Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachdem ich vor nunmehro 3. Jahren auf der
Reise aus Amsterdam, bis Angsichts dieser glück-
seligen Jnsul, von meinem allerbesten und werthe-
sten Patrone, gegenwärtigen Herrn Wolffgang
sattsame Instructiones, wegen meiner künfftigen
Aufführung, fortzusetzenden Reise und endlichen
Rückkehr erhalten, auch wie ihnen allerseits wis-
send seyn wird, behörigen Abschied genommen hat-
te, führete mich ein nicht allzugütiger Wind bey
nahe zwey Monat fort, ohne das geringste Unge-
mach zu empfinden, endlich aber wurde uns bange,
da das süsse Wasser, und das Brenn-Holtz gantz
auf die Neige gekommen war, und wir nicht wuß-
ten, zu welcher Seite wir uns wenden solten, etwa
eine Jnsul anzutreffen, auf welcher dieser Mangel
ersetzt, und auch sonsten ein oder andere nöthige
Verbesserung am Schiff vorgenommen werden
könte. Ehe aber unser Wunsch erfüllet wurde, mußten
wir einen entsetzlichen Sturm ausstehen, welcher
bis in den 11ten Tag anhielt, und uns nicht allein
dergestalt abgemattet, sondern auch das Schiff,
ohngeacht es ungemein dauerhafft gebauet war,
also zugerichtet hatte, daß, wo sich nicht bald Land
zeigte, nichts gewissers als das Verschmachten und
Versincken zu vermuthen war.

Zwey Tage nach dem gewünschten Abschiede des
Sturms, traffen wir ein in letzten Zügen liegendes
Portugiesisches Schiff an, dessen Gefahr wir den-
noch weit grösser als die Unsrige befanden, denn es
saß auf einer verdeckten Sandbanck dergestalt feste,
als ob es angenagelt wäre, und einen Flinten-
Schuß davon, rageten die Masten eines andern

ver
k k 5

Nachdem ich vor nunmehro 3. Jahren auf der
Reiſe aus Amſterdam, bis Angſichts dieſer gluͤck-
ſeligen Jnſul, von meinem allerbeſten und werthe-
ſten Patrone, gegenwaͤrtigen Herrn Wolffgang
ſattſame Inſtructiones, wegen meiner kuͤnfftigen
Auffuͤhrung, fortzuſetzenden Reiſe und endlichen
Ruͤckkehr erhalten, auch wie ihnen allerſeits wiſ-
ſend ſeyn wird, behoͤrigen Abſchied genommen hat-
te, fuͤhrete mich ein nicht allzuguͤtiger Wind bey
nahe zwey Monat fort, ohne das geringſte Unge-
mach zu empfinden, endlich aber wurde uns bange,
da das ſuͤſſe Waſſer, und das Brenn-Holtz gantz
auf die Neige gekommen war, und wir nicht wuß-
ten, zu welcher Seite wir uns wenden ſolten, etwa
eine Jnſul anzutreffen, auf welcher dieſer Mangel
erſetzt, und auch ſonſten ein oder andere noͤthige
Verbeſſerung am Schiff vorgenommen werden
koͤnte. Ehe aber unſer Wunſch erfuͤllet wurde, mußten
wir einen entſetzlichen Sturm ausſtehen, welcher
bis in den 11ten Tag anhielt, und uns nicht allein
dergeſtalt abgemattet, ſondern auch das Schiff,
ohngeacht es ungemein dauerhafft gebauet war,
alſo zugerichtet hatte, daß, wo ſich nicht bald Land
zeigte, nichts gewiſſers als das Verſchmachten und
Verſincken zu vermuthen war.

Zwey Tage nach dem gewuͤnſchten Abſchiede des
Sturms, traffen wir ein in letzten Zuͤgen liegendes
Portugieſiſches Schiff an, deſſen Gefahr wir den-
noch weit groͤſſer als die Unſrige befanden, denn es
ſaß auf einer verdeckten Sandbanck dergeſtalt feſte,
als ob es angenagelt waͤre, und einen Flinten-
Schuß davon, rageten die Maſten eines andern

