ringerte, und zwar solchergestalt: Es befanden sich auf diesem Lande in Wahrheit sehr viele, vor andern Jndianerinnen wohlgebildete Weibs-Personen, welche sonderlich die Europäer, der weissen Haut we- gen wohl leiden können. Ob nun schon dieselben von ihren Eltern, Befreunden und Männern ziem- lich gehütet werden, so wissen sie doch so gut, als un- ser Europäisches Frauenzimmer, leichtlich heimliche Zusammenkünffte anzustellen, zumahlen wenn sich die weissen Manns-Personen fein freygebig gegen dieselben anstellen. Nun hatte sich einer von mei- nen Leuten, nemlich Jonas Branckel, ein junger liederlicher Kauffmanns Sohn aus Rotterdam, der sein väterliches Erbtheil bis auf etliche 100. Thlr. verthan, und dieserwegen die Reise nach Ost-Jn- dien angetreten, in eine junge Ehe-Frau sterblich ver- liebt, auch bereits verschiedene mahl Gelegenheit ge- funden selbige nach seinem Wunsche zu bedienen. Dieses merckt ein daselbst in Besatzung liegender Holländischer Soldat, der ohnfehlbar vorhero eben- falls mit dieser Ehe-Frauen in schändlicher Bekandt- schafft mag gelebt haben, steckt es derowegen ihrem Ehe-Manne, welcher sogleich auf Rache bedacht ist, und noch selbigen Tages einen Meuchelmörder er- kaufft, um den fremden Liebhaber seiner Frauen hin- zurichten.
Jonas Branckel wurde folgendes Tages durch eines unbekandten Zuschrifft gewarnet, sich bey zei- ten aus dem Staube zu machen, oder wenigstens seine Maitresse zu quittiren, allein er lachte darzu, und machte aus der gantzen Sache einen Spaß, etwa 2. oder 3. Tage hernach aber, da er nebst 4.
seiner
l l 2
ringerte, und zwar ſolchergeſtalt: Es befanden ſich auf dieſem Lande in Wahrheit ſehr viele, vor andern Jndianerinnen wohlgebildete Weibs-Perſonen, welche ſonderlich die Europaͤer, der weiſſen Haut we- gen wohl leiden koͤnnen. Ob nun ſchon dieſelben von ihren Eltern, Befreunden und Maͤnnern ziem- lich gehuͤtet werden, ſo wiſſen ſie doch ſo gut, als un- ſer Europaͤiſches Frauenzimmer, leichtlich heimliche Zuſammenkuͤnffte anzuſtellen, zumahlen wenn ſich die weiſſen Manns-Perſonen fein freygebig gegen dieſelben anſtellen. Nun hatte ſich einer von mei- nen Leuten, nemlich Jonas Branckel, ein junger liederlicher Kauffmanns Sohn aus Rotterdam, der ſein vaͤterliches Erbtheil bis auf etliche 100. Thlr. verthan, und dieſerwegen die Reiſe nach Oſt-Jn- dien angetreten, in eine junge Ehe-Frau ſterblich ver- liebt, auch bereits verſchiedene mahl Gelegenheit ge- funden ſelbige nach ſeinem Wunſche zu bedienen. Dieſes merckt ein daſelbſt in Beſatzung liegender Hollaͤndiſcher Soldat, der ohnfehlbar vorhero eben- falls mit dieſer Ehe-Frauen in ſchaͤndlicher Bekandt- ſchafft mag gelebt haben, ſteckt es derowegen ihrem Ehe-Manne, welcher ſogleich auf Rache bedacht iſt, und noch ſelbigen Tages einen Meuchelmoͤrder er- kaufft, um den fremden Liebhaber ſeiner Frauen hin- zurichten.
Jonas Branckel wurde folgendes Tages durch eines unbekandten Zuſchrifft gewarnet, ſich bey zei- ten aus dem Staube zu machen, oder wenigſtens ſeine Maitreſſe zu quittiren, allein er lachte darzu, und machte aus der gantzen Sache einen Spaß, etwa 2. oder 3. Tage hernach aber, da er nebſt 4.
