte, ſo wurde doch
derſelbe des leidigen Geld-Verdienſtes wegen,
nicht allein von uͤppigen Leuten, ſondern ſo gar von
meinem Vater ſelbſt, in wenig Tagen dergeſtalt zer-
nichtet, daß ich nicht allein meine alten Lieder wie-

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[327/0341] er bey meiner Heimkunfft bereits im Bette, vor meinem Aufſtehen aber ſchon mit dem Pfluge ins Feld gezogen war. Jch zittere noch bis dato, wenn ich daran gedencke, wie mir der fromme Pfarrherr die Hoͤlle ſo heiß, und mich gantz und gar zu einem Teufels-Kinde machte, worinnen er auch, wie ich nachhero wohl erwogen, das allergroͤ- ſte Recht hatte. Jedoch endlich, nachdem ich ihm al- les offenhertzig bekennet, und mich rechtſchaffen zu beſſern verſprochen, auch dabey die bitterſten Thraͤ- nen vergoſſen, fing er mich wiederum an zu troͤſten und zu vermahnen, nahm aber das Paquet der welt- lichen Lieder, fuͤhrete mich in die Kuͤche und ver- brannte es in meiner Gegenwart auf dem Feuer- Heerde, hergegen beſchenckte er mich mit einer Bibel, Gebet-und Geſang-Buche, dergleichen Sachen in unſerm Hauſe, theils ſchlecht, theils gar nicht anzu- treffen waren. Mein armer einfaͤltiger Bruder mußte zwar nachhero das Gelach bezahlen, indem Vater, Mut- ter und alles uͤber ihn allein her war, allein was halffs? geſchehene Dinge konten nicht geaͤndert werden. Jch trug den Herrn Pfarrer ſein Paquet hin und bekam von demſelben eine nochmahlige gute Vermahnung, ihm mein Wort zu halten, und ja bey Leibe keine Zoten-Lieder mehr zu leſen, viel- weniger zu ſingen. Allein, ob ich auch ſchon den ernſtlichen Vorſatz gefaſſet hatte, ſo wurde doch derſelbe des leidigen Geld-Verdienſtes wegen, nicht allein von uͤppigen Leuten, ſondern ſo gar von meinem Vater ſelbſt, in wenig Tagen dergeſtalt zer- nichtet, daß ich nicht allein meine alten Lieder wie- der r 4

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/341>, abgerufen am 21.11.2024.