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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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richt einzuziehen, so war doch mein ernstlicher Vor-
satz durch Bezahlung seiner Schulden ihn von aller
üblen Nachrede zu befreyen, nächst dem bey ein oder
andern guten Freunden ihm einen schrifftlichen Be-
richt von meinem erlangten Glücke an dem Orte
meines Aufenthalts zu hinterlassen, nächst diesen
allen Fleiß anlegen, meine Schwester zur Reise-
Gefertin auf die Jnsel Felsenburg zu bereden, je-
doch, daferne sich dieselbe annoch in ihrem ledigen
Stande befände, widrigenfalls ich ihr nicht das
geringste von meinem Schicksal zu eröffnen, son-
dern sie nur mit einem kostbaren Geschencke abzu-
fertigen beschloß. Dieses waren also meine ein-
tzigen Grillen, welche durch Gedult zu unterdrü-
cken, ich genugsame Mühe anwenden mußte, jedoch
die|täglich sehr vielfältig abwechslenden Geschäffte
mußten die besten Sorgen-Vertreiber seyn, und
ausser diesen konten die musicalischen Instrumenta,
sonderlich aber mein Vogel mir manches Vergnü-
gen erwecken. Denn dieses artige Thier hatte
sich sehr viel vergnügende Redens-Arten, auch
andere lustige Streiche angewöhnen lassen, und
guten Theils selbst aufgefangen, welche es zuweilen
von ohngefehr zu größter Verwunderung und Ge-
lächter aller Anwesenden sehr hurtig anzubringen
wußte. Jch hätte meiner liebsten Cordula unge-
mein gern ein Praesent mit diesem schönen Vogel ge-
macht, weil aber der Alt-Vater sich selbst fast täglich
mit ihm besprachte, und allerhand Schertz trieb, wol-
te ich denselben in seinem hohen Alter dieses Vergnü-
gens nicht berauben.

Je-

richt einzuziehen, ſo war doch mein ernſtlicher Vor-
ſatz durch Bezahlung ſeiner Schulden ihn von aller
uͤblen Nachrede zu befreyen, naͤchſt dem bey ein oder
andern guten Freunden ihm einen ſchrifftlichen Be-
richt von meinem erlangten Gluͤcke an dem Orte
meines Aufenthalts zu hinterlaſſen, naͤchſt dieſen
allen Fleiß anlegen, meine Schweſter zur Reiſe-
Gefertin auf die Jnſel Felſenburg zu bereden, je-
doch, daferne ſich dieſelbe annoch in ihrem ledigen
Stande befaͤnde, widrigenfalls ich ihr nicht das
geringſte von meinem Schickſal zu eroͤffnen, ſon-
dern ſie nur mit einem koſtbaren Geſchencke abzu-
fertigen beſchloß. Dieſes waren alſo meine ein-
tzigen Grillen, welche durch Gedult zu unterdruͤ-
cken, ich genugſame Muͤhe anwenden mußte, jedoch
die|taͤglich ſehr vielfaͤltig abwechslenden Geſchaͤffte
mußten die beſten Sorgen-Vertreiber ſeyn, und
auſſer dieſen konten die muſicaliſchen Inſtrumenta,
ſonderlich aber mein Vogel mir manches Vergnuͤ-
gen erwecken. Denn dieſes artige Thier hatte
ſich ſehr viel vergnuͤgende Redens-Arten, auch
andere luſtige Streiche angewoͤhnen laſſen, und
guten Theils ſelbſt aufgefangen, welche es zuweilen
von ohngefehr zu groͤßter Verwunderung und Ge-
laͤchter aller Anweſenden ſehr hurtig anzubringen
wußte. Jch haͤtte meiner liebſten Cordula unge-
mein gern ein Præſent mit dieſem ſchoͤnen Vogel ge-
macht, weil aber der Alt-Vater ſich ſelbſt faſt taͤglich
mit ihm beſprachte, und allerhand Schertz trieb, wol-
te ich denſelben in ſeinem hohen Alter dieſes Vergnuͤ-
gens nicht berauben.

Je-
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[464/0480] richt einzuziehen, ſo war doch mein ernſtlicher Vor- ſatz durch Bezahlung ſeiner Schulden ihn von aller uͤblen Nachrede zu befreyen, naͤchſt dem bey ein oder andern guten Freunden ihm einen ſchrifftlichen Be- richt von meinem erlangten Gluͤcke an dem Orte meines Aufenthalts zu hinterlaſſen, naͤchſt dieſen allen Fleiß anlegen, meine Schweſter zur Reiſe- Gefertin auf die Jnſel Felſenburg zu bereden, je- doch, daferne ſich dieſelbe annoch in ihrem ledigen Stande befaͤnde, widrigenfalls ich ihr nicht das geringſte von meinem Schickſal zu eroͤffnen, ſon- dern ſie nur mit einem koſtbaren Geſchencke abzu- fertigen beſchloß. Dieſes waren alſo meine ein- tzigen Grillen, welche durch Gedult zu unterdruͤ- cken, ich genugſame Muͤhe anwenden mußte, jedoch die|taͤglich ſehr vielfaͤltig abwechslenden Geſchaͤffte mußten die beſten Sorgen-Vertreiber ſeyn, und auſſer dieſen konten die muſicaliſchen Inſtrumenta, ſonderlich aber mein Vogel mir manches Vergnuͤ- gen erwecken. Denn dieſes artige Thier hatte ſich ſehr viel vergnuͤgende Redens-Arten, auch andere luſtige Streiche angewoͤhnen laſſen, und guten Theils ſelbſt aufgefangen, welche es zuweilen von ohngefehr zu groͤßter Verwunderung und Ge- laͤchter aller Anweſenden ſehr hurtig anzubringen wußte. Jch haͤtte meiner liebſten Cordula unge- mein gern ein Præſent mit dieſem ſchoͤnen Vogel ge- macht, weil aber der Alt-Vater ſich ſelbſt faſt taͤglich mit ihm beſprachte, und allerhand Schertz trieb, wol- te ich denſelben in ſeinem hohen Alter dieſes Vergnuͤ- gens nicht berauben. Je-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/480>, abgerufen am 22.11.2024.