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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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bat auch um Erlaubniß mich bey ihnen niederzu-
lassen, und dem schwartzgekleideten Herrn eine
Pfeiffe Toback zu praesentiren, welche er mit größ-
ter Freundlichkeit annahm, und darbey mich und
meine Liebste so treuhertzig machte, ihm und den an-
dern Anwesenden unsere gantze Lebens-Geschichte
zu erzehlen. Er bedanckte sich, da es fast Mitter-
nacht war, vor die erzeigten Gefälligkeiten, wünsch-
te sehr viel Glück zu unserm fernern Vorhaben, und
bat, daß er sich die Freyheit nehmen dürffte, uns
morgen früh mit einem Caffee und Bouteille
Wein zu tractiren, welches ich indessen annahm.
Weilen aber dieses Menschen Conduite mir beson-
ders artig vorkam, ließ ich sehr frühzeitig alles zu
rechte machen, womit er uns tractiren wolte, und
tractirte ihn den gantzen Tag hindurch aufs aller-
beste. Nachmittags kamen meine und meines ge-
wesenen Compagnons Sachen mit der Post an,
welche letztern ich auslösete, fortschaffte, und zu mei-
ner morgenden Abreise Anstalt machte, dieserwe-
gen auch gegen Abend ausging, um von erster-
wehnten guten Freunde Abschied zu nehmen.

Den ehrlich scheinenden Schwartz-Rock, traff ich
bey meiner Zurückkunfft, abermahls bey meiner Lieb-
sten in eiferigen Gespräch begriffen an, er nahm aber
bald darauf Abschied, wünschte uns darbey auch ei-
ne glückliche Reise, und meine Liebste, die ich um die,
mit ihm geführten Reden, sehr freundlich befragte,
gab zur Antwort, daß er ihr die Jrrthümer der Rö-
misch-Catholischen Kirche entdeckt hätte, welches
mir denn selbst sehr lieb zu vernehmen war. Allein
meine Leichtgläubigkeit zeigte mir hernach gantz an-

dere

bat auch um Erlaubniß mich bey ihnen niederzu-
laſſen, und dem ſchwartzgekleideten Herrn eine
Pfeiffe Toback zu præſentiren, welche er mit groͤß-
ter Freundlichkeit annahm, und darbey mich und
meine Liebſte ſo treuhertzig machte, ihm und den an-
dern Anweſenden unſere gantze Lebens-Geſchichte
zu erzehlen. Er bedanckte ſich, da es faſt Mitter-
nacht war, vor die erzeigten Gefaͤlligkeiten, wuͤnſch-
te ſehr viel Gluͤck zu unſerm fernern Vorhaben, und
bat, daß er ſich die Freyheit nehmen duͤrffte, uns
morgen fruͤh mit einem Caffée und Bouteille
Wein zu tractiren, welches ich indeſſen annahm.
Weilen aber dieſes Menſchen Conduite mir beſon-
ders artig vorkam, ließ ich ſehr fruͤhzeitig alles zu
rechte machen, womit er uns tractiren wolte, und
tractirte ihn den gantzen Tag hindurch aufs aller-
beſte. Nachmittags kamen meine und meines ge-
weſenen Compagnons Sachen mit der Poſt an,
welche letztern ich ausloͤſete, fortſchaffte, und zu mei-
ner morgenden Abreiſe Anſtalt machte, dieſerwe-
gen auch gegen Abend ausging, um von erſter-
wehnten guten Freunde Abſchied zu nehmen.

Den ehrlich ſcheinenden Schwartz-Rock, traff ich
bey meiner Zuruͤckkunfft, abermahls bey meiner Lieb-
ſten in eiferigen Geſpraͤch begriffen an, er nahm aber
bald darauf Abſchied, wuͤnſchte uns darbey auch ei-
ne gluͤckliche Reiſe, und meine Liebſte, die ich um die,
mit ihm gefuͤhrten Reden, ſehr freundlich befragte,
gab zur Antwort, daß er ihr die Jrrthuͤmer der Roͤ-
miſch-Catholiſchen Kirche entdeckt haͤtte, welches
mir denn ſelbſt ſehr lieb zu vernehmen war. Allein
meine Leichtglaͤubigkeit zeigte mir hernach gantz an-

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[352/0366] bat auch um Erlaubniß mich bey ihnen niederzu- laſſen, und dem ſchwartzgekleideten Herrn eine Pfeiffe Toback zu præſentiren, welche er mit groͤß- ter Freundlichkeit annahm, und darbey mich und meine Liebſte ſo treuhertzig machte, ihm und den an- dern Anweſenden unſere gantze Lebens-Geſchichte zu erzehlen. Er bedanckte ſich, da es faſt Mitter- nacht war, vor die erzeigten Gefaͤlligkeiten, wuͤnſch- te ſehr viel Gluͤck zu unſerm fernern Vorhaben, und bat, daß er ſich die Freyheit nehmen duͤrffte, uns morgen fruͤh mit einem Caffée und Bouteille Wein zu tractiren, welches ich indeſſen annahm. Weilen aber dieſes Menſchen Conduite mir beſon- ders artig vorkam, ließ ich ſehr fruͤhzeitig alles zu rechte machen, womit er uns tractiren wolte, und tractirte ihn den gantzen Tag hindurch aufs aller- beſte. Nachmittags kamen meine und meines ge- weſenen Compagnons Sachen mit der Poſt an, welche letztern ich ausloͤſete, fortſchaffte, und zu mei- ner morgenden Abreiſe Anſtalt machte, dieſerwe- gen auch gegen Abend ausging, um von erſter- wehnten guten Freunde Abſchied zu nehmen. Den ehrlich ſcheinenden Schwartz-Rock, traff ich bey meiner Zuruͤckkunfft, abermahls bey meiner Lieb- ſten in eiferigen Geſpraͤch begriffen an, er nahm aber bald darauf Abſchied, wuͤnſchte uns darbey auch ei- ne gluͤckliche Reiſe, und meine Liebſte, die ich um die, mit ihm gefuͤhrten Reden, ſehr freundlich befragte, gab zur Antwort, daß er ihr die Jrrthuͤmer der Roͤ- miſch-Catholiſchen Kirche entdeckt haͤtte, welches mir denn ſelbſt ſehr lieb zu vernehmen war. Allein meine Leichtglaͤubigkeit zeigte mir hernach gantz an- dere

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/366>, abgerufen am 24.11.2024.