Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

chen, und aufs schnelleste dem dicksten Walde zu ei-
len. Dieserwegen schien die Hoffnung meiner Er-
lösung in den Brunnen zufallen, allein die guten
Herrn Patres hatten sich mit ihrem Ausweichen selbst
verdächtig gemacht, also vermerckten die Herren
Schweden Unrath, gaben ihren Pferden die Sporn,
jagten quer Feld ein, ertappten also unsern Wagen
kurtz vor dem Walde.

Wie ich nach der Zeit vernommen, haben wir
uns damahls eben in Polen auf der Land-Strasse
zwischen Kruswick und Gnesen befunden, so bald
aber die Herren Patres merckten, daß ihnen die
Schweden auf dem Halse waren, und bereits dem
Kutscher mit aufgezogenen Carabinern bedroheten,
ihn, bey verweigerten Stand halten, vom Pferde
herunter zu schiessen, stiegen alle beyde aus dem Wa-
gen, und vermeineten sich mit List von denen Schwe-
den los zu wickeln, indem sie vorgaben, daß sie
Kruswickische Geistliche, und in einigen daherum
liegenden Dörffern Zinsen eintreiben wolten, hätten
aber noch zur Zeit keinen Choustack, (welches eine
Polnische Müntz-Sorte ist) einbekommen, allein
der commandirende Officier, nahm zwar diesen
Bericht taliter qualiter an, ließ sich aber dennoch
die Lust ankommen zu sehen, ob sonsten et was ver-
dächtiges im Wagen anzutreffen sey. Als er dem-
nach die Leder zurück risse und hinein schauete, raffte
ich mich eilig auf und schrye ihm entgegen: Ach
mein Herr: ich zweifele fast nicht, daß ihr ein guter
Evangelischer Christ seyd, derowegen habt die
Barmhertzigkeit einen armen Evangelischen Prie-
sters Sohn, aus den Händen dieser grimmigen Leute

zu

chen, und aufs ſchnelleſte dem dickſten Walde zu ei-
len. Dieſerwegen ſchien die Hoffnung meiner Er-
loͤſung in den Brunnen zufallen, allein die guten
Herrn Patres hatten ſich mit ihrem Ausweichen ſelbſt
verdaͤchtig gemacht, alſo vermerckten die Herren
Schweden Unrath, gaben ihren Pferden die Sporn,
jagten quer Feld ein, ertappten alſo unſern Wagen
kurtz vor dem Walde.

Wie ich nach der Zeit vernommen, haben wir
uns damahls eben in Polen auf der Land-Straſſe
zwiſchen Kruſwick und Gneſen befunden, ſo bald
aber die Herren Patres merckten, daß ihnen die
Schweden auf dem Halſe waren, und bereits dem
Kutſcher mit aufgezogenen Carabinern bedroheten,
ihn, bey verweigerten Stand halten, vom Pferde
herunter zu ſchieſſen, ſtiegen alle beyde aus dem Wa-
gen, und vermeineten ſich mit Liſt von denen Schwe-
den los zu wickeln, indem ſie vorgaben, daß ſie
Kruſwickiſche Geiſtliche, und in einigen daherum
liegenden Doͤrffern Zinſen eintreiben wolten, haͤtten
aber noch zur Zeit keinen Chouſtack, (welches eine
Polniſche Muͤntz-Sorte iſt) einbekommen, allein
der commandirende Officier, nahm zwar dieſen
Bericht taliter qualiter an, ließ ſich aber dennoch
die Luſt ankommen zu ſehen, ob ſonſten et was ver-
daͤchtiges im Wagen anzutreffen ſey. Als er dem-
nach die Leder zuruͤck riſſe und hinein ſchauete, raffte
ich mich eilig auf und ſchrye ihm entgegen: Ach
mein Herr: ich zweifele faſt nicht, daß ihr ein guter
Evangeliſcher Chriſt ſeyd, derowegen habt die
Barmhertzigkeit einen armen Evangeliſchen Prie-
ſters Sohn, aus den Haͤnden dieſer grimmigen Leute

