fahren ließ, und ihm nunmehro in einem Briefe, meine Person zu seinen Diensten offerirte, ohnge- acht ich wußte, daß in seiner Stadt ein Jesuiter-Col- legium anzutreffen, und dieselbe ausser dem mit vie- len Römisch-Catholischen Leuten angefüllet war, als vor welche Art Menschen ich mich zu fürchten gnug- same Ursache fande.
Kaum hatte ich diesem redlichen Manne meine Meinung überschrieben, als er gleich folgenden Post- Tag mir 4. spec. Ducaten Reise-Gelder überschick- te, und inständig bat, keinen Tag zu versäumen, son- dern aufs eiligste bey ihm zu erscheinen, welchem Bit- ten ich denn auch, nach genommenen Abschiede von den Meinigen, billige Folge leistete.
Es war der 28. April. 1716. mein Eberhard Ju- lius! (so redete damahls Hr. Mag. Schmeltzer ge- gen mich,) und zwar abends um 8. Uhr, da ich den ersten Fuß über eures Herrn Vaters Schwelle setz- te, ihr waret als ein wohlgezogener Knabe, so gefäl- lig, gleich bey dem ersten Eintritte mir entgegen zu lauffen und meine Hand zu küssen, welches mich der- massen afficirte, daß ich euch nachhero mit ungemei- ner Treue geliebet, auch 4. Jahre lang, nach mei- nem besten Vermögen so gezogen habe, wie ich es vor GOtt, meinem Gewissen, euren Eltern, und vor euch selbst jederzeit zu verantworten getraue. Sei- ten meiner ist an euch, eurer frommen Schwester, und andern dazu gezogenen vornehmen Kindern, nicht das geringste versäumt worden, jedennoch ha- be dabey einige Zeit gehabt, meine eigene Studia zu beobachten, und mich sehr öffters im predigen zu üben, anbey unverdienter Weise vielen ungesuchten
Ruhm,
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fahren ließ, und ihm nunmehro in einem Briefe, meine Perſon zu ſeinen Dienſten offerirte, ohnge- acht ich wußte, daß in ſeiner Stadt ein Jeſuiter-Col- legium anzutreffen, und dieſelbe auſſer dem mit vie- len Roͤmiſch-Catholiſchen Leuten angefuͤllet war, als vor welche Art Menſchen ich mich zu fuͤrchten gnug- ſame Urſache fande.
Kaum hatte ich dieſem redlichen Manne meine Meinung uͤberſchrieben, als er gleich folgenden Poſt- Tag mir 4. ſpec. Ducaten Reiſe-Gelder uͤberſchick- te, und inſtaͤndig bat, keinen Tag zu verſaͤumen, ſon- dern aufs eiligſte bey ihm zu erſcheinen, welchem Bit- ten ich denn auch, nach genommenen Abſchiede von den Meinigen, billige Folge leiſtete.
Es war der 28. April. 1716. mein Eberhard Ju- lius! (ſo redete damahls Hr. Mag. Schmeltzer ge- gen mich,) und zwar abends um 8. Uhr, da ich den erſten Fuß uͤber eures Herrn Vaters Schwelle ſetz- te, ihr waret als ein wohlgezogener Knabe, ſo gefaͤl- lig, gleich bey dem erſten Eintritte mir entgegen zu lauffen und meine Hand zu kuͤſſen, welches mich der- maſſen afficirte, daß ich euch nachhero mit ungemei- ner Treue geliebet, auch 4. Jahre lang, nach mei- nem beſten Vermoͤgen ſo gezogen habe, wie ich es vor GOtt, meinem Gewiſſen, euren Eltern, und vor euch ſelbſt jederzeit zu verantworten getraue. Sei- ten meiner iſt an euch, eurer frommen Schweſter, und andern dazu gezogenen vornehmen Kindern, nicht das geringſte verſaͤumt worden, jedennoch ha- be dabey einige Zeit gehabt, meine eigene Studia zu beobachten, und mich ſehr oͤffters im predigen zu uͤben, anbey unverdienter Weiſe vielen ungeſuchten
Ruhm,
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fahren ließ, und ihm nunmehro in einem Briefe,
meine Perſon zu ſeinen Dienſten offerirte, ohnge-
acht ich wußte, daß in ſeiner Stadt ein Jeſuiter-Col-
legium anzutreffen, und dieſelbe auſſer dem mit vie-
len Roͤmiſch-Catholiſchen Leuten angefuͤllet war, als
vor welche Art Menſchen ich mich zu fuͤrchten gnug-
ſame Urſache fande.
Kaum hatte ich dieſem redlichen Manne meine
Meinung uͤberſchrieben, als er gleich folgenden Poſt-
Tag mir 4. ſpec. Ducaten Reiſe-Gelder uͤberſchick-
te, und inſtaͤndig bat, keinen Tag zu verſaͤumen, ſon-
dern aufs eiligſte bey ihm zu erſcheinen, welchem Bit-
ten ich denn auch, nach genommenen Abſchiede von
den Meinigen, billige Folge leiſtete.
Es war der 28. April. 1716. mein Eberhard Ju-
lius! (ſo redete damahls Hr. Mag. Schmeltzer ge-
gen mich,) und zwar abends um 8. Uhr, da ich den
erſten Fuß uͤber eures Herrn Vaters Schwelle ſetz-
te, ihr waret als ein wohlgezogener Knabe, ſo gefaͤl-
lig, gleich bey dem erſten Eintritte mir entgegen zu
lauffen und meine Hand zu kuͤſſen, welches mich der-
maſſen afficirte, daß ich euch nachhero mit ungemei-
ner Treue geliebet, auch 4. Jahre lang, nach mei-
nem beſten Vermoͤgen ſo gezogen habe, wie ich es
vor GOtt, meinem Gewiſſen, euren Eltern, und vor
euch ſelbſt jederzeit zu verantworten getraue. Sei-
ten meiner iſt an euch, eurer frommen Schweſter,
und andern dazu gezogenen vornehmen Kindern,
nicht das geringſte verſaͤumt worden, jedennoch ha-
be dabey einige Zeit gehabt, meine eigene Studia zu
beobachten, und mich ſehr oͤffters im predigen zu
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/55>, abgerufen am 11.12.2024.
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