ſeiner
l l 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0547"n="531"/>
ringerte, und zwar ſolchergeſtalt: Es befanden ſich<lb/>
auf dieſem Lande in Wahrheit ſehr viele, vor andern<lb/>
Jndianerinnen wohlgebildete Weibs-Perſonen,<lb/>
welche ſonderlich die Europaͤer, der weiſſen Haut we-<lb/>
gen wohl leiden koͤnnen. Ob nun ſchon dieſelben<lb/>
von ihren Eltern, Befreunden und Maͤnnern ziem-<lb/>
lich gehuͤtet werden, ſo wiſſen ſie doch ſo gut, als un-<lb/>ſer Europaͤiſches Frauenzimmer, leichtlich heimliche<lb/>
Zuſammenkuͤnffte anzuſtellen, zumahlen wenn ſich<lb/>
die weiſſen Manns-Perſonen fein freygebig gegen<lb/>
dieſelben anſtellen. Nun hatte ſich einer von mei-<lb/>
nen Leuten, nemlich <hirendition="#aq">Jonas Branckel,</hi> ein junger<lb/>
liederlicher Kauffmanns Sohn aus Rotterdam, der<lb/>ſein vaͤterliches Erbtheil bis auf etliche 100. Thlr.<lb/>
verthan, und dieſerwegen die Reiſe nach Oſt-Jn-<lb/>
dien angetreten, in eine junge Ehe-Frau ſterblich ver-<lb/>
liebt, auch bereits verſchiedene mahl Gelegenheit ge-<lb/>
funden ſelbige nach ſeinem Wunſche zu bedienen.<lb/>
Dieſes merckt ein daſelbſt in Beſatzung liegender<lb/>
Hollaͤndiſcher Soldat, der ohnfehlbar vorhero eben-<lb/>
falls mit dieſer Ehe-Frauen in ſchaͤndlicher Bekandt-<lb/>ſchafft mag gelebt haben, ſteckt es derowegen ihrem<lb/>
Ehe-Manne, welcher ſogleich auf Rache bedacht iſt,<lb/>
und noch ſelbigen Tages einen Meuchelmoͤrder er-<lb/>
kaufft, um den fremden Liebhaber ſeiner Frauen hin-<lb/>
zurichten.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Jonas Branckel</hi> wurde folgendes Tages durch<lb/>
eines unbekandten Zuſchrifft gewarnet, ſich bey zei-<lb/>
ten aus dem Staube zu machen, oder wenigſtens<lb/>ſeine <hirendition="#aq">Maitreſſe</hi> zu <hirendition="#aq">quitti</hi>ren, allein er lachte darzu,<lb/>
und machte aus der gantzen Sache einen Spaß,<lb/>
etwa 2. oder 3. Tage hernach aber, da er nebſt 4.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">l l 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſeiner</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[531/0547]
ringerte, und zwar ſolchergeſtalt: Es befanden ſich
auf dieſem Lande in Wahrheit ſehr viele, vor andern
Jndianerinnen wohlgebildete Weibs-Perſonen,
welche ſonderlich die Europaͤer, der weiſſen Haut we-
gen wohl leiden koͤnnen. Ob nun ſchon dieſelben
von ihren Eltern, Befreunden und Maͤnnern ziem-
lich gehuͤtet werden, ſo wiſſen ſie doch ſo gut, als un-
ſer Europaͤiſches Frauenzimmer, leichtlich heimliche
Zuſammenkuͤnffte anzuſtellen, zumahlen wenn ſich
die weiſſen Manns-Perſonen fein freygebig gegen
dieſelben anſtellen. Nun hatte ſich einer von mei-
nen Leuten, nemlich Jonas Branckel, ein junger
liederlicher Kauffmanns Sohn aus Rotterdam, der
ſein vaͤterliches Erbtheil bis auf etliche 100. Thlr.
verthan, und dieſerwegen die Reiſe nach Oſt-Jn-
dien angetreten, in eine junge Ehe-Frau ſterblich ver-
liebt, auch bereits verſchiedene mahl Gelegenheit ge-
funden ſelbige nach ſeinem Wunſche zu bedienen.
Dieſes merckt ein daſelbſt in Beſatzung liegender
Hollaͤndiſcher Soldat, der ohnfehlbar vorhero eben-
falls mit dieſer Ehe-Frauen in ſchaͤndlicher Bekandt-
ſchafft mag gelebt haben, ſteckt es derowegen ihrem
Ehe-Manne, welcher ſogleich auf Rache bedacht iſt,
und noch ſelbigen Tages einen Meuchelmoͤrder er-
kaufft, um den fremden Liebhaber ſeiner Frauen hin-
zurichten.
Jonas Branckel wurde folgendes Tages durch
eines unbekandten Zuſchrifft gewarnet, ſich bey zei-
ten aus dem Staube zu machen, oder wenigſtens
ſeine Maitreſſe zu quittiren, allein er lachte darzu,
und machte aus der gantzen Sache einen Spaß,
etwa 2. oder 3. Tage hernach aber, da er nebſt 4.
ſeiner
l l 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/547>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.