Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

mel verantworten können. Wandte mich hierauf
abermahls zum Commandeur, und erzehlte dem-
selben in aller Kürtze meinen gantzen Lebens-Lauff,
auch warum, und auf was vor Art mich diese er-
bitterten Jesuiter in ihre Klauen bekommen hätten.
Wie künstlich aber auch die Patres mich zum Lüg-
ner, sich aber selbst zu unsträflichen Leuten machen
wolten, so merckte doch der ihnen allzu kluge Com-
mandeur,
an ihrem gantzen Wesen gar leichtlich, daß
sie ihres Ordens gewöhnliche Streiche gern fort
spielen und ihm eine Nase drehen wolten, derowe-
gen sprach er: Wohlan ihr Herren! ich muß geste-
hen, daß es eine kützliche Sache ist, einen von unsern
Glaubens-Genossen dergestalt barbarisch zu tracti-
ren, weilen nun diese Sache nach Würden zu unter-
suchen, bessere Gelegenheit erfordert wird, als sich
hier auf freyen Felde zeiget, werde ich euch ingesamt
mit zu unserer Armee führen, so ferne ihr aber die
muthmaßliche Wahrheit reden und gestehen wollet,
daß dem Jünglinge von euren Ordens-Brüdern
also mit gefahren worden, will ich ihn zwar mit
mir nehmen, jedoch euch reisen lassen, wo ihr hin
wollet.

Solchergestalt liessen sich die super-klugen Patres
fangen, und bekenneten, auf noch ein einiges gütliches
Zureden der Herren Schweden, endlich die klare
Wahrheit. So so! sagte hierauf der Comman-
deur,
wie artig könnet doch ihr heiligen Herren der-
gleichen Kleinigkeiten an den armen Lutheranern rä-
chen, und dieselbe zu eurer Kirche herein zu kommen
nöthigen, doch ich will meine Parole halten und euch
reisen lassen, wo ihr hin wollet. Allein vorhero müs-

set

mel verantworten koͤnnen. Wandte mich hierauf
abermahls zum Commandeur, und erzehlte dem-
ſelben in aller Kuͤrtze meinen gantzen Lebens-Lauff,
auch warum, und auf was vor Art mich dieſe er-
bitterten Jeſuiter in ihre Klauen bekommen haͤtten.
Wie kuͤnſtlich aber auch die Patres mich zum Luͤg-
ner, ſich aber ſelbſt zu unſtraͤflichen Leuten machen
wolten, ſo merckte doch der ihnen allzu kluge Com-
mandeur,
an ihrem gantzen Weſen gar leichtlich, daß
ſie ihres Ordens gewoͤhnliche Streiche gern fort
ſpielen und ihm eine Naſe drehen wolten, derowe-
gen ſprach er: Wohlan ihr Herren! ich muß geſte-
hen, daß es eine kuͤtzliche Sache iſt, einen von unſern
Glaubens-Genoſſen dergeſtalt barbariſch zu tracti-
ren, weilen nun dieſe Sache nach Wuͤrden zu unter-
ſuchen, beſſere Gelegenheit erfordert wird, als ſich
hier auf freyen Felde zeiget, werde ich euch ingeſamt
mit zu unſerer Armée fuͤhren, ſo ferne ihr aber die
muthmaßliche Wahrheit reden und geſtehen wollet,
daß dem Juͤnglinge von euren Ordens-Bruͤdern
alſo mit gefahren worden, will ich ihn zwar mit
mir nehmen, jedoch euch reiſen laſſen, wo ihr hin
wollet.

Solchergeſtalt lieſſen ſich die ſuper-klugen Patres
fangen, und bekenneten, auf noch ein einiges guͤtliches
Zureden der Herren Schweden, endlich die klare
Wahrheit. So ſo! ſagte hierauf der Comman-
deur,
wie artig koͤnnet doch ihr heiligen Herren der-
gleichen Kleinigkeiten an den armen Lutheranern raͤ-
chen, und dieſelbe zu eurer Kirche herein zu kommen
noͤthigen, doch ich will meine Parole halten und euch
reiſen laſſen, wo ihr hin wollet. Allein vorhero muͤſ-

