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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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von der Welt gedruckt hat, und zwar um einen weit
geringern Preiß, als andere seines gleichen. We-
gen meiner Begebenheit, hatte ihm unser Pfarr-
herr, in einem Briefe, das Gewissen ziemlich ge-
schärfft, und solcher gestalt seine Galle über alle mas-
sen aufgerühret, jedoch letztlich, nachdem ich ihm
meine Unschuld mit den glaubenswürdigsten Eyd-
Schwüren dargethan, wurden wir wiederum gute
Freunde, und ich bekam die neue Versicherung, ihm
iederzeit willkommen zu seyn, wie er denn auch
nachhero durch mich allein, manches hundert von
dergleichen und andern Lust erweckenden Sachen
los wurde.

Unter dergleichen löblichen Lebens-Art, war
nun fast mein 15tes Lebens-Jahr verstrichen, und
weil ich schon ziemlich kunstmäßig auf der Orgel
und andern Instrumenten spielen konte, ließ sich
mein Vater endlich durch das Zureden reputirli-
cher Leute bewegen, mich zu einem Stadt-Pfeif-
fer in die Lehre zu verdingen, damit ich nach aus-
gestandenen 5. Lehr-Jahren, vor einen zukünffti-
gen Kunst-Pfeiffer-Gesellen passiren könte. Mein
Lehr-Printz nahm mich mit Freuden vor ein Blut-
weniges Lehr-Geld an, in Erwegung dessen, da ich
schon geschickt war, ihm gute Dienste zu leisten, al-
lein weil ich mich bey den blasenden Instrumenten
allzuscharff angriff, ausserdem das starcke Bier-
Wein-und Brandtewein-Trincken allzusehr liebte,
stelleten sich gleich nach Verlauff meines ersten Lehr-
Jahres hefftige Blutstürtzungen ein, welche mich
dergestalt ausmergelten, daß sich endlich mein Va-
ter gezwungen sahe, mich seinen liebsten Sohn

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von der Welt gedruckt hat, und zwar um einen weit
geringern Preiß, als andere ſeines gleichen. We-
gen meiner Begebenheit, hatte ihm unſer Pfarr-
herr, in einem Briefe, das Gewiſſen ziemlich ge-
ſchaͤrfft, und ſolcher geſtalt ſeine Galle uͤber alle maſ-
ſen aufgeruͤhret, jedoch letztlich, nachdem ich ihm
meine Unſchuld mit den glaubenswuͤrdigſten Eyd-
Schwuͤren dargethan, wurden wir wiederum gute
Freunde, und ich bekam die neue Verſicherung, ihm
iederzeit willkommen zu ſeyn, wie er denn auch
nachhero durch mich allein, manches hundert von
dergleichen und andern Luſt erweckenden Sachen
los wurde.

Unter dergleichen loͤblichen Lebens-Art, war
nun faſt mein 15tes Lebens-Jahr verſtrichen, und
weil ich ſchon ziemlich kunſtmaͤßig auf der Orgel
und andern Inſtrumenten ſpielen konte, ließ ſich
mein Vater endlich durch das Zureden reputirli-
cher Leute bewegen, mich zu einem Stadt-Pfeif-
fer in die Lehre zu verdingen, damit ich nach aus-
geſtandenen 5. Lehr-Jahren, vor einen zukuͤnffti-
gen Kunſt-Pfeiffer-Geſellen paſſiren koͤnte. Mein
Lehr-Printz nahm mich mit Freuden vor ein Blut-
weniges Lehr-Geld an, in Erwegung deſſen, da ich
ſchon geſchickt war, ihm gute Dienſte zu leiſten, al-
lein weil ich mich bey den blaſenden Inſtrumenten
allzuſcharff angriff, auſſerdem das ſtarcke Bier-
Wein-und Brandtewein-Trincken allzuſehr liebte,
ſtelleten ſich gleich nach Verlauff meines erſten Lehr-
Jahres hefftige Blutſtuͤrtzungen ein, welche mich
dergeſtalt ausmergelten, daß ſich endlich mein Va-
ter gezwungen ſahe, mich ſeinen liebſten Sohn

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[329/0343] von der Welt gedruckt hat, und zwar um einen weit geringern Preiß, als andere ſeines gleichen. We- gen meiner Begebenheit, hatte ihm unſer Pfarr- herr, in einem Briefe, das Gewiſſen ziemlich ge- ſchaͤrfft, und ſolcher geſtalt ſeine Galle uͤber alle maſ- ſen aufgeruͤhret, jedoch letztlich, nachdem ich ihm meine Unſchuld mit den glaubenswuͤrdigſten Eyd- Schwuͤren dargethan, wurden wir wiederum gute Freunde, und ich bekam die neue Verſicherung, ihm iederzeit willkommen zu ſeyn, wie er denn auch nachhero durch mich allein, manches hundert von dergleichen und andern Luſt erweckenden Sachen los wurde. Unter dergleichen loͤblichen Lebens-Art, war nun faſt mein 15tes Lebens-Jahr verſtrichen, und weil ich ſchon ziemlich kunſtmaͤßig auf der Orgel und andern Inſtrumenten ſpielen konte, ließ ſich mein Vater endlich durch das Zureden reputirli- cher Leute bewegen, mich zu einem Stadt-Pfeif- fer in die Lehre zu verdingen, damit ich nach aus- geſtandenen 5. Lehr-Jahren, vor einen zukuͤnffti- gen Kunſt-Pfeiffer-Geſellen paſſiren koͤnte. Mein Lehr-Printz nahm mich mit Freuden vor ein Blut- weniges Lehr-Geld an, in Erwegung deſſen, da ich ſchon geſchickt war, ihm gute Dienſte zu leiſten, al- lein weil ich mich bey den blaſenden Inſtrumenten allzuſcharff angriff, auſſerdem das ſtarcke Bier- Wein-und Brandtewein-Trincken allzuſehr liebte, ſtelleten ſich gleich nach Verlauff meines erſten Lehr- Jahres hefftige Blutſtuͤrtzungen ein, welche mich dergeſtalt ausmergelten, daß ſich endlich mein Va- ter gezwungen ſahe, mich ſeinen liebſten Sohn wieder r 5

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/343>, abgerufen am 22.11.2024.