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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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jenigen Waaren, welche mir der Herr Wolffgang in
Commission
anvertrauet, und auch dasjenige, was
ich so wohl als viele andere vor mich selbst mit ge-
nommen hatte, fand überall Liebhaber genug, da
aber der Capitain Wodley merckte, daß ich gegen
Gold und Specereyen, sonderlich aber gegen unge-
meine schöne Diamanten allzuviel losschlagen wolte,
sprach er insgeheim zu mir: Mein Freund, übereilet
euch nicht mit Verstechung eurer Waaren, vor wel-
che ihr anderer Orten weit mehr Gold, die Spece-
reyen aber fast umsonst bekommen könnet, was
aber die Diamanten anbelanget, so kauffet die schön-
sten auf, denn in gantz Ost- und West-Jndien wer-
det ihr dergleichen nicht leicht feiner und wohlfeiler
finden, eure Leute lasset von ihren Güthern immer-
hin verhandeln so viel als sie wollen, denn auf solche
Art wird euer Schiff lediger, und desto bequemer,
andere nützliche Waaren vor euch selbst einzuneh-
men.

Jch vor meine Person konte mir fast nicht einbil-
den, irgendswo eine vortheilhafftere Handelschafft
anzutreffen als allhier, allein da der ehrliche Capi-
tain Wodley
sein gantzes Hertze gegen mich aus-
schüttete und sich sehr obligirte, uns auf einige kleine
Jnsuln in der Gegend der Philippinischen zu füh-
ren, allwo wir Gold und Specereyen zur Gnüge an-
treffen würden, folgte ich nicht allein dem guten Ra-
the, sondern überließ mich seiner guten Vorsorge fast
gäntzlich.

Meine Geferten aber, die etwas zu verhandeln
hatten, wie dem Herrn Wolffgang bekandt ist,
waren mehrentheils junge unerfahrne Kauffleute,

schlu-
II. Theil. l l

jenigen Waaren, welche mir der Herr Wolffgang in
Commiſſion
anvertrauet, und auch dasjenige, was
ich ſo wohl als viele andere vor mich ſelbſt mit ge-
nommen hatte, fand uͤberall Liebhaber genug, da
aber der Capitain Wodley merckte, daß ich gegen
Gold und Specereyen, ſonderlich aber gegen unge-
meine ſchoͤne Diamanten allzuviel losſchlagen wolte,
ſprach er insgeheim zu mir: Mein Freund, uͤbereilet
euch nicht mit Verſtechung eurer Waaren, vor wel-
che ihr anderer Orten weit mehr Gold, die Spece-
reyen aber faſt umſonſt bekommen koͤnnet, was
aber die Diamanten anbelanget, ſo kauffet die ſchoͤn-
ſten auf, denn in gantz Oſt- und Weſt-Jndien wer-
det ihr dergleichen nicht leicht feiner und wohlfeiler
finden, eure Leute laſſet von ihren Guͤthern immer-
hin verhandeln ſo viel als ſie wollen, denn auf ſolche
Art wird euer Schiff lediger, und deſto bequemer,
andere nuͤtzliche Waaren vor euch ſelbſt einzuneh-
men.

Jch vor meine Perſon konte mir faſt nicht einbil-
den, irgendswo eine vortheilhafftere Handelſchafft
anzutreffen als allhier, allein da der ehrliche Capi-
tain Wodley
ſein gantzes Hertze gegen mich aus-
ſchuͤttete und ſich ſehr obligirte, uns auf einige kleine
Jnſuln in der Gegend der Philippiniſchen zu fuͤh-
ren, allwo wir Gold und Specereyen zur Gnuͤge an-
treffen wuͤrden, folgte ich nicht allein dem guten Ra-
the, ſondern uͤberließ mich ſeiner guten Vorſorge faſt
gaͤntzlich.

Meine Geferten aber, die etwas zu verhandeln
hatten, wie dem Herrn Wolffgang bekandt iſt,
waren mehrentheils junge unerfahrne Kauffleute,

ſchlu-
II. Theil. l l
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[529/0545] jenigen Waaren, welche mir der Herr Wolffgang in Commiſſion anvertrauet, und auch dasjenige, was ich ſo wohl als viele andere vor mich ſelbſt mit ge- nommen hatte, fand uͤberall Liebhaber genug, da aber der Capitain Wodley merckte, daß ich gegen Gold und Specereyen, ſonderlich aber gegen unge- meine ſchoͤne Diamanten allzuviel losſchlagen wolte, ſprach er insgeheim zu mir: Mein Freund, uͤbereilet euch nicht mit Verſtechung eurer Waaren, vor wel- che ihr anderer Orten weit mehr Gold, die Spece- reyen aber faſt umſonſt bekommen koͤnnet, was aber die Diamanten anbelanget, ſo kauffet die ſchoͤn- ſten auf, denn in gantz Oſt- und Weſt-Jndien wer- det ihr dergleichen nicht leicht feiner und wohlfeiler finden, eure Leute laſſet von ihren Guͤthern immer- hin verhandeln ſo viel als ſie wollen, denn auf ſolche Art wird euer Schiff lediger, und deſto bequemer, andere nuͤtzliche Waaren vor euch ſelbſt einzuneh- men. Jch vor meine Perſon konte mir faſt nicht einbil- den, irgendswo eine vortheilhafftere Handelſchafft anzutreffen als allhier, allein da der ehrliche Capi- tain Wodley ſein gantzes Hertze gegen mich aus- ſchuͤttete und ſich ſehr obligirte, uns auf einige kleine Jnſuln in der Gegend der Philippiniſchen zu fuͤh- ren, allwo wir Gold und Specereyen zur Gnuͤge an- treffen wuͤrden, folgte ich nicht allein dem guten Ra- the, ſondern uͤberließ mich ſeiner guten Vorſorge faſt gaͤntzlich. Meine Geferten aber, die etwas zu verhandeln hatten, wie dem Herrn Wolffgang bekandt iſt, waren mehrentheils junge unerfahrne Kauffleute, ſchlu- II. Theil. l l

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/545>, abgerufen am 22.11.2024.