zu
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043" n="29"/>
chen, und aufs &#x017F;chnelle&#x017F;te dem dick&#x017F;ten Walde zu ei-<lb/>
len. Die&#x017F;erwegen &#x017F;chien die Hoffnung meiner Er-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;ung in den Brunnen zufallen, allein die guten<lb/>
Herrn <hi rendition="#aq">Patres</hi> hatten &#x017F;ich mit ihrem Ausweichen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
verda&#x0364;chtig gemacht, al&#x017F;o vermerckten die Herren<lb/>
Schweden Unrath, gaben ihren Pferden die Sporn,<lb/>
jagten quer Feld ein, ertappten al&#x017F;o un&#x017F;ern Wagen<lb/>
kurtz vor dem Walde.</p><lb/>
          <p>Wie ich nach der Zeit vernommen, haben wir<lb/>
uns damahls eben in Polen auf der Land-Stra&#x017F;&#x017F;e<lb/>
zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Kru&#x017F;wick</hi> und <hi rendition="#aq">Gne&#x017F;en</hi> befunden, &#x017F;o bald<lb/>
aber die Herren <hi rendition="#aq">Patres</hi> merckten, daß ihnen die<lb/>
Schweden auf dem Hal&#x017F;e waren, und bereits dem<lb/>
Kut&#x017F;cher mit aufgezogenen <hi rendition="#aq">Carabinern</hi> bedroheten,<lb/>
ihn, bey verweigerten Stand halten, vom Pferde<lb/>
herunter zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;tiegen alle beyde aus dem Wa-<lb/>
gen, und vermeineten &#x017F;ich mit Li&#x017F;t von denen Schwe-<lb/>
den los zu wickeln, indem &#x017F;ie vorgaben, daß &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#aq">Kru&#x017F;wicki</hi>&#x017F;che Gei&#x017F;tliche, und in einigen daherum<lb/>
liegenden Do&#x0364;rffern Zin&#x017F;en eintreiben wolten, ha&#x0364;tten<lb/>
aber noch zur Zeit keinen <hi rendition="#aq">Chou&#x017F;tack,</hi> (welches eine<lb/>
Polni&#x017F;che Mu&#x0364;ntz-Sorte i&#x017F;t) einbekommen, allein<lb/>
der <hi rendition="#aq">commandi</hi>rende <hi rendition="#aq">Officier,</hi> nahm zwar die&#x017F;en<lb/>
Bericht <hi rendition="#aq">taliter qualiter</hi> an, ließ &#x017F;ich aber dennoch<lb/>
die Lu&#x017F;t ankommen zu &#x017F;ehen, ob &#x017F;on&#x017F;ten et was ver-<lb/>
da&#x0364;chtiges im Wagen anzutreffen &#x017F;ey. Als er dem-<lb/>
nach die Leder zuru&#x0364;ck ri&#x017F;&#x017F;e und hinein &#x017F;chauete, raffte<lb/>
ich mich eilig auf und &#x017F;chrye ihm entgegen: Ach<lb/>
mein Herr: ich zweifele fa&#x017F;t nicht, daß ihr ein guter<lb/>
Evangeli&#x017F;cher Chri&#x017F;t &#x017F;eyd, derowegen habt die<lb/>
Barmhertzigkeit einen armen Evangeli&#x017F;chen Prie-<lb/>
&#x017F;ters Sohn, aus den Ha&#x0364;nden die&#x017F;er grimmigen Leute<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0043] chen, und aufs ſchnelleſte dem dickſten Walde zu ei- len. Dieſerwegen ſchien die Hoffnung meiner Er- loͤſung in den Brunnen zufallen, allein die guten Herrn Patres hatten ſich mit ihrem Ausweichen ſelbſt verdaͤchtig gemacht, alſo vermerckten die Herren Schweden Unrath, gaben ihren Pferden die Sporn, jagten quer Feld ein, ertappten alſo unſern Wagen kurtz vor dem Walde. Wie ich nach der Zeit vernommen, haben wir uns damahls eben in Polen auf der Land-Straſſe zwiſchen Kruſwick und Gneſen befunden, ſo bald aber die Herren Patres merckten, daß ihnen die Schweden auf dem Halſe waren, und bereits dem Kutſcher mit aufgezogenen Carabinern bedroheten, ihn, bey verweigerten Stand halten, vom Pferde herunter zu ſchieſſen, ſtiegen alle beyde aus dem Wa- gen, und vermeineten ſich mit Liſt von denen Schwe- den los zu wickeln, indem ſie vorgaben, daß ſie Kruſwickiſche Geiſtliche, und in einigen daherum liegenden Doͤrffern Zinſen eintreiben wolten, haͤtten aber noch zur Zeit keinen Chouſtack, (welches eine Polniſche Muͤntz-Sorte iſt) einbekommen, allein der commandirende Officier, nahm zwar dieſen Bericht taliter qualiter an, ließ ſich aber dennoch die Luſt ankommen zu ſehen, ob ſonſten et was ver- daͤchtiges im Wagen anzutreffen ſey. Als er dem- nach die Leder zuruͤck riſſe und hinein ſchauete, raffte ich mich eilig auf und ſchrye ihm entgegen: Ach mein Herr: ich zweifele faſt nicht, daß ihr ein guter Evangeliſcher Chriſt ſeyd, derowegen habt die Barmhertzigkeit einen armen Evangeliſchen Prie- ſters Sohn, aus den Haͤnden dieſer grimmigen Leute zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/43
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/43>, abgerufen am 21.11.2024.