gantz Unwissende in derMusicgar sonderlich erfahren. Welches alles zu Steuer der Wahr- heit mit Hand und Siegel bekräfftiget.
N. N. bestallter Stadt Organiste.
Jn folgenden Zeiten hat dieser Organist fast im- mer seinen Schertz mit diesem gelehrten Calcanten getrieben, und ihm gemeiniglich die Tone angezei- get, aus welchen er treten solte, so, daß derselbe auf die Gedancken geräth, das Werck könne unmöglich recht gehen, wenn er nicht vorhero mit dem Organi- sten behörige Abrede genommen hätte. Jedoch einsmahls, da der Organist unpaß, und der Can- tor, welcher ein sehr mürrischer Mann war, die Orgel zur Music selbst spielen mußte, kam mein Schwager eiligst hervor gelauffen, und fragte den Cantor, aus welchem Tone das Stücke ginge, ob es dur oder moll, auch was es vor Tact wäre? Der Cantor, welchem der Kopf eben nicht recht stund, wurde desto verdrießlicher, und sagte, was hudelt ihr euch um das Stück? gehet hin, und tre- tet eure Bälge, oder ich werde euch die Wege wei- sen. Mein Schwager wolte dem ohngeacht lange nicht von der Stelle gehen, bis ihn endlich des Can- tors zornige Geberden zurück in die Bälge-Kammer trieben, dieserwegen aber rührete er dennoch keinen Balg an, worüber der Cantor, welcher wohl zehn mahl geklingelt hatte, immer rasend zu werden ge- dachte, denn die Music solte angehen, und in der Kirche wunderte sich ein jeder Mensch über das lange Stillschweigen. Er schickt einen Schüler
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gantz Unwiſſende in derMuſicgar ſonderlich erfahren. Welches alles zu Steuer der Wahr- heit mit Hand und Siegel bekraͤfftiget.
N. N. beſtallter Stadt Organiſte.
Jn folgenden Zeiten hat dieſer Organiſt faſt im- mer ſeinen Schertz mit dieſem gelehrten Calcanten getrieben, und ihm gemeiniglich die Tone angezei- get, aus welchen er treten ſolte, ſo, daß derſelbe auf die Gedancken geraͤth, das Werck koͤnne unmoͤglich recht gehen, wenn er nicht vorhero mit dem Organi- ſten behoͤrige Abrede genommen haͤtte. Jedoch einsmahls, da der Organiſt unpaß, und der Can- tor, welcher ein ſehr muͤrriſcher Mann war, die Orgel zur Muſic ſelbſt ſpielen mußte, kam mein Schwager eiligſt hervor gelauffen, und fragte den Cantor, aus welchem Tone das Stuͤcke ginge, ob es dur oder moll, auch was es vor Tact waͤre? Der Cantor, welchem der Kopf eben nicht recht ſtund, wurde deſto verdrießlicher, und ſagte, was hudelt ihr euch um das Stuͤck? gehet hin, und tre- tet eure Baͤlge, oder ich werde euch die Wege wei- ſen. Mein Schwager wolte dem ohngeacht lange nicht von der Stelle gehen, bis ihn endlich des Can- tors zornige Geberden zuruͤck in die Baͤlge-Kammer trieben, dieſerwegen aber ruͤhrete er dennoch keinen Balg an, woruͤber der Cantor, welcher wohl zehn mahl geklingelt hatte, immer raſend zu werden ge- dachte, denn die Muſic ſolte angehen, und in der Kirche wunderte ſich ein jeder Menſch uͤber das lange Stillſchweigen. Er ſchickt einen Schuͤler
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gantz Unwiſſende in der Muſic gar ſonderlich
erfahren. Welches alles zu Steuer der Wahr-
heit mit Hand und Siegel bekraͤfftiget.
N. N.
beſtallter Stadt Organiſte.
Jn folgenden Zeiten hat dieſer Organiſt faſt im-
mer ſeinen Schertz mit dieſem gelehrten Calcanten
getrieben, und ihm gemeiniglich die Tone angezei-
get, aus welchen er treten ſolte, ſo, daß derſelbe auf
die Gedancken geraͤth, das Werck koͤnne unmoͤglich
recht gehen, wenn er nicht vorhero mit dem Organi-
ſten behoͤrige Abrede genommen haͤtte. Jedoch
einsmahls, da der Organiſt unpaß, und der Can-
tor, welcher ein ſehr muͤrriſcher Mann war, die
Orgel zur Muſic ſelbſt ſpielen mußte, kam mein
Schwager eiligſt hervor gelauffen, und fragte den
Cantor, aus welchem Tone das Stuͤcke ginge,
ob es dur oder moll, auch was es vor Tact waͤre?
Der Cantor, welchem der Kopf eben nicht recht
ſtund, wurde deſto verdrießlicher, und ſagte, was
hudelt ihr euch um das Stuͤck? gehet hin, und tre-
tet eure Baͤlge, oder ich werde euch die Wege wei-
ſen. Mein Schwager wolte dem ohngeacht lange
nicht von der Stelle gehen, bis ihn endlich des Can-
tors zornige Geberden zuruͤck in die Baͤlge-Kammer
trieben, dieſerwegen aber ruͤhrete er dennoch keinen
Balg an, woruͤber der Cantor, welcher wohl zehn
mahl geklingelt hatte, immer raſend zu werden ge-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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