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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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da mich wegen der täglich geniessenden Wohltha-
ten verbunden zu seyn erachtete, ihm mehr als an-
dern Menschen, getreu und hold zu seyn.

Erwas über ein Jahr mochte ich wohl in seinem
Dienste gewesen seyn, da wir endlich auch in meine
Geburts-Stadt Magdeburg reiseten. Jch hat-
te eine besondere Freude, da ich nicht allein meine
ehemahligen Spiel-Plätze, sondern auch das Haus
wieder fand, worinnen mein sel. Vater gewohnet
hatte, ohngeachtet sich itzo gantz andere Leute in dem-
selben befanden. Nach wenig Tagen aber traff
ich von ohngefehr denjenigen Zimmermann auf der
Strasse an, von welchem mein Vater oder Mutter
gewöhnlich das Wochen-Lohn geholet hatten. Es
war mir fast unmöglich diesen Mann unangeredet
passiren zu lassen, und da solches geschehen, erkannte
er mich so gleich vor denienigen, vor welchen ich mich
ausgab, nahm mich auch mit in ein Bier-Haus, all-
wo ich nicht unterlassen konte ihm meine und meiner
Mutter, nach des Vaters Tode geführte Lebens-
Art, sonderlich aber das letztere übele Tractament
meines Stief-Vaters, zu berichten. Er wunderte
sich höchlich darüber, nachdem er aber auch die
Nachricht von meinem gegenwärtigen guten Zu-
stande erhalten, ermahnete mich der gute Mann
sehr treuhertzig, meinem Herrn ja mit beständiger Lie-
be und Gehorsam zugethan zu verbleiben, weil ein
solcher vornehmer Herr ohnfehlbar mich auf Le-
bens-Zeit glücklich machen könte. Wir sassen also
bis es Nacht wurde beysammen, ich machte mir ein
Vergnügen, vor diesen alten Bekandten, wider sei-
nen Willen, die Zeche gezahlt zu haben, wovor er mich

zur

da mich wegen der taͤglich genieſſenden Wohltha-
ten verbunden zu ſeyn erachtete, ihm mehr als an-
dern Menſchen, getreu und hold zu ſeyn.

Erwas uͤber ein Jahr mochte ich wohl in ſeinem
Dienſte geweſen ſeyn, da wir endlich auch in meine
Geburts-Stadt Magdeburg reiſeten. Jch hat-
te eine beſondere Freude, da ich nicht allein meine
ehemahligen Spiel-Plaͤtze, ſondern auch das Haus
wieder fand, worinnen mein ſel. Vater gewohnet
hatte, ohngeachtet ſich itzo gantz andere Leute in dem-
ſelben befanden. Nach wenig Tagen aber traff
ich von ohngefehr denjenigen Zimmermann auf der
Straſſe an, von welchem mein Vater oder Mutter
gewoͤhnlich das Wochen-Lohn geholet hatten. Es
war mir faſt unmoͤglich dieſen Mann unangeredet
paſſiren zu laſſen, und da ſolches geſchehen, erkannte
er mich ſo gleich vor denienigen, vor welchen ich mich
ausgab, nahm mich auch mit in ein Bier-Haus, all-
wo ich nicht unterlaſſen konte ihm meine und meiner
Mutter, nach des Vaters Tode gefuͤhrte Lebens-
Art, ſonderlich aber das letztere uͤbele Tractament
meines Stief-Vaters, zu berichten. Er wunderte
ſich hoͤchlich daruͤber, nachdem er aber auch die
Nachricht von meinem gegenwaͤrtigen guten Zu-
ſtande erhalten, ermahnete mich der gute Mann
ſehr treuhertzig, meinem Herrn ja mit beſtaͤndiger Lie-
be und Gehorſam zugethan zu verbleiben, weil ein
ſolcher vornehmer Herr ohnfehlbar mich auf Le-
bens-Zeit gluͤcklich machen koͤnte. Wir ſaſſen alſo
bis es Nacht wurde beyſammen, ich machte mir ein
Vergnuͤgen, vor dieſen alten Bekandten, wider ſei-
nen Willen, die Zeche gezahlt zu haben, wovor er mich

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[479/0495] da mich wegen der taͤglich genieſſenden Wohltha- ten verbunden zu ſeyn erachtete, ihm mehr als an- dern Menſchen, getreu und hold zu ſeyn. Erwas uͤber ein Jahr mochte ich wohl in ſeinem Dienſte geweſen ſeyn, da wir endlich auch in meine Geburts-Stadt Magdeburg reiſeten. Jch hat- te eine beſondere Freude, da ich nicht allein meine ehemahligen Spiel-Plaͤtze, ſondern auch das Haus wieder fand, worinnen mein ſel. Vater gewohnet hatte, ohngeachtet ſich itzo gantz andere Leute in dem- ſelben befanden. Nach wenig Tagen aber traff ich von ohngefehr denjenigen Zimmermann auf der Straſſe an, von welchem mein Vater oder Mutter gewoͤhnlich das Wochen-Lohn geholet hatten. Es war mir faſt unmoͤglich dieſen Mann unangeredet paſſiren zu laſſen, und da ſolches geſchehen, erkannte er mich ſo gleich vor denienigen, vor welchen ich mich ausgab, nahm mich auch mit in ein Bier-Haus, all- wo ich nicht unterlaſſen konte ihm meine und meiner Mutter, nach des Vaters Tode gefuͤhrte Lebens- Art, ſonderlich aber das letztere uͤbele Tractament meines Stief-Vaters, zu berichten. Er wunderte ſich hoͤchlich daruͤber, nachdem er aber auch die Nachricht von meinem gegenwaͤrtigen guten Zu- ſtande erhalten, ermahnete mich der gute Mann ſehr treuhertzig, meinem Herrn ja mit beſtaͤndiger Lie- be und Gehorſam zugethan zu verbleiben, weil ein ſolcher vornehmer Herr ohnfehlbar mich auf Le- bens-Zeit gluͤcklich machen koͤnte. Wir ſaſſen alſo bis es Nacht wurde beyſammen, ich machte mir ein Vergnuͤgen, vor dieſen alten Bekandten, wider ſei- nen Willen, die Zeche gezahlt zu haben, wovor er mich zur

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/495>, abgerufen am 22.11.2024.