ſet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0045" n="31"/>
mel verantworten ko&#x0364;nnen. Wandte mich hierauf<lb/>
abermahls zum <hi rendition="#aq">Commandeur,</hi> und erzehlte dem-<lb/>
&#x017F;elben in aller Ku&#x0364;rtze meinen gantzen Lebens-Lauff,<lb/>
auch warum, und auf was vor Art mich die&#x017F;e er-<lb/>
bitterten <hi rendition="#aq">Je&#x017F;uiter</hi> in ihre Klauen bekommen ha&#x0364;tten.<lb/>
Wie ku&#x0364;n&#x017F;tlich aber auch die <hi rendition="#aq">Patres</hi> mich zum Lu&#x0364;g-<lb/>
ner, &#x017F;ich aber &#x017F;elb&#x017F;t zu un&#x017F;tra&#x0364;flichen Leuten machen<lb/>
wolten, &#x017F;o merckte doch der ihnen allzu kluge <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
mandeur,</hi> an ihrem gantzen We&#x017F;en gar leichtlich, daß<lb/>
&#x017F;ie ihres Ordens gewo&#x0364;hnliche Streiche gern fort<lb/>
&#x017F;pielen und ihm eine Na&#x017F;e drehen wolten, derowe-<lb/>
gen &#x017F;prach er: Wohlan ihr Herren! ich muß ge&#x017F;te-<lb/>
hen, daß es eine ku&#x0364;tzliche Sache i&#x017F;t, einen von un&#x017F;ern<lb/>
Glaubens-Geno&#x017F;&#x017F;en derge&#x017F;talt <hi rendition="#aq">barba</hi>ri&#x017F;ch zu <hi rendition="#aq">tracti-</hi><lb/>
ren, weilen nun die&#x017F;e Sache nach Wu&#x0364;rden zu unter-<lb/>
&#x017F;uchen, be&#x017F;&#x017F;ere Gelegenheit erfordert wird, als &#x017F;ich<lb/>
hier auf freyen Felde zeiget, werde ich euch inge&#x017F;amt<lb/>
mit zu un&#x017F;erer <hi rendition="#aq">Armée</hi> fu&#x0364;hren, &#x017F;o ferne ihr aber die<lb/>
muthmaßliche Wahrheit reden und ge&#x017F;tehen wollet,<lb/>
daß dem Ju&#x0364;nglinge von euren Ordens-Bru&#x0364;dern<lb/>
al&#x017F;o mit gefahren worden, will ich ihn zwar mit<lb/>
mir nehmen, jedoch euch rei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, wo ihr hin<lb/>
wollet.</p><lb/>
          <p>Solcherge&#x017F;talt lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die <hi rendition="#aq">&#x017F;uper-</hi>klugen <hi rendition="#aq">Patres</hi><lb/>
fangen, und bekenneten, auf noch ein einiges gu&#x0364;tliches<lb/>
Zureden der Herren Schweden, endlich die klare<lb/>
Wahrheit. So &#x017F;o! &#x017F;agte hierauf der <hi rendition="#aq">Comman-<lb/>
deur,</hi> wie artig ko&#x0364;nnet doch ihr heiligen Herren der-<lb/>
gleichen Kleinigkeiten an den armen Lutheranern ra&#x0364;-<lb/>
chen, und die&#x017F;elbe zu eurer Kirche herein zu kommen<lb/>
no&#x0364;thigen, doch ich will meine <hi rendition="#aq">Parole</hi> halten und euch<lb/>
rei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, wo ihr hin wollet. Allein vorhero mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;et</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0045] mel verantworten koͤnnen. Wandte mich hierauf abermahls zum Commandeur, und erzehlte dem- ſelben in aller Kuͤrtze meinen gantzen Lebens-Lauff, auch warum, und auf was vor Art mich dieſe er- bitterten Jeſuiter in ihre Klauen bekommen haͤtten. Wie kuͤnſtlich aber auch die Patres mich zum Luͤg- ner, ſich aber ſelbſt zu unſtraͤflichen Leuten machen wolten, ſo merckte doch der ihnen allzu kluge Com- mandeur, an ihrem gantzen Weſen gar leichtlich, daß ſie ihres Ordens gewoͤhnliche Streiche gern fort ſpielen und ihm eine Naſe drehen wolten, derowe- gen ſprach er: Wohlan ihr Herren! ich muß geſte- hen, daß es eine kuͤtzliche Sache iſt, einen von unſern Glaubens-Genoſſen dergeſtalt barbariſch zu tracti- ren, weilen nun dieſe Sache nach Wuͤrden zu unter- ſuchen, beſſere Gelegenheit erfordert wird, als ſich hier auf freyen Felde zeiget, werde ich euch ingeſamt mit zu unſerer Armée fuͤhren, ſo ferne ihr aber die muthmaßliche Wahrheit reden und geſtehen wollet, daß dem Juͤnglinge von euren Ordens-Bruͤdern alſo mit gefahren worden, will ich ihn zwar mit mir nehmen, jedoch euch reiſen laſſen, wo ihr hin wollet. Solchergeſtalt lieſſen ſich die ſuper-klugen Patres fangen, und bekenneten, auf noch ein einiges guͤtliches Zureden der Herren Schweden, endlich die klare Wahrheit. So ſo! ſagte hierauf der Comman- deur, wie artig koͤnnet doch ihr heiligen Herren der- gleichen Kleinigkeiten an den armen Lutheranern raͤ- chen, und dieſelbe zu eurer Kirche herein zu kommen noͤthigen, doch ich will meine Parole halten und euch reiſen laſſen, wo ihr hin wollet. Allein vorhero muͤſ- ſet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/45
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/45>, abgerufen am 21.11.2024.