ver
k k 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0537" n="521"/>
            <p>Nachdem ich vor nunmehro 3. Jahren auf der<lb/>
Rei&#x017F;e aus Am&#x017F;terdam, bis Ang&#x017F;ichts die&#x017F;er glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligen Jn&#x017F;ul, von meinem allerbe&#x017F;ten und werthe-<lb/>
&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Patrone,</hi> gegenwa&#x0364;rtigen Herrn Wolffgang<lb/>
&#x017F;att&#x017F;ame <hi rendition="#aq">In&#x017F;tructiones,</hi> wegen meiner ku&#x0364;nfftigen<lb/>
Auffu&#x0364;hrung, fortzu&#x017F;etzenden Rei&#x017F;e und endlichen<lb/>
Ru&#x0364;ckkehr erhalten, auch wie ihnen aller&#x017F;eits wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;end &#x017F;eyn wird, beho&#x0364;rigen Ab&#x017F;chied genommen hat-<lb/>
te, fu&#x0364;hrete mich ein nicht allzugu&#x0364;tiger Wind bey<lb/>
nahe zwey Monat fort, ohne das gering&#x017F;te Unge-<lb/>
mach zu empfinden, endlich aber wurde uns bange,<lb/>
da das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Wa&#x017F;&#x017F;er, und das Brenn-Holtz gantz<lb/>
auf die Neige gekommen war, und wir nicht wuß-<lb/>
ten, zu welcher Seite wir uns wenden &#x017F;olten, etwa<lb/>
eine Jn&#x017F;ul anzutreffen, auf welcher die&#x017F;er Mangel<lb/>
er&#x017F;etzt, und auch &#x017F;on&#x017F;ten ein oder andere no&#x0364;thige<lb/>
Verbe&#x017F;&#x017F;erung am Schiff vorgenommen werden<lb/>
ko&#x0364;nte. Ehe aber un&#x017F;er Wun&#x017F;ch erfu&#x0364;llet wurde, mußten<lb/>
wir einen ent&#x017F;etzlichen Sturm aus&#x017F;tehen, welcher<lb/>
bis in den 11ten Tag anhielt, und uns nicht allein<lb/>
derge&#x017F;talt abgemattet, &#x017F;ondern auch das Schiff,<lb/>
ohngeacht es ungemein dauerhafft gebauet war,<lb/>
al&#x017F;o zugerichtet hatte, daß, wo &#x017F;ich nicht bald Land<lb/>
zeigte, nichts gewi&#x017F;&#x017F;ers als das Ver&#x017F;chmachten und<lb/>
Ver&#x017F;incken zu vermuthen war.</p><lb/>
            <p>Zwey Tage nach dem gewu&#x0364;n&#x017F;chten Ab&#x017F;chiede des<lb/>
Sturms, traffen wir ein in letzten Zu&#x0364;gen liegendes<lb/>
Portugie&#x017F;i&#x017F;ches Schiff an, de&#x017F;&#x017F;en Gefahr wir den-<lb/>
noch weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als die Un&#x017F;rige befanden, denn es<lb/>
&#x017F;aß auf einer verdeckten Sandbanck derge&#x017F;talt fe&#x017F;te,<lb/>
als ob es angenagelt wa&#x0364;re, und einen Flinten-<lb/>
Schuß davon, rageten die Ma&#x017F;ten eines andern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">k k 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ver</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[521/0537] Nachdem ich vor nunmehro 3. Jahren auf der Reiſe aus Amſterdam, bis Angſichts dieſer gluͤck- ſeligen Jnſul, von meinem allerbeſten und werthe- ſten Patrone, gegenwaͤrtigen Herrn Wolffgang ſattſame Inſtructiones, wegen meiner kuͤnfftigen Auffuͤhrung, fortzuſetzenden Reiſe und endlichen Ruͤckkehr erhalten, auch wie ihnen allerſeits wiſ- ſend ſeyn wird, behoͤrigen Abſchied genommen hat- te, fuͤhrete mich ein nicht allzuguͤtiger Wind bey nahe zwey Monat fort, ohne das geringſte Unge- mach zu empfinden, endlich aber wurde uns bange, da das ſuͤſſe Waſſer, und das Brenn-Holtz gantz auf die Neige gekommen war, und wir nicht wuß- ten, zu welcher Seite wir uns wenden ſolten, etwa eine Jnſul anzutreffen, auf welcher dieſer Mangel erſetzt, und auch ſonſten ein oder andere noͤthige Verbeſſerung am Schiff vorgenommen werden koͤnte. Ehe aber unſer Wunſch erfuͤllet wurde, mußten wir einen entſetzlichen Sturm ausſtehen, welcher bis in den 11ten Tag anhielt, und uns nicht allein dergeſtalt abgemattet, ſondern auch das Schiff, ohngeacht es ungemein dauerhafft gebauet war, alſo zugerichtet hatte, daß, wo ſich nicht bald Land zeigte, nichts gewiſſers als das Verſchmachten und Verſincken zu vermuthen war. Zwey Tage nach dem gewuͤnſchten Abſchiede des Sturms, traffen wir ein in letzten Zuͤgen liegendes Portugieſiſches Schiff an, deſſen Gefahr wir den- noch weit groͤſſer als die Unſrige befanden, denn es ſaß auf einer verdeckten Sandbanck dergeſtalt feſte, als ob es angenagelt waͤre, und einen Flinten- Schuß davon, rageten die Maſten eines andern ver k k 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/537
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/537>, abgerufen am 21.11.2024.