seiner Cameraden aus einem Schenck-Hause ge- het und sich, ohngeacht es kaum Mittag war, schon ziemlich berauscht hatte, kömmt plötzlich ein toller Maccassarischer Bube aus einem andern Hause gesprungen, und indem er etliche mahl Moka! Mo- ka! schreyet, läufft er hurtig auf Brankeln zu, und legt denselben mit einem eintzigen Dolch-Stiche zu Boden. Branckels Cameraden ziehen zwar vom Leder und wollen ihres Zech-Bruders Tod rächen, stechen auch gewaltig auf den Macasser los, der aber, weil er nicht nur unter den Kleidern gehar- nischt, sondern auch durch einen, bey ihnen gebräuch- lichen starcken Tranck zur ausserordentlichen Toll- kühnheit gereitzt ist, sich nicht das geringste darum bekümmert, sondern seine 4. Gegner mit dem grossen Seiten-Gewehre dergestalt zurichtet, daß sie noch vor Anbruch des andern Tages, so wohl als Jonas Branckel, ihren Geist aufgeben mußten Denn es ist zu mercken, daß diejenigen Maccasser, oder Celebes, welche auf das Moka-Schreyen, oder deutlicher zu sagen, Mord- und Todschlagen ausgehen, ihre Dol- che, Schwerdter und Pfeile dergestalt vergifften, daß ein damit Verwundeter nicht leicht beym Leben bleibt, wenn ihm nicht mit dem Saffte aus den Blättern ei- nes gewissen Baumes bey zeiten Hülffe gethan wird. Wir brauchten zwar durch Vorschub etlicher redli- cher Leute dieses Mittel auch, allein die Wunden wa- ren entweder zu groß, oder die Artzeney war bereits zu spät angekommen.
Am allermerckwürdigsten kam mir dieses bey der gantzen Sache vor, daß Jonas Branckeln, wie er uns allen wenige Monate vorher erzehlet hatte,
durch
ſeiner Cameraden aus einem Schenck-Hauſe ge- het und ſich, ohngeacht es kaum Mittag war, ſchon ziemlich berauſcht hatte, koͤmmt ploͤtzlich ein toller Maccaſſariſcher Bube aus einem andern Hauſe geſprungen, und indem er etliche mahl Moka! Mo- ka! ſchreyet, laͤufft er hurtig auf Brankeln zu, und legt denſelben mit einem eintzigen Dolch-Stiche zu Boden. Branckels Cameraden ziehen zwar vom Leder und wollen ihres Zech-Bruders Tod raͤchen, ſtechen auch gewaltig auf den Macaſſer los, der aber, weil er nicht nur unter den Kleidern gehar- niſcht, ſondern auch durch einen, bey ihnen gebraͤuch- lichen ſtarcken Tranck zur auſſerordentlichen Toll- kuͤhnheit gereitzt iſt, ſich nicht das geringſte darum bekuͤmmert, ſondern ſeine 4. Gegner mit dem groſſen Seiten-Gewehre dergeſtalt zurichtet, daß ſie noch vor Anbruch des andern Tages, ſo wohl als Jonas Branckel, ihren Geiſt aufgeben mußten Denn es iſt zu mercken, daß diejenigen Maccaſſer, oder Celebes, welche auf das Moka-Schreyen, oder deutlicher zu ſagen, Mord- und Todſchlagen ausgehen, ihre Dol- che, Schwerdter und Pfeile dergeſtalt vergifften, daß ein damit Verwundeter nicht leicht beym Leben bleibt, wenn ihm nicht mit dem Saffte aus den Blaͤttern ei- nes gewiſſen Baumes bey zeiten Huͤlffe gethan wird. Wir brauchten zwar durch Vorſchub etlicher redli- cher Leute dieſes Mittel auch, allein die Wunden wa- ren entweder zu groß, oder die Artzeney war bereits zu ſpaͤt angekommen.
Am allermerckwuͤrdigſten kam mir dieſes bey der gantzen Sache vor, daß Jonas Branckeln, wie er uns allen wenige Monate vorher erzehlet hatte,
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ſeiner Cameraden aus einem Schenck-Hauſe ge-
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ziemlich berauſcht hatte, koͤmmt ploͤtzlich ein toller
Maccaſſariſcher Bube aus einem andern Hauſe
geſprungen, und indem er etliche mahl Moka! Mo-
ka! ſchreyet, laͤufft er hurtig auf Brankeln zu, und
legt denſelben mit einem eintzigen Dolch-Stiche zu
Boden. Branckels Cameraden ziehen zwar vom
Leder und wollen ihres Zech-Bruders Tod raͤchen,
ſtechen auch gewaltig auf den Macaſſer los, der
aber, weil er nicht nur unter den Kleidern gehar-
niſcht, ſondern auch durch einen, bey ihnen gebraͤuch-
lichen ſtarcken Tranck zur auſſerordentlichen Toll-
kuͤhnheit gereitzt iſt, ſich nicht das geringſte darum
bekuͤmmert, ſondern ſeine 4. Gegner mit dem groſſen
Seiten-Gewehre dergeſtalt zurichtet, daß ſie noch
vor Anbruch des andern Tages, ſo wohl als Jonas
Branckel, ihren Geiſt aufgeben mußten Denn es iſt
zu mercken, daß diejenigen Maccaſſer, oder Celebes,
welche auf das Moka-Schreyen, oder deutlicher zu
ſagen, Mord- und Todſchlagen ausgehen, ihre Dol-
che, Schwerdter und Pfeile dergeſtalt vergifften, daß
ein damit Verwundeter nicht leicht beym Leben bleibt,
wenn ihm nicht mit dem Saffte aus den Blaͤttern ei-
nes gewiſſen Baumes bey zeiten Huͤlffe gethan wird.
Wir brauchten zwar durch Vorſchub etlicher redli-
cher Leute dieſes Mittel auch, allein die Wunden wa-
ren entweder zu groß, oder die Artzeney war bereits
zu ſpaͤt angekommen.
Am allermerckwuͤrdigſten kam mir dieſes bey
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/548>, abgerufen am 21.11.2024.
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