tere Jrrthümer, denn da ich früh morgens nach meiner Liebste sehen ließ, die in der Höhe ihre beson- dere Kammer hatte, war dieselbe über alle Berge, und hatte den Schlüssel zu unserm Reise-Coffre, in einen auf den Tisch gelegten Brief gesiegelt, der folgendes Jnhalts war:
Monsieur Lademann,
Jch habe euch bis auf diese Stunde vor einen frommen, tugend- und gewissen- hafften Menschen erkannt, der allein, wegen seiner Treue und Redlichkeit, von der schön- sten Person auf der Welt geliebet zu werden verdienet. Allein nehmet mir nicht übel, daß ich euren Gedancken nach, eine Untreue an euch ausübe. Es ist mir unmöglich, mich mit euch zu verehligen. Solte ich dieserwe- gen eine Ursache anzugeben gezwungen seyn, so wüßte| keine andere vorzubringen als diese, daß es mir unmöglich ist, ohngeacht ich an eurem gantzen Wesen nichts auszusetzen weiß. Jch glaube, daß euch der deßfalls verursachte geringe Verdruß weit leichter vorkommen wird, als wenn ihr Zeit-Lebens mit mir in einer unvergnügten Ehe leben soltet. Eures mir gethanen Schwures seyd ihr hiermitqui- tirt, quittiret dargegen auch meine leichten Versprechungen. Macht euch keine Mühe, mich aufzusuchen, denn ich weiß gewiß, daß ihr meine Person so wenig finden als zwingen sollet. Von euren Sachen habe mit Wissen und Willen nichts mitgenommen, hergegen
etwas
II.Theil. z
tere Jrrthuͤmer, denn da ich fruͤh morgens nach meiner Liebſte ſehen ließ, die in der Hoͤhe ihre beſon- dere Kammer hatte, war dieſelbe uͤber alle Berge, und hatte den Schluͤſſel zu unſerm Reiſe-Coffre, in einen auf den Tiſch gelegten Brief geſiegelt, der folgendes Jnhalts war:
Monſieur Lademann,
Jch habe euch bis auf dieſe Stunde vor einen frommen, tugend- und gewiſſen- hafften Menſchen erkannt, der allein, wegen ſeiner Treue und Redlichkeit, von der ſchoͤn- ſten Perſon auf der Welt geliebet zu werden verdienet. Allein nehmet mir nicht uͤbel, daß ich euren Gedancken nach, eine Untreue an euch ausuͤbe. Es iſt mir unmoͤglich, mich mit euch zu verehligen. Solte ich dieſerwe- gen eine Urſache anzugeben gezwungen ſeyn, ſo wuͤßte| keine andere vorzubringen als dieſe, daß es mir unmoͤglich iſt, ohngeacht ich an eurem gantzen Weſen nichts auszuſetzen weiß. Jch glaube, daß euch der deßfalls verurſachte geringe Verdruß weit leichter vorkommen wird, als wenn ihr Zeit-Lebens mit mir in einer unvergnuͤgten Ehe leben ſoltet. Eures mir gethanen Schwures ſeyd ihr hiermitqui- tirt, quittiret dargegen auch meine leichten Verſprechungen. Macht euch keine Muͤhe, mich aufzuſuchen, denn ich weiß gewiß, daß ihr meine Perſon ſo wenig finden als zwingen ſollet. Von euren Sachen habe mit Wiſſen und Willen nichts mitgenommen, hergegen
etwas
II.Theil. z
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tere Jrrthuͤmer, denn da ich fruͤh morgens nach
meiner Liebſte ſehen ließ, die in der Hoͤhe ihre beſon-
dere Kammer hatte, war dieſelbe uͤber alle Berge,
und hatte den Schluͤſſel zu unſerm Reiſe-Coffre,
in einen auf den Tiſch gelegten Brief geſiegelt, der
folgendes Jnhalts war:
Monſieur Lademann,
Jch habe euch bis auf dieſe Stunde vor
einen frommen, tugend- und gewiſſen-
hafften Menſchen erkannt, der allein, wegen
ſeiner Treue und Redlichkeit, von der ſchoͤn-
ſten Perſon auf der Welt geliebet zu werden
verdienet. Allein nehmet mir nicht uͤbel, daß
ich euren Gedancken nach, eine Untreue an
euch ausuͤbe. Es iſt mir unmoͤglich, mich
mit euch zu verehligen. Solte ich dieſerwe-
gen eine Urſache anzugeben gezwungen ſeyn,
ſo wuͤßte| keine andere vorzubringen als dieſe,
daß es mir unmoͤglich iſt, ohngeacht ich an
eurem gantzen Weſen nichts auszuſetzen weiß.
Jch glaube, daß euch der deßfalls verurſachte
geringe Verdruß weit leichter vorkommen
wird, als wenn ihr Zeit-Lebens mit mir in
einer unvergnuͤgten Ehe leben ſoltet. Eures
mir gethanen Schwures ſeyd ihr hiermit qui-
tirt, quittiret dargegen auch meine leichten
Verſprechungen. Macht euch keine Muͤhe,
mich aufzuſuchen, denn ich weiß gewiß, daß
ihr meine Perſon ſo wenig finden als zwingen
ſollet. Von euren Sachen habe mit Wiſſen
und Willen nichts mitgenommen, hergegen
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II. Theil. z
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/367>, abgerufen am 24.11.2024.
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